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Diskussion um Halles berühmteste Brücke Diskussion um Halles berühmteste Brücke: Alles spricht für den Namen Giebichenstein

Von Anne Schneemelcher 10.11.2015, 12:36
Die Giebichensteinbrücke in Kröllwitz.
Die Giebichensteinbrücke in Kröllwitz. Silvio Kison Lizenz

Halle (Saale) - Heißt sie nun Kröllwitzer Brücke oder Giebichensteinbrücke? Darüber entbrannte eine Diskussion unter MZ-Lesern. Deshalb hat die MZ ihre Leser gefragt, welcher Name am geläufigsten ist. Hintergrund der Diskussion sind die derzeit laufenden Bauarbeiten auf Halles wichtigster Saaleüberquerung.

Seit Montag ist ein Teil des Fußweges der Brücke von einem Bauzelt umhüllt, weil eine spezielle Kunststoffschicht nicht nass werden darf. In weniger als einer Woche beginnt dann auch der vierte und letzte Bau-Abschnitt auf der besagten Brücke zwischen Giebichenstein und Kröllwitz - Anfang Dezember sollen alle Bauarbeiten beendet sein.

Gibt Gedenktafel den Ausschlag?

Dietrich Cobet lebt mit Unterbrechungen seit 1940 auf der Kröllwitzer Seite und verbindet einiges mit der Brücke, die Ende der 1920er Jahre als Ersatz für eine Stahlbrücke von 1892 gebaut und im April 1945 gesprengt wurde. Bei der Zerstörung am Ende des Zweiten Weltkrieges flogen die Gesteinsbrocken nämlich bis in den Garten seiner Familie im Hohen Weg, „wo wir als Kinder spielten“. „Zugegeben: Wie ich sprachen und sprechen die meisten Kröllwitzer von der Kröllwitzer Brücke“, schreibt er. Dennoch weiß er, dass es sich dabei nicht um die korrekte Bezeichnung handle. Das beweise eine eingelassene Tafel auf der Giebichensteinbrücke. Die stammt noch aus der Zeit, als die Stahlbrücke ersetzt wurde. Eine weitere Tafel wurde beim Wiederaufbau nach der Sprengung angebracht.

Auf jene Tafeln, die im Mauerwerk unterhalb der Burg und unterhalb der Bergschenke angebracht sind, verweist auch Jochen Kuhnt. Auf ihnen ist der Name Giebichensteinbrücke zu lesen, sowie der Tag der Zerstörung und das Datum des Wiederaufbaus, schreibt er. Außerdem wird „in den einschlägigen Stadtplänen für Halle immer die Giebichensteinbrücke genannt.“

Das gilt aber nicht nur für Stadtpläne. Aribert Reinicke beruft sich auf einen Wasserführer für Faltboot- und Kanufahrer. In „Saale, Hof-Mündung“ von 1930 wird die Brücke als Giebichensteinbrücke bezeichnet, schreibt er. Dort heißt es ganz genau: „Wir kreuzen die Peißnitz- und später die Giebichensteinbrücke, und von rechts, von steil nach der Saale abfallendem Felsen, grüßt uns die imposante Burgruine Giebichenstein, die der Dreißigjährige Krieg, ebenso wie die weiter abseits liegende Moritzburg, vernichtete.“

Postkarte von 1892 sagt etwas anderes

Doch allen Hinweisen auf den Namen Giebichensteinbrücke zum Trotz ist Leserin Erika Damm davon überzeigt, dass es sich um die Kröllwitzer Brücke handeln muss. Das ist ihr nicht zu verdenken, liefert sie doch mit einer eingesendeten Postkarte von 1892 einen guten Beweis.

Auf dieser ist die Stahlbrückenkonstruktion zu sehen. „Schon damals hieß sie Cröllwitzer Brücke“, schreibt die Leserin und verweist auf die Postkarte. In Kröllwitz geboren, nennt sie den Stadtteil seit 68 Jahren ihre Heimat und kennt die Brücke nur unter diesem Namen. „Halle soll sich endlich an den richtigen Namen halten und überall Kröllwitzer Brücke schreiben“, meint Damm. (mz)

Auf der Tafel im Mauerwerk steht "Giebichensteinbrücke".
Auf der Tafel im Mauerwerk steht "Giebichensteinbrücke".
Dietrich Cobet Lizenz
Auf dieser alten colorierten Postkarte von 1892 ist von der „Cröllwitzer Brücke“ die Rede.
Auf dieser alten colorierten Postkarte von 1892 ist von der „Cröllwitzer Brücke“ die Rede.
Erika Damm Lizenz