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Diskus-Olympiasiegerin Diskus-Olympiasiegerin: Ilke Wyludda nach Amputation wieder zu Hause

Von PETRA SZAG 09.06.2011, 18:43

FREYBURG/MZ. - Die Vorfreude ist aus Ilke Wyluddas Stimme herauszuhören. "Ich kann die Pfingstfeiertage mit meiner Familie verbringen. Das ist schön", sagt die 42-Jährige überglücklich. Nach 28 Wochen im Krankenhaus, einer Unterschenkelamputation und einigen Nachfolge-Operationen genießt Halles früheres Sport-Ass das, was früher doch so normal und selbstverständlich war: ihr Leben außerhalb des Krankenbetts. Vor einer Woche durften ihre Eltern sie endlich aus dem Bergmannstrost holen. Ellen und Gerhard Wyludda nahmen ihre Tochter mit nach Freyburg. In ihrer häuslichen Idylle wollen die beiden sie richtig verwöhnen. "Das," sagt Ilke Wyludda und lacht, "habe ich mir wohl auch verdient."

Vor gut einem halben Jahr war die Diskus-Olympiasiegerin von 1996 mit großen Schmerzen im rechten Bein ins Krankenhaus eingeliefert worden. Exakt vier Tage nach ihrer letzten Prüfung des Medizinstudiums war das. Ein Kreuzbandriss, den sie sich Jahre zuvor zugezogen hatte, war Auslöser der dramatischen Ereignisse. Die Operation verlief zwar erfolgreich. Doch die Narbe an dem Bein, das schon während ihrer Aktivenzeit einige Verletzungen hatte über sich ergehen lassen müssen, wollte nicht heilen. Als die Infektion den Knochen angriff, musste Ilke Wyludda eine Entscheidung treffen: den rechten Unterschenkel verlieren oder möglicherweise ihr Leben. Sie hat sich selbstverständlich für die OP entschieden.

"Allerdings habe ich mir nicht träumen lassen, dass sich das so lange hinzieht", gibt die Hallenserin zu. Die Entzündung erwies sich als hartnäckig. Doch eine weitere Amputation war nicht nötig. Vor sieben Wochen lag sie zum letzten Mal auf dem OP-Tisch. "Zur Wund-Revision", nennt die Medizinerin den Fachbegriff. Der Knochen, der blank lag, wurde mit Muskelgewebe bedeckt. "Jetzt habe ich das Gefühl, dass alles gut wird", sagt Ilke Wyludda. Auch wenn noch ein langer Weg vor ihr liegt. Jeden zweiten Tag fährt sie ihr Vater nach Halle zur Untersuchung in die Klinik, in der sie später einmal als Anästhesistin arbeiten möchte.

Die Patientin versucht, mit Krankengymnastik die Heilung voranzutreiben. Dabei helfen ein eiserner Wille, ein hohes Maß an Selbstdisziplin und unendliche Geduld - Eigenschaften, die sie schon während ihrer Sportkarriere vorangebracht haben. Das Ziel: "Ich möchte wieder so laufen, dass niemand etwas von der Amputation bemerkt, also ganz normal", sagt Ilke Wyludda. Dazu braucht sie eine Prothese. In diesem Sommer, hofft sie, kann sie mit ihr trainieren.

Noch ist Ilke Wyludda aber auf den Rollstuhl angewiesen. Deshalb wird ihre Wohnung in Halle gerade behindertengerecht hergerichtet. Weil ein Teppich zum Beispiel zum Störfaktor werden könnte, wird nun Parkett verlegt. Und wieder ist es die Familie, die mit anpackt. Dazu einige treue Freunde, wie Joachim und Christa Wegener. Die Psychologin hatte ihr früher schon beigestanden, als sie noch den Diskus warf.

Doch an all die Arbeiten will Ilke Wyludda jetzt erst einmal nicht denken. "Ich werde einfach das schöne Wetter genießen und die Gesellschaft meiner Familie. Auch mein Bruder will kommen mit seinem Sohn", verrät Ilke Wyludda. Und Mutter kocht. Obwohl das Krankenhaus-Essen nicht schlecht war: "Zu Hause schmeckt es doch am besten."