Diplomatin im Wildcats-Trikot Diplomatin im Wildcats-Trikot: Was Alexandra Mazzucco mit Union Halle erreichen will

Halle - Sie ist eine Meisterin. Nicht nur im Sport. Auch in der Diplomatie. Als Alexandra Mazzocco über Fußball redet, da kann und will sie auch gar nicht ihre Herkunft verleugnen. Auf die Frage, für wen ihr Herz beim Champions-Legaue-Finalturnier schlägt, da sagt die aus dem niederbayrischen Deggendorf stammende Handballerin klipp und klar:
„Bayern München natürlich“, fügt aber salomonisch gleich hinzu: „RB hätte ich es auch gegönnt.“ Schließlich wohnt sie jetzt schon das neunte Jahr in Leipzig. Und weil ihr Freund David ein waschechter Sachse und dazu auch noch Fußballer durch und durch ist, sind die geteilten Sympathien nachvollziehbar.
Wenn David spielt - nunmehr Stadtoberliga bei Markkleeberg II - dann fiebert Alexandra Mazzucco so oft es geht mit. David wiederum unterstützt sie bei ihren Einsätzen auf dem Parkett.
Alexandra Mazzocco: Neue Wildcats-Spielerin international erfahren
Am Samstag zum Beispiel. Bei der sechsten Auflage des SWH- Saale-Cups in der Neustädter Erdgas-Arena zeigt sich Alexandra Mazzocco erstmals den heimischen Fans im Wildcats-Trikot. „Solche Spiele bringen uns weiter voran als jedes noch so gute Training“, freut sich die 27-Jährige auf den Heimauftritt. Sie selbst ist eine von insgesamt sechs Zugängen beim Erstliga-Aufsteiger.
Und auch der Trainer Christian Denk ist neu. Deshalb muss man sich erst zusammenraufen. Wobei: „Wir sind schon sehr harmonisch“, findet Alexandra Mazzucco nach anderthalb Monaten gemeinsamen Übens. Ihr ist tatsächlich anzumerken: Sie fühlt sich wohl in dem neuen Verein.
Aber ist die Rechtsaußen-Spielerin, die Champions-Legaue-Erfahrung hat und bei der WM 2013 für Schwarz-Rot-Gold aufgelaufen war, bei einer um den Klassenerhalt kämpfenden Truppe nicht unterfordert?
Abstiegskampf als Chance
„Ich will meine Erfahrungen mit einbringen“, sagt Alexandra Mazzucco. Sie weiß, dass auch sie dazulernen wird. Abstiegskampf ist für die routinierte Handballerin neu. Und zugleich eine Chance. Die gertenschlanke Spielerin will mit Leistung überzeugen und sich so auch wieder für die Auswahl ins Gespräch bringen.
„Da ist egal, wo man spielt, Hauptsache man spielt überhaupt und man spielt gut“, sieht sie sich bei den Wildcats keineswegs benachteiligt.
Pendeln als Kraftakt
Die räumliche Nähe zu ihrem Arbeits- und Wohnort Leipzig empfindet Alexandra Mazzocco ganz klar als Vorteil. In den letzten drei Jahren ist die studierte Sportmanagerin, die seit Januar 2019 in Leipzig selbst ihr Wissen auf diesem Fachgebiet an internationale Studenten auf Englisch weitergibt, tagtäglich gependelt.
Von Leipzig nach Erfurt bzw. zu der Trainingshalle des 2018er Meisters THC in Bad Langensalza und zurück. Ein Kraftakt war das. Dennoch ist es ihr gelungen, den Spaß an ihrem Sport nicht zu verlieren. Der ist für sie immens wichtig.
Wildcats-Trainer Denk lobt Mazzucco
Den Druck, den andere Auswahlkolleginnen empfunden haben dürften, die beispielsweise über die Sportschule gefördert worden, hat sie so nie zu spüren bekommen. Erst als sie nach dem Abitur an ihrer bayerische Klosterschule als Perspektivspielerin nach Leipzig wechselte, nahmen Trainings-Häufigkeit und -Intensität gehörig zu. Und damit ihre Fertigkeiten auf dem Parkett.
„Die Alex ist nicht nur eine Klassespielerin, sie wirkt auch sehr besonnen und strahlt enorme Ruhe aus“, lobt Trainer Denk die Spielerin, nennt sie unkompliziert und sehr erfahren. „Sie hat ein Gespür dafür, wann sie sich einbringen muss.“
Was Alexandra Mazzucco bei den Wildcats leisten will
Welche Aufgabe stellt sie sich im Spiel? „Ein Rechtsaußen wird zwar niemals ein Spiel entscheiden“, erklärt Alexandra Mazzucco, die für den Ausgleichssport auch gern mal das Rennrad nutzt, „aber er muss seine Chancen wahrnehmen, die einfachen Tore reinmachen.“ Immer bereitsein für einen Konter, spritzig und aufmerksam im Kopf, um zu wissen, wo in der Abwehr ausgeholfen werden muss.
Um das zu können, muss man seine Nebenleute kennen, wissen, wie sie ticken. In Mazzuccos Fall sind das Helena Mikkelsen, die sie als treffsichere Schützin wertschätzt und Lea Gruber, „die Brecherin, die durchzieht, komme, was wolle“.
Am Samstag jetzt beim Turnier kann Alexandra Mazzucco ihre mannschaftsinternen Erkenntnisse vertiefen. Und am spielfreien Tag darauf das Fußball-Finale vorm TV genießen. Da es zum deutsch-deutschen Duell nicht gekommen ist, bleibt ihr dieser Interessenkonflikt erspart. (mz)
