1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Die Rolle der Nazis in der DDR

Die Rolle der Nazis in der DDR

Von silvia zöller 27.05.2013, 09:50
Der Historiker Alexander Sperk.
Der Historiker Alexander Sperk. MZ Lizenz

halle/MZ - Gab es im antifaschistischen Staat DDR und auch im früheren Bezirk Halle Rechtsextreme? Welche Rolle spielten sie? Das erforscht der hallesche Historiker Alexander Sperk im Auftrag der Landesbeauftragten für Stasi-Unterlagen. Erste Forschungsergebnisse werden am Montag um 19 Uhr in einer Podiumsdiskussion im Stadthaus vorgestellt.

Sperk ist der erste Wissenschaftler, der sich auf regionaler Ebene mit dem Thema beschäftigt hat. „MfS und Volkspolizei begriffen die rechte Szene bis zum Ende der DDR nicht wirklich“, sagt Sperk. Schon seit Anfang der 80er Jahre habe es zunehmend Ausschreitungen bei Fußballspielen gegeben - auch mit rassistischen und nationalsozialistischen Rufen wie „Sieg Heil“. Doch erst im November 1985, so hat der Historiker in Unterlagen der Stasi-Behörde und der Polizei entdeckt, taucht der Begriff „Skinhead“ in der MfS-Bezirksverwaltung Halle auf.

Was damit gemeint war, gab den Mitarbeitern jedoch Rätsel auf: „Im November 1987 meldete das MfS, im Bezirk Halle gäbe es 26 Skinheads, wobei sich die Mitarbeiter in einigen Fällen nicht sicher waren, ob es sich eher um Punker handeln würde“, so Sperk. Tatsächlich war die Zahl der rechtsorientierten Jugendlichen wohl in Berlin und Leipzig höher.

Die aktenkundigen Vorgänge in Halle waren dennoch nicht weniger erschreckend: Im April 1988 etwa provozierten sieben Skinheads während eines Gaststättenbesuchs einen Mosambikaner, der mit einer deutschen Freundin an einem Tisch saß. Sie schlugen ihn zusammen und machten bei ihren Vernehmungen ihren Ausländerhass deutlich. Alle wurden jedoch verurteilt, fünf davon zu Bewährungsstrafen.