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Designpreisträger im Stadtmuseum Halle Designpreisträger im Stadtmuseum Halle: Stoff kann fast wie Stein sein

Von Detlef Färber 06.03.2019, 12:00
Die 28-jährige Textildesignstudentin Sungkyung Yoon hat im vergangenen Jahr einen der „Giebichen-Stein“ genannten Designpreise gewonnen. Auch ihre gekürten Arbeiten haben etwas mit Stein zu tun.
Die 28-jährige Textildesignstudentin Sungkyung Yoon hat im vergangenen Jahr einen der „Giebichen-Stein“ genannten Designpreise gewonnen. Auch ihre gekürten Arbeiten haben etwas mit Stein zu tun. Silvio Kison

Halle (Saale) - Ein Platz im Museum ist für Zeitgenossen, die sich noch ihres Lebens oder gar ihrer Jugendjahre erfreuen, üblicherweise unerreichbar. Sie müssen sich, samt dem, was sie geschaffen haben, in aller Regel gedulden und das Urteil über ihr museales Potenzial späteren Generationen überlassen - eigentlich!

Freilich gibt es just im halleschen Stadtmuseum eine alle Jahre wieder höchst nennenswerte Ausnahme, die der Kooperation des Hauses in der Großen Märkerstraße mit der ortsansässigen Kunsthochschule Burg Giebichenstein entspringt: Genauer gesagt dem dort alljährlich vergebenen Designpreis mit dem schönen, wenngleich etwas naheliegenden Namen „Giebichen-Stein“. Denn einer dieser Preise besteht in der Gastrolle einer Arbeit in der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung, die - einst lange umkämpft - von der Kuratorin Susanne Feldmann federführend gestaltet wurde.

„Es ist uns wichtig, neben den historischen Perspektiven auf die lebendige und zukunftsträchtige Ausbildung hinzuweisen“

„Es ist uns wichtig, neben den historischen Perspektiven auf die lebendige und zukunftsträchtige Ausbildung hinzuweisen“, sagt sie - und meint die Burg, deren Kreationen aus vielen Jahrzehnten im Designbereich auch einen festen Platz haben in der Darstellung dessen, was in Halles Schaffensgeschichte wichtig war - und ist. Dazu gehört Plastikgeschirr made in DDR ebenso wie Gehäuse von  (dann in Millionenstückzahlen gebauten) Kofferradios.

Und zwischen all dem nun also ganz neue Kreationen von der „Burg“: In einem eigens reservierten Burg-Regal die umfängliche Arbeit der aus der südkoreanischen Hauptstadt Seoul stammenden Textildesignstudentin Sungkyung Yoon. Weil es sich um den Preis aus dem Vorjahr handelt, hätte die Arbeit traditionsgemäß bereits kurz vor Weihnachten präsentiert werden sollen - doch da war die Designerin aus dem vierten Studienjahr verhindert: Schließlich hatte man ihr ein halbjähriges Praktikum in München beim Autobauer BMW angeboten.

Designpreisträger in Halle: Koreanerin nahm sich der Steinsammmlung der Uni an

Womit auch gleich die Frage beantwortet wäre, was zum Beispiel mit einem solchen Textildesign-Studium anzufangen ist - gerade mit Blick auf die Tatsache, dass in Deutschland die Textilindustrie im Großen und Ganzen schon Geschichte ist. Die zuständige Burg-Professorin Bettina Göttke-Krogmann sagte bei der Präsentation der Arbeit, dass, wer mit dieser Ausbildung Karriere machen wolle, dies auch könne. Arbeitsplatz für Absolventen? - „Kein Problem!“, so die Hochschullehrerin. Kein Problem aber vor allem bei der Art, wie etwa Sungkyung Yoon kreiiert und wie sie designt.

Aufgabe war übrigens, sich mit Geschichtlichem und Gesammeltem auseinanderzusetzen. Die Koreanerin nahm sich der Steinsammmlung der Uni an und ließ sich vor allem von Steinstücken von Meteoriten inspirieren, die sie in Stoff „übersetzte“, wie es ihre Professorin ausdrückt: Ein Herausforderung, der sich die Designerin strickend, stickend, nähend, webend und knotend stellte: Mit dem verblüffenden Ergebnis, dass sich Steinformen und Gesteinstrukturen auch stofflich darstellen lassen - obwohl die jeweils mit „St“ beginnenden Materien unterschiedlicher kaum sein könnten.

Die Designpreis-Arbeit von Sungkyung Yoon, die vor ihrer Zeit in Halle schon Grafikdesign in Japan studiert hatte, zeigt eindrucksvoll, wie Kreation zwecks Großproduktion funktioniert. Etwa indem der Natur Geheimnisse abgelauscht oder eine Form und Machart abgeschaut werden, um Probleme zu lösen bei der Entwicklung neuer Materialien. (mz)

Steinstrukturen übersetzt in Stoff
Steinstrukturen übersetzt in Stoff
Silvio Kison