Der Zauberer von Oz zaubert zugleich in sieben Rollen
HALLE/MZ. - "Alle Mann an die Gewehre" heißt es am Sonntag wieder im Thalia-Theater. Denn wenn das traditionelle Weihnachtsstück als eine der ganz großen Saisonproduktionen Premiere hat, wird jede Hand und jede Stimme des kleinen Ensembles gebraucht - ja mehr noch: Sage und schreibe 54 Figuren müssen die zehn Darsteller auf die Bühne bringen - sieben davon alleine Harald Höbinger, der auch die Titelrolle spielt.
"Der Zauberer von Oz" ist diesmal an der Reihe - die gleichermaßen aufregende wie anrührende Story nach dem Buch von Lyman Frank Baum, an die sich erwachsene Ostgeborene aber eher in der nachempfundenen Version des Russen Alexander Wolkow namens "Der Zauberer der Smaragdenstadt" erinnern dürften. Höbinger als Zauberer, das hat hier eine gewisse Logik - schließlich ist der in einem Wiener Arbeiterbezirk geborene Künstler, der einst mit einem Engagement am Burgtheater debütierte, längst ein Rückhalt des mehrheitlich sehr jung besetzten halleschen Ensembles.
Seit nunmehr einem Dutzend Jahren gehört er dazu - und hat in Stücken wie "Als wir träumten", "Klamms Krieg", "Patrick anderthalb" oder "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen", das im Dezember wieder in den Spielplan kommt, sein sehr breit gefächertes Talent entfaltet. Inzwischen steht er, wenn neben dem Theater Zeit dafür bleibt, auch vermehrt vor der Kamera - teils bei kleinen, künstlerisch sehr ambitionierten Projekten - zuletzt aber auch mit den Großen der Branche wie Henry Hübchen oder Moritz Bleibtreu für einen Goethe-Film, der nächstes Jahr in die Kinos kommen soll.
Als Zauberer von Oz kriegt Höbinger, was sich nicht so ganz ernsthaft wohl jeder Schauspieler wünscht - nämlich sein eigenes Theater. Ansonsten zaubert er in dem Stück in besagten sieben Rollen und darf dabei auch noch eine kleine persönliche Premiere feiern, denn: "Erstmals in meinem Leben spiele ich einen Fluss", verrät er schon mal - aber natürlich noch nicht wie.
Dass er aber auch dabei etwas von der Magie seines Berufs zum Vorschein bringen wird, ist jetzt schon klar. Wandlungsfähigkeit und Ausstrahlung - erzeugt aus spielerischem Vergnügen und ernster Einfühlung - das ist es, was alle Rollen, die kleinen wie die großen ausmacht. Im "Zauberer von Oz" - inszeniert von Heike Falkenberg und angemessen zauberhaft ausgestattet von Stephanie Dorn - geht es aber im Grunde um Ähnliches. Die Protagonistin Dorothee muss nämlich ebenso alle ihre Trümpfe ausspielen und Fähigkeiten entfalten - und sie zuvor erstmal entdecken und entwickeln. Die Abenteuer, die sie zu bestehen hat, dienen ihrer Heimkehr, nachdem ein Orkan sie mit ihrem Häuschen aus der Heimat entführt hatte. Dieses Erzählmuster ist unschwer als Reife-Märchen zu entschlüsseln. Das Kind, das hier wieder nach Hause will, muss - wie jedes Kind - erst einmal zu sich selber finden.
Für die Premiere am Sonntag, 15 Uhr,
in der Kardinal-Albrecht-Straße gibt es noch Karten. Weitere Aufführungen Montag bis Mittwoch, jeweils um 10 Uhr sowie am 10., 13. und 14. Dezember. Kartenbestellungen unter Tel. 0345 / 2050 222 / 3.