Der Luxus der inneren Freiheit

Halle/MZ. - Während seiner Lehre zum Möbeltischler gründete er im Lehrlingswohnheim seine erste Band. Seit Jahr und Tag zählt Holger Gottwald - in der Szene nur als Scotti bekannt - zu den begnadetsten Gitarristen der Saalestadt.

Ach was, winkt Gottwald ab. Es gibt doch so viele Musiker, die viel besser sind . Die Bescheidenheit ehrt ihn, am Befund ändert das aber nichts. Und das mit der Liebesbeziehung, das stimmt natürlich auch. "Ich bin ein Freund harmonischer Musik", sagt er und: "Ich liebe Melodien."

Gottwald, 1960 in Sangerhausen geboren, kam - natürlich - wegen der Musik nach Halle: Ein Band-Angebot zog ihn 1979 her. Die Musik war fortan "mein Hauptjob" - leider "nur im Herzen". Gottwald verdiente sein Geld als Deko-Tischler am damaligen Landestheater.

Insofern ist es eine hübsche Pointe des Lebens, dass der Mann mit den schwarz-grauen Locken derzeit wieder am Theater engagiert ist: In der Inszenierung "Shockheaded Peter" auf der Kulturinsel ist er Teil der Band. Eine neue, ausgesprochen bereichernde Erfahrung, freut sich Gottwald, der über Sebastian Herzfeld, einen Freund, langjährigen Bandkollegen und heutigen musikalischen Leiter des neuen theaters, an den Job kam. Hochinteressant findet er das: Musik habe am Theater ja eine ganz andere Rolle. Man brauche ein Gefühl fürs Timing und für die jeweilige Stimmung. Gottwald hofft, dass er seinen Ausflug ins Theater fortsetzen kann. Noch eine Pointe gibt es in diesem Zusammenhang: Gottwalds erwachsener Sohn beginnt demnächst ein Studium in Berlin, an der renommierten Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch".

Erst seit 2004 lebt Holger Gottwald ausschließlich von der Musik. Manchmal denkt er, er hätte diesen Schritt früher wagen sollen. "Das war so was von bereinigend - für Kopf und Bauch", sagt er und genießt den "Luxus, das zu machen, was mir wirklich am Herzen liegt".

Derzeit steckt er in sieben, acht Projekten - Country, Blues, Folk, Jazz; außerdem arbeitet er als Gitarrenlehrer. Er will offen bleiben für Neues: "Das ist die einzige Stärke, die ich an mir sehe: Ich setze mir musikalisch keine Schranken."

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