„Entwicklung mitgestalten“ Der Chef der Kleingärtner und seine Trauben
Reiner Benesch ist nicht nur Vorsitzender des Vereins „Küttener Weg“, sondern auch im Stadtvorstand. Was ihn daran reizt, auch dort mitzumachen.
Halle (Saale) - Reiner Benesch lebt derzeit auf einer Baustelle, zumindest, was seinen Garten angeht. Er verlegt neue Wasserleitungen und so ist der Garten in der Anlage „Am Küttener Weg“ zerfurcht von Gräben, in denen die Leitungen verlegt werden. Baustelle, das war und ist auch die Anlage: Von ursprünglich 368 Gärten standen viele leer. „Wir haben Fördermittel für den Rückbau erhalten und haben nun von 311 Gärten genau 300 verpachtet“, freut sich Benesch sehr. Das sei nicht nur die Leistung von ihm als Vorsitzenden, sondern vor allem die gemeinsame des Leitungsteams. Die entstandenen Freiflächen sollen noch bienenfreundliche gestaltet und mit Bäumen bepflanzt werden.
Der 65-Jährige setzt darauf, Aufgaben an Verantwortliche zu übergeben. „Wir haben zum Beispiel einen Arbeitseinsatzleiter oder einen Verantwortlichen für unseren Steinobst-Mustergarten“, sagt er. Verantwortung möchte er aber nicht nur für die Großanlage im Norden der Stadt ausüben, sondern engagiert sich auch ehrenamtlich im Gesamtvorstand des Stadtverbandes der Gartenfreunde. Dort entscheidet er zum Beispiel mit über den Rückbau in Gartenanlagen, die Verteilung von Fördermitteln oder über große Ausgaben im Stadtverband. „Man kann dort die Entwicklung mitgestalten“, sagt er und auch die Erfahrungen seines Vereins miteinbringen. „Man muss das Fahrrad nicht zweimal erfinden“, sagt er pragmatisch.
Videokonferenz mit einem Gartenverein in Hamburg
Und so hält es der Witwer auch in seinem eigenen Garten wie auch im Verein. Einer der Gartenfreunde aus dem „Küttener Weg“ hatte ihm eine Idee aus einer anderen Anlage vorgeschlagen: Gartensharing. „Wir bereiten nun gerade einen leerstehenden Garten dafür vor. Drei Bewerber haben wir schon“, freut er sich. Was man bei diesem Teilen und gemeinschaftlichen Nutzen eines Kleingartens beachten muss, dass hat er in einer Videokonferenz mit einem Gartenverein in Hamburg herausgefunden. „Für uns ist es etwas Neues und wir werden schauen, ob es läuft“, sagt Reiner Benesch.
Dass ein Experiment in seinem Garten erfolgreich ist, steht dagegen schon fest: Der langjährige Kleingärtner hatte in einer Fachzeitschrift etwas über Kastenbeete gelesen und sich auch acht solcher Beete angelegt. „Man muss dabei nicht umgraben, sondern legt einfach das als Gründüngungen darauf, was man nicht verbraucht. Durch das dieses Mulchen muss man auch weniger Gießen“, ist sein Fazit. Der Spinat spießt hier schon wieder. „Dünger braucht man nicht“, sagt der passionierte Gärtner, der schon als Kind am elterlichen Haus das Gärtnern kennengelernt hat.
„Das ist mein Stolz“
Großen Erfolg hat der gebürtige Bernburger auch auf einem anderen Gebiet: dem Weinanbau. 2009 pflanzte er die ursprünglich aus den USA stammende Rebe „Blauer Bernburger“ in seinen Garten. Eine Pergola als Rankhilfe wurde gebaut und mittlerweile wächst der Wein so auf drei Etagen. „Nur am einjährigen Holz wachsen die Trauben“, weiß der Hobbywinzer. 2019 gab es dann erstmals so viele „Blaue Bernburger“, dass er die Trauben zum Weingut Hoffmann in Höhnstedt bringen konnte, die eben diese Sorte von Privatleuten sammelt, um daraus sortenreinen Wein zu machen. 40 Flaschen Rotwein erhielt Benesch dann im folgenden Jahr zurück. „Das ist mein Stolz“, sagt er. Und: Der Wein schmeckt!
Weitere Erfolge wünscht er sich auch für die Kleingärtner in Halle. „Ich wünsch mir, dass sich noch mehr Menschen aktiv am Vereinsleben beteiligen“, sagt er. Für die anstehenden Arbeiten wie etwas die Neugestaltung der Freiflächen am Küttener Weg sei es gut, wenn sich die Vereinsmitglieder noch aktiver einbringen. Aber auch im Stadtverband wäre es gut, wenn mehr der 127 Mitgliedsvereine bei der Mitgliederversammlung dabei seien. Oder auch beim Kleingärtnertag, der alle zwei Jahre stattfindet. „Zuletzt waren nur etwa zehn der 127 Vereine dabei“m bedauert er. „Es ist wichtig, dass wir an einem Strang ziehen. Das macht uns aus“, sagt Reiner Benesch. (mz/Silvia Zöller)