DDR-Geschichte in Halle: DDR-Geschichte in Halle: MDR-Reportage thematisiert Misshandlungen in der Poliklinik Mitte

Halle (Saale) - Erstmals hatte die Mitteldeutsche Zeitung 2012 über die Frauen berichtet, die in der geschlossenen Abteilung der Poliklinik Mitte zu DDR-Zeit aus Disziplinierungsgründen zwangseingewiesen und misshandelt wurden. Am Mittwoch zeigte das MDR-Fernsehmagazin Magazin „Exakt“ eine Dokumentation „Peiniger in weißen Kitteln“, die von den brutalen gynäkologischen Untersuchungen, Medikamentenbehandlung mit Fieberspritzen und menschenunwürdigen Strafen wie Schlafentzug berichten. Mehrere Betroffene erzählten vor laufenden Kamera von den Erlebnissen, die sie bis heute traumatisiert haben.

Dass ihnen heute diese Offenheit nach langem Schweigen möglich geworden ist, ist jedoch nicht wie in der MDR-Reportage angedeutet, ursächlich in den Recherchen des halleschen Medizinethikers Florian Steger. Vielmehr hatte sich eine der Frauen erstmals - wie die MZ berichtete - in einer Beratungsstunde des Landesbeauftragten für Stasi-Unterlagen in den Räumen des Vereins „Zeitgeschichten“ anvertraut. Durch Berichte in der Mitteldeutschen Zeitung meldeten sich immer weitere Betroffene. Aus diesem Grund regte die Landesbeauftragte für Stasi-Unterlagen, Birgit Neumann-Becker, die Forschungsarbeit von Steger an. Der MDR-Film setzte nun die Ergebnisse eindrücklich in Bildern und in Interviews mit Steger und den Betroffenen um.

Mittlerweile ist die Forschungsarbeit „Disziplinierung durch Medizin: Die geschlossene Venerologische Station in der Poliklinik Mitte in Halle 1961-1982“ in der dritten Auflage im Mitteldeutschen Verlag erschienen. (mz)

Das Manuskript zur Sendung:

Die Sendung ist zu sehen unter: www.mdr.de/mediathek