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DDR-Akten in Halle DDR-Akten in Halle: Hochwassergefährdet - Ziehen Stasi-Unterlagen um?

Von Maximilian Mühlens 31.03.2019, 13:00
Die Stasi-Dokumente sind in der halleschen Außenstelle der Stasi-Unterlagenbehörde in speziellen Aktenschränken untergebracht.
Die Stasi-Dokumente sind in der halleschen Außenstelle der Stasi-Unterlagenbehörde in speziellen Aktenschränken untergebracht. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Die in Halle gelagerten Stasi-Unterlagen könnten in Zukunft in das Umfeld der Gedenkstätte „Roter Ochsen“ umziehen. „Da der jetzige Archivstandort Halle in einem Hochwassergefahrengebiet liegt und hier langfristig ein anderer Standort gefunden werden muss, ist eine Machbarkeitsstudie für Halle in Auftrag gegeben worden“, sagte Dagmar Hovestädt, Sprecherin des Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen (BStU) der MZ. Die Studie soll feststellen, ob der Umzug möglich ist.

Überlegungen zu einem Umzug in den „Roten Ochsen“ gab es schon 2017. Damals hatte Staatskanzleichef Rainer Robra (CDU) den Vorschlag eingebracht, dass die Außenstelle vom Gimritzer Damm in die ehemalige Stasi-Haftanstalt ziehen sollte.

Außenstelle des BStU in Halle: Mehr als 7.000 laufende Meter Stasi-Unterlagen

Die hallesche Außenstelle des BStU verwaltet die geretteten Unterlagen der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit und der Kreisdienststellen des Bezirkes Halle. Dabei handelt es sich nach Angaben der Außenstelle um mehr als 7.000 laufende Meter Unterlagen. Insgesamt verwahrt die Stasi-Unterlagenbehörde, die ihre Zentrale in Berlin-Lichtenberg hat, mehr als 111 Kilometer Stasi-Akten, zirka 1,8 Millionen Fotodokumente sowie rund 2.800 Filmdokumente.

Die Behörde, die in der Hauptstadt in der ehemaligen Zentrale der DDR-Staatssicherheit untergebracht ist, soll in Zukunft sogar ausgebaut werden.Dabei befindet sich die Stasi-Unterlagenbehörde derzeit im Umbruch, da diese aufgelöst werden und das Bundesarchiv die bisherige Arbeit übernehmen soll.

Zehnseitiges Konzept mit dem Titel „Zukunft der Stasi-Unterlagen“

Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Unterlagen der Stasi, und Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchives, haben vor einigen Tagen in Berlin dazu ein zehnseitiges Konzept mit dem Titel „Zukunft der Stasi-Unterlagen“ vorgestellt. Endgültig wird allerdings der Bundestag entscheiden, weil die Akten sich im Bundeseigentum befinden. Im Zentrum der Überlegungen stehen dabei die Außenstellen.

„Das Konzept macht keine spezifischen Überlegungen für einzelne Außenstellen, sondern empfiehlt, Archiv-Standorte in jedem östlichen Bundesland zu bündeln, weil für den langfristigen Erhalt der Unterlagen größere Investitionen in neue Archivbauten notwendig sind“, so Hovestädt. Dabei sollen die jeweiligen Archivstandorte in die jeweils in den Ländern bestehende Gedenkstättenlandschaft integriert werden - was in Halle mit einer Umsiedlung in den „Roten Ochsen“ verbunden wäre.

Stasi-Unterlagen: Von zwölf Außenstellen verfügt nur Halle über eine Klimatisierung in den Archivräumlichkeiten

Von den zwölf Außenstellen verfüge nur Halle über eine Klimatisierung in den Archivräumlichkeiten. Dabei ist bei dem Archivgut höchste Vorsicht geboten. Der Zustand sei meist nur „befriedigend“, häufig sei er angesichts der Vorschädigungen „im alltäglichen Dienstgebrauch der Staatssicherheit und der unzureichenden Lagerung“ bedenklich bis schlecht. Die im Stasi-Unterlagen-Archiv verwahrten Akten bestehen überwiegend aus säurehaltigem, qualitativ minderwertigem Papier. Daher muss schnell gehandelt werden damit die Akten erhalten bleiben. Das BStU geht dabei allerdings von einem langen Prozess aus.

„Sobald der Bundestag die Weichen stellt, kann auch die Finanzierung angegangen werden. Es ist von einem längeren Zeitraum von acht bis zehn Jahren auszugehen, bevor neue Archivbauten bezugsfertig sind. Es ist ein längerer Transformationsprozess“, sagte Behördensprecherin Dagmar Hovestädt.

Sprecherin: „Es werden keine Außenstellen geschlossen“

Die Außenstellen sollen dabei allerdings nicht gänzlich geschlossen werden. „Es werden keine Außenstellen geschlossen. Das Konzept schlägt vor, dass an den Standorten, an denen keine Akten mehr sein werden, Außenstellen weiterhin den gesamten Bürgerservice anbieten“, so die Sprecherin. Dazu gehöre die Akteneinsicht, die Beratung zur Antragstellung sowie die Informationen über das Wirken der Stasi, mit verschiedenen Veranstaltungen.

Im vergangenen Jahr wurden mehr als 2.414 Anträge auf Akteneinsicht bei der halleschen Außenstelle beantragt. 2017 waren es noch 300 Anfragen mehr, vor zehn Jahren mit 5.646 sogar mehr als das Doppelte. Insgesamt hat das BStU an all seinen Standorten seit 1990 mehr als 7,2 Millionen Anträge erhalten. (mz)