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Heimat und Zukunft Das sind die Pläne für das Salinemuseum in Halle

Wie der Geschäftsführer des Salinemuseums, Ingo Beljan, sowohl Tradition als auch mahnende Geschichten des Salzsiedens bewahrt.

Von Phillip Kampert 28.09.2021, 07:34
Ingo Beljan auf dem Holzmarkt vor einer Miniatur des Uhrenhauses, das älteste Gebäude des Saline-Komplexes von 1721
Ingo Beljan auf dem Holzmarkt vor einer Miniatur des Uhrenhauses, das älteste Gebäude des Saline-Komplexes von 1721 (Foto: Kampert)

Halle (Saale)/MZ - Während am Sonntag in den Parteizentralen die Gemüter höher und höher kochen, dampft die Sole in der Edelstahl-Siedepfanne bei konstant 65 Grad Celsius. Im offenen Container auf dem Holzmarkt, in dem der moderne Apparat steht, riecht es angenehm nach Salz und Meer - feine Dampfschlieren steigen von der Sole auf, lullen einen ein. Beim monatlichen Schausieden des Salinemuseums auf dem Holzmarkt entspannt der Körper von ganz alleine.

Derzeit wird sowohl in der modernen Edelstahlpfanne als auch in der traditionellen Eisenpfanne über Kohlen vorwiegend mit Sole aus Bernburg gearbeitet. Das soll sich aber bald ändern, wie Ingo Beljan, Geschäftsführer des „Salinemuseums“, erklärt: „Wir arbeiten daran, den Solebrunnen auf dem Holzplatz zu reaktivieren.“

Aber die Rückkehr zu hallescher Sole ist nicht die einzige Neuerung, die Beljan mit gestaltet. Seit etwa einem Jahr im Amt, ist er seitens des Museums auch für den Museumsneubau mit verantwortlich - wenn auch die Entscheidungshoheit letztlich bei der Stadt liege. Beljan ist begeistert von den Möglichkeiten, die mit dem Neubau einhergehen: „Man bekommt im Leben nicht viele Chancen zu so einem Projekt.“

„Heimatverbundenheit, moderne Präsentation und ganzheitliches Betrachten der Geschichte.“

Er würde gerne ein „Zukunftsforum Industriekultur“ in das neue Museum integrieren. Darin sollen interessierte Bürgerinnen und Bürger aller Herkünfte zusammenkommen, um im musealen Kontext - also ohne politische Polarisierung - Ideen für die Zukunft zu diskutieren. Aber warum eignet sich gerade die Geschichte rund ums Salz dafür? „Wir haben in unserer Region schon drei Mal erlebt, was Industrie anrichten kann, wenn man sich keine Gedanken macht“, sagt er. Im Mittelalter habe man den Baumbestand im Stadtgebiet zugunsten des Salzsieden so weit ausgebeutet, dass man Holz aus Thüringen importieren musste. Ebenso sei man in der Industrialisierung ohne Plan an die Kohleförderung gegangen und habe nach dem Zweiten Weltkrieg ohne Rücksicht auf Verluste die Chemieindustrie aufgebaut.

Beljan ist nicht gegen Industrie. Im Gegenteil - das lokale Know-how und die Traditionen des Salzsiedens zaubern ihm ein Lächeln ins Gesicht. Mit hallescher Industriekultur war der gelernte Kultur- und Medienpädagoge schon bei seinem letzten Job in der Schokoladenfabrik eng verbunden. Aber er sieht das Museum als Chance, nicht nur Brauchtum zu pflegen, sondern auch etwas aus der Geschichte zu lernen. „Ich sehe drei Säulen für das Museumskonzept“, sagt er, „Heimatverbundenheit, moderne Präsentation und ganzheitliches Betrachten der Geschichte.“

Das Schausieden wird durch ein Bühnenprogramm im Rahmen von „Sommer im Quartier“ und dem Themenjahr „Halexa Siede Salz“ begleitet. Ebenso leicht wie die Atmosphäre schmeckt auch das feine Salz frisch aus der Pfanne, das beweist, dass auch Minerale ordentlich Aromen entfalten können.