Das alte Volkshaus ist jetzt in neuer Hand
HALLE/MZ. - Schatzmeister haben üblicherweise nichts zu verschenken. Barbara Hendricks, die oberste Finanzerin der Bundes-SPD, tat es gestern aber und verschenkte ganz offiziell den halleschen Volkspark aus dem Parteibesitz. Unter notarieller Aufsicht war dies bereits vor Wochen geschehen (die MZ berichtete). Gestern folgte der offizielle Akt, mit dem das sanierungsbedürftige einstige "Volkshaus" der Sozialdemokratie an den Volkspark-Verein übergeben wurde, in Form des notariellen Vertrages. "So kann das Gebäude in der Tradition seiner Erbauer als ein Ort der Kultur und der Kommunikation erhalten werden", sagte Barbara Hendricks. Zudem habe man keine Möglichkeit gesehen, den Volkspark wirtschaftlich zu vermarkten.
"Volkspark Halle. Wir freuen uns!", dies stand an der Tafel, vor der Hendricks den Vertrag an den Vereinsvorsitzenden Wolfgang Stockert überreichte. Der Schriftzug leuchtet in kräftigem Blau, nicht etwa in SPD-Rot. Mit Absicht: "Wir haben nur eine Chance, wenn wir den Volkspark völlig überparteilich führen", sagte Stockert, der auch Kanzler der Kunsthochschule Burg Giebichenstein ist. "Wir werden das Haus zu einem kulturellen und sozialen Zentrum für die Stadt Halle und die Region entwickeln", zeigte er sich überzeugt. So, wie es ja eigentlich schon sei. Denn seit dem Jahr 2000 bereits hat sich die Burg in das einstige Bürgerhaus eingemietet. Seit 2007 gibt es den Volkspark-Verein, in dem sich auch Landtagsvizepräsident Rüdiger Fikentscher (SPD) und Halles Ex-Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler engagieren.
Nachdem die Besitzverhältnisse geklärt sind, kann der Verein nun seine ehrgeizigen Pläne umsetzen. Startkapital gibt es: "Wir hoffen, vom Land 2,5 Millionen Euro zu erhalten. Das Geld steht im Haushalt 2010 / 2011, es stammt aus ehemaligem SED-Vermögen", erläuterte Stockert. Das reiche zwar nicht für die komplette Sanierung, aber Fenster und Türen sowie die Elektrik können erneuert, auch der Hausschwamm beseitigt werden. Oben auf der Vereinsliste steht der Bau eines Kindergartens für die Burg-Mitarbeiter und Studenten in dem Jugendstilgebäude. Bis Ende 2011 werde "der Volkspark jedenfalls deutlich schmucker" sein, sagte der Kanzler voraus. Außerdem solle ein Gastronomiebetrieb einziehen, die Hochschul-Galerie auch künftig Bestand haben und eine Betreibergesellschaft das Haus übernehmen. Vom ambitionierten Konzept zeugt auch, dass der Verein auch auf das städtische Gebäude neben dem Volkspark spekuliert.
Burg-Rektor Ulrich Klieber bezeichnete das Konzept des Hauses als erfolgreich, weil es modern sei: "Ein Bürgerhaus, das E- und U-Kultur vereint, Spitzenkunst und populäre Massenveranstaltungen. Der Volkspark strahlt in das ganze Viertel aus. Giebichenstein wird zum kulturellen Zentrum."
Den auch künftig kulturell-sozialen Charakter des Volksparks hat sich der Vorbesitzer, die SPD, übrigens in den Vertrag hineinschreiben lassen: "Wenn dieser Punkt irgendwann nicht mehr erfüllt wird, kann die SPD die Schenkung auch zurück nehmen", erläuterte Barbara Hendricks.