Dach-Sanierung kostet mehr
Halle/MZ. - Die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der gesperrten Spielstätte zu machen, nutzten viele Besucher. Aus sicherer Entfernung schauten sie von der Hinterbühne aus in den nur spärlich beleuchteten Saal und per Video in
den maroden Dachstuhl. Ein Bauexperte erklärte ihnen von der Leinwand herab, dass Verschleißerscheinungen in der Holzkonstruktion zu Schäden am über 100 Jahre alten Stahlfachwerk geführt haben. Seit April kann in dem Saal nicht mehr gespielt werden.
Etwa 900 000 Euro wird ein neues Dach kosten - durch Holz- und Brandschutzmaßnahmen wesentlich mehr, als ursprünglich angenommen wurde. Ob und wann das Geld von der Stadt zur Verfügung gestellt wird, ist ungewiss. Nach einer Haushaltsklausur Ende vergangener Woche hieß es, die Stadt kämpfe noch um die Finanzierung der Dachsanierung (die MZ berichtete). "Würde das Geld jetzt bewilligt, könnte sich im März ein Kran im Hof drehen", schätzte Kulturinsel-Chef Christoph Werner ein. Dann stünde der Saal in der nächsten Spielzeit wieder zur Verfügung. Noch aber sei alles mit einem großen Fragezeichen versehen.
Er freute sich beim Tag der offenen Tür über die große Resonanz des Publikums, das dem Theater trotz des Handicaps die Treue halte. Er hofft auf viele Zuschauer in der Ausweichbühne im ehemaligen Fernsehstudio am Waisenhausring - dort gibt es kommenden Donnerstag mit dem "Hauptmann von Köpenick" die erste Premiere -, und natürlich im nt. Dort wird ja wie in der Werft weitergespielt.
Gleich mehrfach wirbt das nt deshalb in dieser Ausnahme-Spielzeit um die Gunst der Zuschauer. Und zwar mit den "Sternen der Heimat" als Motto der Tage der offenen Tür. Dabei wird der Blick hinter die Kulissen, auf den Spielplan und die Probebühnen verknüpft mit der Präsentation hallescher Vereine. Beim Auftaktspektakel waren Chöre aus Halle zu Gast.
Ansonsten konnte sich das theaterbegeisterte Publikum Appetit holen auf Kommendes. Während am Samstag im Foyer "Die Reise nach Petuschki" mit Hilmar Eichhorn Premiere hatte, wurde in der Werft noch das Stück "Alice im Wunderland" geprobt. Und die Mitglieder des nt-Jugendclubs zeigten im gesamten Haus nicht nur ihre ganz persönliche Heimat, sondern gaben Proben ihres Könnens. Führungen, Schauschminken und Musik rundeten das Spektakel ab. Regina Hoffheinz, die mit Mann und Enkelin gekommen war, hält die "Heimat-Sterne" für eine gute Schnupper-Idee: "Wir werden uns wieder häufiger im nt sehen lassen", sagte sie.