Corona macht Jubiläum möglich Corona macht Jubiläum möglich: Burg-Galerie feiert 20-jähriges Bestehen
Halle (Saale) - Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen Monaten wohl den meisten Jubiläumsfeiern einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Bei der Burg-Galerie im Volkspark war es genau umgekehrt. Ohne Corona hätte es möglicherweise gar kein Jubiläum gegeben. Denn erst dank der Corona-Pause fanden die Kuratorin Jule Reuter und ihre Mitarbeiterin Gala Goebel die Zeit, sich eingehend mit der Geschichte der Galerie auseinanderzusetzen und sie stellten fest:
Am 28. Juni 2000, vor fast genau 20 Jahren, wurde die erste Ausstellung der Burg Galerie im Volkspark eröffnet. Bis heute ist die Galerie der Kunsthochschule Burg Giebichenstein eine der wenigen in Halle, die ausschließlich zeitgenössische Kunst zeigt und das mit Erfolg.
Der Volkspark gehörte einst zu den wichtigsten Gebäuden der Stadt. 1907 als Volks- und Gewerkschaftshaus der SPD erbaut, hielten unter anderem Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Clara Zetkin Reden dort.
Während der Novemberrevolution 1918 war er Sitz des Arbeiter- und Soldatenrates und im Oktober 1920 fand dort der entscheidende Parteitag der USPD statt, die sich von der SPD abgespalten hatte. Seit der Nachkriegszeit finden im Volkspark hauptsächlich unpolitische Veranstaltungen statt.
Rund 7.000 Kunst-Interessierte sehen sich Ausstellungen in der Burg-Galerie an
Kuratorin Jule Reuter ist stolz, weil sich im Laufe der Jahre in der Galerie wiederkehrende Ausstellungsformate etabliert haben, die regelmäßig mehr als tausend Besucher anlocken. Rund 7.000 Kunst-Interessierte kommen durchschnittlich jedes Jahr in den Volkspark. Doch nicht nur für Besucher, vor allem auch für die Künstler sind die Ausstellungen eine Bereicherung. Denn die meisten von ihnen stehen noch ganz am Anfang ihrer künstlerischen Laufbahn.
„Manche Künstler studieren erst im ersten Semester und bringen ganz unterschiedliche Erfahrungen mit“, sagt Reuter. Deshalb sei es wichtig, dass etwa bei sogenannten „Open-Call-Ausstellungen“ beide Fachbereiche der Hochschule, Kunst und Design, gleichermaßen vertreten seien. „Open-Call“ bedeutet, dass jeder Burg-Student sich mit einer Idee für die Ausstellung bewerben kann und eine Jury entscheidet, wer es in die Endauswahl schafft.
Keine Routine Garant des Erfolgs
Als Kuratorin ist Reuter maßgeblich an der Auswahl und der Platzierung der Objekte beteiligt, die in der Galerie gezeigt werden. Die zwei großen Räume, die die Kunsthochschule im Erdgeschoss des Volksparks mietet, eignen sich hervorragend für Ausstellungen, findet sie. „Die Großzügigkeit der Räume ist toll, wir haben eine wunderbare Deckenhöhe.“
Damit nicht jede Kunst-Schau gleich aufgebaut ist, darf in ihrer Arbeit keine Routine aufkommen. „Man muss den Raum jedes Mal neu komponieren“, sagt die promovierte Kunsthistorikerin. Es geht ihr darum, nicht immer die eigene Seh-Erwartung zu erfüllen, sondern auch mal „gegen den Strich zu bürsten“, wie sie sagt.
Burg Galerie bald nicht mehr im Volkspark
Ob dafür der Eingang in die Ausstellung bewusst verändert wird, oder ein Bild statt an eine große leere Wand, auf einem Aufsteller mitten im Raum platziert wird, ist jedes Mal Teil des Prozesses, der eine Ausstellung entstehen lässt. „Wir probieren einfach sehr viel aus, sind offen für experimentelle Formate. Das ist es, was mir an der Galerie so Freude macht“, sagt Reuter.
Wie lange die Burg Galerie noch im Volkspark ausstellen wird, ist unklar. Die Kunsthochschule plant einen Neubau gegenüber des Kunst-Campus, in dem künftig auch die Galerie beheimatet wäre. Das Projekt befindet sich allerdings noch in einer frühen Planungsphase und ein Umzugsdatum steht laut Reuter noch längst nicht fest.
››Die nächste Ausstellung, die in der Burg Galerie im Volkspark gezeigt wird, besteht aus Diplomarbeiten von Studierenden aus dem Fachbereich Kunst. Sie trägt den Titel „Close to the bone“ und startet am 18. Juli. Der Eintritt ist kostenfrei. (mz)