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Carilloneur bietet Führungen Carilloneur bietet Führungen: Der Glöckner von Halle

Von Silvia Zöller 23.12.2017, 14:00
Maximilian Metz ist einer der fünf künftigen Glockenspieler der Stadt. Er zeigt Interessierten das Glockenspiel.
Maximilian Metz ist einer der fünf künftigen Glockenspieler der Stadt. Er zeigt Interessierten das Glockenspiel. Johannes Stein

Halle (Saale) - Maximilian Metz hat als Kind im Stadtsingechor mitgemacht, ab und an ist der 32-Jährige an einigen Kirchen Halles an der Orgel zu hören. Jetzt drückt er wieder die Schulbank und lässt sich mit vier weiteren Musikern als Carilloneur ausbilden - damit Halle wieder nach einigen Jahren Pause eigenen Glockenspieler bekommt. Die sollen das größte Glockenspiel Europas wieder in den Fokus der Hallenser und ihrer Besucher bringen - natürlich mit der Musik von den 76 Glocken.

Bis es in einigen Monaten so weit ist, bietet Maximilian Metz als Jung-Carilloneur jetzt musikalische „Glöckner-Führungen“ an. Auf Anmeldung führt er Gruppen von bis zu zehn Personen nicht nur in 84 Meter Höhe bis an die Glocken und das Manual des Carillons. „Die Besucher können die Glocken auch selbst zum Klingen bringen“, sagt Metz.

Wie viele Töne eine einzige Glocke hat

Sie können die Schwingungen der acht Tonnen schweren „Dame Händel“ mit dem ganzen Körper im Inneren der Glocke erleben, Glocken selbst mit der Hand anschlagen, berühren. Und sie und erfahren viel über die Physik eines Glockenspiels, das Handwerk des Glockengießens und auch über die Geschichte Halles, als bedeutende aber in Vergessenheit geratene Glockengießer-Stadt.

Wie viele Töne eine einzige Glocke hat und wie es ist, wenn man selbst die Stöcke am Manual mit seinen Fäusten bedient und so das Carillon zum klingen bringt - alles das ist bei den „Glöckner-Führungen“ machbar. Das Besondere: Die Einnahmen für diese Führungen kommen dem „Förderkreis Glockenspiel Roter Turm“ zugute, dem auch Maximilian Metz angehört.

Vom Glockenspiel gibt es in Deutschland nur 43 Stück

Wie kommt ein junger Mann eigentlich dazu, ein so ungewöhnliches Instrument zu lernen, von dem es in Deutschland nur 43 Stück gibt? „Das hängt mit dem Stadtsingechor zusammen“, erklärt Maximilian Metz. Dessen früherer Leiter Martin Stephan konnte ebenfalls das Glockenspiel bedienen und faszinierte den Stadtsingechor bei einer Chorfahrt in Belgien dafür: „Er hatte sich dort an ein Glockenspiel gesetzt und einen Boogie-Woogie gespielt“, erinnert sich Maximilian Metz heute noch. „Das hat mich umgehauen.“

Deswegen hat der Hallenser nun seit zwei Jahren seinen Traum wahr gemacht. Autodidaktisch hat er sich das Carillon-Spiel selbst beigebracht, wenn auch mit Schweißperlen auf der Stirn. „Ich habe mir gedacht, das hört doch nun jeder auf dem Marktplatz. Und natürlich waren auch schiefe Töne dabei“, sagt er. Aber: Seine Nachfragen bei Passanten auf dem Markt waren versöhnlich. Viel gehört habe man davon angeblich nicht.

Im Frühjahr gibt es dann das erste Konzert der Schüler

Jetzt hat Maximilian Metz jedoch mit seinen vier weiteren Mitschülern - darunter Marktkirchenkantor Irenée Peyrot - einen Fachmann als Lehrer: den Kasseler Carilloneur Wilhelm Ritter, einer der deutschlandweit bekannten Experten auf diesem Instrument. Alle drei Wochen erhalten die Schüler Unterricht und üben dann selbstständig auf einem Übe-Klavier, das im Verwaltungsgebäude der Konzertkirche steht. Im Frühjahr gibt es dann das erste Konzert der Schüler - und dann ohne schiefe Töne. Das ist versprochen.

››Kontakt: Tel.: 0176/62190399 (mz)