Erfolgreich mit Strick Burg-Studentin aus Halle gewinnt den Fashion Award mit Wollkleidung
Die Burg-Studentin Helena Wieser hat gerade einen Fashion Award der Frankfurt Fashion Week gewonnen. Was sie an Wolle und Co. fasziniert.

Halle (Saale)/MZ - In der ersten Klasse hat Helena Wieser Stricken gelernt. Fasziniert von dieser alten, traditionellen Technik ist sie bis heute. So sehr, dass sie sie quasi zu ihrem Beruf machen will, zumindest zu einem Teil davon. Und sie hat mit ihrer Arbeit ganz offensichtlich einen Nerv getroffen: Die 27-jährige Studentin an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein ist Gewinnerin des European Fashion Award FASH 2021 in der Kategorie Bachelor der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie.
Verliehen wurde ihr der Preis, der die Nachwuchsförderung in der Mode zum Ziel hat, für eine Kollektion, der sie den Namen „Wollust“ gegeben hat. „Endlich ist Strick nicht in erster Linie warm, sondern leicht und modisch. Vor allem: Die Kollektion inspiriert und macht Lust auf Mode. Mehr kann eine Kollektion nicht leisten“, lautet das Urteil der Jury. Helena Wiesner gebe wichtige Impulse „für das oft tradierte Genre Strick“. Soll heißen: Was oft als langweilig und altmodisch gilt, kommt in der preisgekrönten Kollektion modern und innovativ daher.
„Die Erneuerung der Mode hat ihre Wurzeln oft in Undergroundszenen“
Dass Strick das kann, davon braucht Helena Wiesner sowieso niemand zu überzeugen. Sie muss nur an ihr Leinen-Top denken, ein leichtes Sommer-Kleidungsstück, das ihr immer wieder Komplimente eingebracht hat. Und eben an das Aufsehen, das ihr Projekt wohl bei der Modepreis-Jury erregt hat. Juror Joel Horwitz etwa fühlt sich an große Modeschöpfer erinnert, die sich auf eine bestimmte Szene beziehen und führt Gaultiers Korsett für Madonna an. „Die Erneuerung der Mode hat ihre Wurzeln oft in Undergroundszenen“, sagt Horwitz. Helena Wieser bezieht sich mit „Wollust“ auf die „Woolies“, die Szene der Woll-Fetischisten, auch wenn sie klarstellt: „Es ist Mode, keine Fetischkleidung.“ Ihre ausgezeichneten sechs Outfits sind aus Mohair-, Schurwoll- und Alpaka-Garnen gestrickt - per Hand oder mit der Maschine. Helena Wieser hat die Vorlieben der „Woolies“ für Corsagen, Zopfmuster oder Rippstrick in Mode übersetzt, mit Metallringen spielt sie auf sexuelle Praktiken wie Fesselspiele an.
Es habe ihr großen Spaß gemacht, sich mit dem Thema zu beschäftigen und Mode daraus entstehen zu lassen, erzählt Helena Wieser. Und sie macht so weiter: Gerade absolviert sie ein Praktikum bei einem Strickmode-Label in Berlin. Langfristig könne sie sich vorstellen, in die Produktentwicklung zu gehen, also Kleidung vom Material bis zum fertigen Stück zu kreieren. Als nächstes aber wolle sie nach der im März bestandenen Bachelorprüfung ihr Master-Studium erfolgreich abschließen, blickt die Mutter einer zwei Jahre alten Tochter in die Zukunft.