1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Boxer Steffen Kretschmann: Boxer Steffen Kretschmann: Der beschwerliche Weg zurück

Boxer Steffen Kretschmann Boxer Steffen Kretschmann: Der beschwerliche Weg zurück

Von Petra Szag 11.11.2014, 07:51
Steffen Kretschmann (l.) hat David Gegeshidze zu Boden geschickt.
Steffen Kretschmann (l.) hat David Gegeshidze zu Boden geschickt. Gercke Lizenz

Halle (Saale) - Der erste Anruf galt dem kleinen Benjamin. Dem achtjährigen Sohn seiner Lebensgefährtin Constanze hatte Steffen Kretschmann nicht erlaubt, am Samstagabend in Stuttgart am Ring zu sitzen. Aus gutem Grund, wie Kretschmann erklärte: „Du erklärst den Kindern, dass sie sich nicht hauen dürfen, sondern ihre Probleme anders klären müssen. Da ist es schwer zu vermitteln, was ich bei meiner Arbeit tue.“

Auch bei seiner vierjährigen Tochter Maya Kim ist der Job kein Thema. „Sie kommt am Mittwoch zu mir, dann unternehmen wir alle zusammen etwas. Durch die Kampfvorbereitung sind die Kinder zwangsläufig zu kurz gekommen“, sagt er.

Doch es hat sich gelohnt. Der Schwergewichtler aus Halle hat auch seinen dritten Kampf unter Flagge des SES-Boxstalls gewonnen. Im Vorprogramm des Duells von Stallkollege Robert Stieglitz mit Felix Sturm bezwang Kretschmann den Georgier David Gegeshidze. In Runde zwei hatte er seinen 19. Gegner im bezahlten Sport erstmals am Boden. Nach der dritten Runde wollte und konnte Gegeshidze nicht mehr weitermachen. „Das war schade, denn ich habe nicht mehr zeigen können, was ich alles drauf habe. Ich war gut vorbereitet und hatte Luft für zehn Runden“, sagte Kretschmann.

Sieg ist Sieg

Promoter Ulf Steinforth sah das ähnlich. „Sieg ist Sieg, und nur das zählt letzten Endes“, sagte er, obgleich auch ihm der Kampfstil des Georgiers nicht gefallen hatte. „Er hat einfach nur versucht zu überleben. Und das zum Teil mit recht unorthodoxen Mitteln.“ Wohl auch deshalb dümpelt der unförmige Haudrauf aus Tbilissi nur an 289. Stelle des Schwergewichtsrankings weltweit.

Auch Kretschmann rangiert noch weit hinter den Besten. Denn bis zu seinem Wechsel zum Magdeburger SES-Boxstall im Frühjahr hat er zwar stets trainiert, aber so gut wie keine Kämpfe bestritten. Die Punkte fehlen. Also muss er sich hochdienen. Rang 124 in der Welt und neuntbester Deutscher - das soll nur eine Momentaufnahme sein. Doch der 34-Jährige braucht weitere Siege. Und aus diesem Grund wird Kretschmann schon in wenigen Wochen erneut in den Ring steigen. Vielleicht sogar noch Ende dieses Jahres.

Wie es konkret weiter geht, wird der Promoter mit seinem Boxer in ein paar Tagen besprechen. „Wir schauen uns dann zusammen den letzten Kampf an und legen auch die weitere Marschroute fest. So handhaben wir das immer“, sagt Steinforth.

Neuer Trainer

Dann wird auch Kretschmanns neuer Trainer Stephan Kühne mit dabei sein. Die Zusammenarbeit mit dem Ehemann von Weltmeisterin Ramona Kühne begrüßt der SES-Chef ausdrücklich. „Ich finde, dass Steffen seitdem einen weiteren Schritt nach vorn gemacht.“

Kretschmann hat einst bei den Amateuren zwei WM-Medaillen gewonnen. Nun träumt er wieder von Profi-Erfolgen. „Wir haben darüber gesprochen, dass er auf eine EM-Chance hinarbeitet“, bestätigt Steinforth und ergänzt angesichts des Alters seines Boxers: „Vielleicht klappt es nächstes Jahr mit einem größeren Titelkampf.“ Internationaler Deutscher Meister ist Kretschmann ja bereits.

Klar ist aber: Gegen seine SES-Stallkollegen Francesco Pianeta, Michael Wallisch und Tom Schwarz wird Kretschmann vorerst nicht boxen. „Ich bin kein Freund davon“, sagt Steinforth. Wobei auch er weiß: Läuft alles nach Kretschmanns Plan, würden sich solche Duelle irgendwann nicht mehr vermeiden lassen.