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44. Chemiepokal  Boxer David Khachatryan: Der Lokalmatador als Zugpferd beim Chemiepokal

Von Petra Szag 21.12.2016, 21:14
Meistermacher Torsten Schmitz und sein Schützling David Khachatryan beim Training.
Meistermacher Torsten Schmitz und sein Schützling David Khachatryan beim Training. Schulz

Halle (Saale) - Die Hautevolee der „Haudraufs“ kommt wieder nach Halle: Für den 44. Chemiepokal vom 14. bis 17. März in der Erdgas-Arena in Neustadt haben sich weit mehr als 100 Kämpfer aus nahezu allen großen Boxnationen zum Testlauf der WM im September in Hamburg angekündigt.

Ob auch ein Lokalmatador als Zugpferd bei dem Traditionsturnier in Halle durch die Ringseile klettern wird, können die Verantwortlichen des Deutschen Amateurboxsportverbandes (DBV) noch nicht sagen.

„Wenn sich jemand empfehlen kann, dann wird er die Chance bekommen“, sagt Michael Müller. Die besten zwei DBV-Boxer pro Gewichtsklasse, so erklärt der Sportdirektor des DBV bei einer Pressekonferenz im halleschen Tryp-Hotel, erhalten das Vertrauen und damit auch die Möglichkeit, im Duell mit der Weltspitze Pluspunkte für eine WM-Nominierung zu sammeln. Letzten Endes entscheidet also die nationale Rangliste.

David Khachatryan vor Chemiepokal: Starke Physis fehlt noch

Nur hatte sich bei den deutschen Meisterschaften der Elite im November kein Hallenser bis ins Finale durchboxen können. Und dennoch sind die Gastgeber des Chemiepokals zuversichtlich.

Sie setzen auf den in Halle geborenen und aufgewachsenen David Khachatryan. Vor zwei Jahren war dieser wegen seiner Berufsausbildung nach Leverkusen gegangen, ist nun aber in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Khachatryan setzt seine Lehre in Halle fort. Und nach Feierabend trainiert der angehende Karosseriebauer bei der Ha-Neuer BSG unter Torsten Schmitz.

Der Ex-Coach vom einstigen Weltmeister Robert Stieglitz traut dem Federgewichtler eine Menge zu. „Was David macht, sieht nach Boxen aus“, meint der Experte anerkennend und will damit sagen, dass sein neuer Schützling ein guter Techniker ist und damit alles andere als nur ein Haudrauf.

Er habe ein gutes Distanzgefühl, bewege sich zudem gut. Was dem 20-Jährigen allerdings noch fehlt, ist eine starke Physis. „Hat er die, wird der Junge auch härter hauen und den Kampf dann auch noch mehr bestimmen.“ Dann, so denkt Schmitz, wird er das Format haben, um bei großen Turnieren zu bestehen.

Boxer David Khachatryan aus Halle: Wettkampfgefühl gesucht

Der Weg dorthin führt nur über zusätzliche Trainingseinheiten. Vor dem Chemiepokal muss der Federgewichtler also noch einen Gang höherschalten - was angesichts seiner Lehre zweifellos schwierig ist.

Doch Khachatryan will boxen, will die Chance unbedingt nutzen. Während seiner Zeit in Leverkusen, so erzählt der Hallenser, habe er zwar auch trainiert - übrigens bei Jörg Heidenreich, vor der Wende einer der besten Boxer in Halle.

Der Kartenvorverkauf für das 44. Box-Turnier um den Chemiepokal, das zum zweiten Mal in der Halle-Neustädter Erdgas Arena ausgetragen wird, hat bereits begonnen. Die Vorrundenkämpfe am 14. und 15. März können zum Nulltarif besucht werden. Karten für die zwei Halbfinalveranstaltungen am 16. März jeweils um 15 und 19 Uhr kosten - wie im Vorjahr - fünf (Tribüne) und zehn Euro (Parkett). Die Preise gelten auch für das Finale am Freitagabend, dem 17. März.

Die Eintrittskarten können an den jeweiligen Tagen zugleich als Fahrschein der Havag für öffentliche Verkehrsmittel zur Wettkampfhalle und zurück genutzt werden.  

„Aber mir fehlen die Wettkämpfe, das Gefühl dafür muss ich erst wieder entwickeln“, sagt der 56-Kilo-Mann. Dabei hilft ihm unter anderem die Bundesliga. Als Gaststarter unterstützt der Ha-Neuer Wismar - und feiert dort Erfolge.

Boxer David Khachatryan: Papa und Bruder unterstützen ihn

Volle Rückendeckung bekommt David Khachatryan von seiner Familie. Neben dem box-affinen Vater Oleg, der 1995 mit seiner Frau das Geburtsland Armenien wegen der Kriegswirren und Erdbeben verlassen hatte - ist das vor allem Bruder Aram.

Der heute 25-Jährige hofft, dass sein Bruder das schafft, was ihm versagt geblieben ist: mit einem deutschen Pass für Schwarz-Rot-Gold bei internationalen Meisterschaften boxen zu dürfen.

Er selbst wurde einst als großes Amateur-Talent gehandelt. Doch noch immer ist Aram Khachatryan nicht eingebürgert. Die Anträge sind gestellt - wie bei seinem Bruder auch.

David Khachatryan vor Chemiepokal: Damit der Traum in Erfüllung geht

Um dennoch auf hohem Niveau boxen zu können, versucht sich Aram Khachatryan nunmehr als Profi. Er ist sogar nach Amerika gegangen und hat sich bei diversen Boxställen vorgestellt.

Den Managern dort scheint offenbar gefallen zu haben, was sie sahen. „Aram hat schon einige Kämpfe bestritten und alle gewonnen“, berichtet David Khachatryan.

Mittlerweile hat er eine Wohnung in Los Angeles und pendelt zwischen den Welten. Ist der Profi zu Hause, trainiert er auch mit seinem Bruder. Damit sich dessen Traum erfüllen kann. Vom Chemiepokal-Start. Ja, vielleicht sogar von der WM. (mz)