Erneut Ausnahme-Modus Bewohner eines Altenheims in der Neustadt wieder Quarantäne
Zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit leben Bewohner des Alloheims in Neustadt im Ausnahme-Modus. Indes steigt die Zahl der Geimpften in Heimen.

Halle (Saale) - Gerade glaubte Detlef Wachsmann das Schlimmste überstanden zu haben, da erreichte den Chef des Alloheims in Neustadt die Nachricht: Wieder war ein Bewohner des Hauses in der Hallorenstraße positiv auf das Coronavirus getestet worden, dieses Mal jemand, der schon zweimal geimpft ist. Inzwischen hat sich ein Verdacht auch bei einem zweiten Bewohner bestätigt. Zum Wochenende hofft Wachsmann nach neuerlichen Test auf Entwarnung vom Gesundheitsamt.
Schwierige Quarantäne: Bewohner müssen auf den Zimmer bleiben und sehen es als Strafe
Vorerst aber gilt für einen der vier Wohnbereiche des Alloheims wieder Quarantäne, wie der Einrichtungsleiter berichtet. Immerhin nicht ganz so streng wie im Februar/März, als wegen vermehrter Infektionszahlen alle Bewohner des Hauses in ihren Zimmern bleiben mussten.
Nur für den Demenzbereich sei das beim besten Willen nicht praktikabel gewesen, erzählt Wachsmann; der Bewegungsdrang vieler Betroffener sei viel zu hoch. „Also mussten wir dort mit erhöhten Standards arbeiten.“ Für den nun wieder unter Quarantäne stehenden Wohnbereich gelte, dass die Bewohner wenigstens gemeinsam essen dürfen. Bei allem Verständnis für Corona-Schutzmaßnahmen rückt nämlich zunehmend ein anderer Aspekt ins Blickfeld der Mitarbeiter: das psychische Wohl der alten Leute.
Die Bewohner wollen keine Quarantäne mehr. Sie halten das nicht aus. Für viele war diese Zeit wie eine Strafe.
Detlef Wachsmann, Chef des Alloheims in Neustadt.
Bei so manchem zeigten sich demnach nach der ersten Quarantäne und der damit verbundenen Isolation deutliche Rückschritte im Leistungsvermögen. Er wünsche sich bei manchen Entscheidungen mehr Augenmaß, sagt der Heimleiter.
Lichtblick: Viele Bewohner von Alten- und Pflegeheimen mittlweile geimpft
Aber es gibt einen Lichtblick: 85 Prozent der Bewohner seien inzwischen geimpft, bei anderen stehe die Immunisierung wegen einer durchlebten Infektion noch aus. Damit kehrt langsam mehr Alltag in die Hallorenstraße 4 zurück. Gruppenaktivitäten wie gemeinsames Rätseln, Basteln oder Sporttreiben stehen wieder auf den Tagesplänen. Besuche allerdings sind nach wie vor nur eingeschränkt und zu festen Zeiten möglich. „Wir werden des Testens nicht müde“, sagt Wachsmann. Das betreffe Bewohner ebenso wie Mitarbeiter und Gäste.
Unterdessen sind nach Worten von Amtsärztin Christine Gröger rund 92 Prozent der gut 3.000 Bewohner hallescher Alten- und Pflegeheime gegen Corona geimpft. „Der Impfprozess bleibt ein laufender Prozess – auch da stetig Bewohner neu aufgenommen werden“, ordnet die Amtsärztin diese Zahl ein. Neben dem Alloheim in Neustadt stehen den Angaben zufolge fünf weitere solcher Einrichtungen in der Stadt derzeit unter Quarantäne. (mz/Annette Herold-Stolze)