1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Betriebshof Rosengarten: Betriebshof Rosengarten: Hier schlafen Halles Straßenbahnen

Betriebshof Rosengarten Betriebshof Rosengarten: Hier schlafen Halles Straßenbahnen

Von Detlef Färber 14.04.2018, 16:01
Tagsüber fast leer, wird sich die rund 200 Meter lange Rosengarten-Halle erst spät am Abend  füllen - mit bis zu 60 Straßenbahnen. 
Tagsüber fast leer, wird sich die rund 200 Meter lange Rosengarten-Halle erst spät am Abend  füllen - mit bis zu 60 Straßenbahnen.  Holger John

Halle (Saale) - Ruhe nach dem Sturm: Oder vor dem Sturm, wie man’s nimmt. Und das kurz vor Mittag - just dann also, wenn in anderen Betriebshöfen nahezu aller Branchen der allermeiste Betrieb herrscht! Doch hier, auf dem großen Werkstatt- und Garagenhof, den die Hallesche Verkehrs AG (Havag) im Halleschen Süden am Rande des Rosengartenviertel betreibt, gilt ein anderer Zeittakt. Erst am Abend und dann schon wieder am Morgen - quasi vor dem Aufstehen - erwacht der Hof zu kurzer, aber heftiger Betriebsamkeit.

Dann nämlich, wenn die Bahnen kommen. Denn die große Rosengartenhalle, ist einer der Orte, wo Halles Straßenbahnen schlafen - sprich, wo sie für wenige Stunden übernachten: Bis zu 60 Züge, sagt Thomas Bohmert, der Werkstattleiter im Rosengarten-Objekt, passen auf die 18 Gleise, die auf dem Boden der riesigen Halle mit 200 Metern Länge verlegt sind.

Betriebshof Rosengarten: Hier stehen im Schnitt 30 Meter langen Züge in Sechser-Reihen

Hier stehen dann die im Schnitt 30 Meter langen Züge in Sechser-Reihen - sicher vor Sachbeschädigungen wie Graffiti und halbwegs warm. Im Winter reichten die Nachstunden also beispielsweise dafür aus, dass das Eis an den Schienenfahrzeugen komplett auftaut, erläutert Bohmert.

Und die Frühschicht der Fahrer beginne dann von hier ihren Dienst und die Bahnen fädeln sich über die Merseburger Straße ein in ihren jeweiligen, im Fahrplan vorgezeichneten Linienverkehr. Es sei denn sie haben - gleich nebenan - noch einen Termin. Denn was von Halles Nord-Süd-Straße aus als große Halle auf dem Havag-Gelände neben dem Baumarkt zu sehen ist, das ist quasi nur die halbe Wahrheit. Komplett verdeckt und von vorn nicht zu sehen, ist nämlich die große Werkstatthalle.

Ein Mal in der Woche wird jede Straßenbahn in Halle gewartet

„Ein Mal in der Woche wird jede Straßenbahn in Halle gewartet - viele davon hier“, erläutert Werkstattleiter Bohmert. Zu dieser Wartung gehöre normalerweise auch die Reinigung, wobei die Waschanlage der Rosengarten-Werkstatt gerade ihrerseits erneuert wird. Alternativ stehe natürlich noch der große Betriebshof in der Havag-Zentrale in der Freiimfelder Straße zur Verfügung, wo eine noch größere Garagenanlage steht - und natürlich auch Werkstätten: gerade auch die für umfangreichere, schwierigere Reparaturen, etwa nach Unfällen.

In der Rosengarten-Werkstatt aber findet zum Beispiel die „Sand-Betankung“ statt. 40 Tonnen eines sehr feinen und scharfen Spezialsandes muss Thomas Bohmert pro Jahr ordern, um damit die Straßenbahnen für bestimmte Bremsmanöver etwa auf glatter oder nasser Schiene oder für Notbremsungen auszurüsten.

Einige wenige Bahnen in der Bahngarage haben ihren Dienst im halleschen öffentlichen Nahverkehr schon hinter sich

Weiterhin stehen in der Werkstatthalle eine lange Montagegrube und etliche Wagenhebevorrichtungen zur Verfügung - und nicht zuletzt eine Art Montagebrücke, deren Wichtigkeit dem Umstand geschuldet ist, dass sich große Teile der Technik neuerdings auf dem Dach der Züge befinden - gerade bei den für den behindertengerechten Einstieg konzipierten Niederflurwagen, wie Thomas Bohmert erläutert.

Einige wenige Bahnen in der Bahngarage haben freilich ihren Dienst im halleschen öffentlichen Nahverkehr schon hinter sich - und warten womöglich auf einen Feierabend unter den Oldtimern der freilich schon bestens gefüllten „Oldie“-Garage in der Seebener Straße. Und auch ein „das Ei“ genannter Bus-Anhänger aus den 1950er Jahren hat Unterschlupf gefunden in der Halle, wo die Bahnen schlafen. (mz)