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Bernd Lücke  Bernd Lücke : Kreativer Koch will die Olympia-Krone

Von Katja Pausch 21.10.2016, 04:00
Erfolgreicher Spitzenkoch Bernd Lücke tritt am Samstag das letzte Mal bei Olympia an. Er strebt nach Gold - mit raffiniertem Fingerfood.
Erfolgreicher Spitzenkoch Bernd Lücke tritt am Samstag das letzte Mal bei Olympia an. Er strebt nach Gold - mit raffiniertem Fingerfood. Günter Bauer

Halle (Saale) - Halles kreativster Koch will es noch einmal wissen. Am Wochenende zieht Bernd Lücke, der vielen Hallensern mindestens durch seine Aufsehen erregenden Benefiz-Spargelschäl-Aktionen bekannt ist, in seine endgültig letzte Küchenschlacht - bei der Internationalen Koch-Olympiade 2016 in Erfurt. „Ich will die Krone“, sagt Lücke, der sich selbst als „komischer“ Koch bezeichnet - „weil man ja auf jeden Fall eine Macke haben muss, wenn man das tut, was ich tue“, so Lücke über sich selbst.

Der 56-Jährige, der seit Jahrzehnten als Lehrer an der Saalkreisberufsschule den Koch-Nachwuchs unterrichtet, hat mit genialer Kochkunst und ausgefallenem Fingerfood so ziemlich alles gewonnen, was man bei Wettbewerben auf nationaler und internationaler Ebene gewinnen kann. Dabei ging Lücke bei seinem Olympiastart im Jahr 2000 noch leer aus. Na gut, nicht ganz - „ich habe jede Menge Erfahrungen gesammelt“, sagt er heute.

Silber und Bronze bei Olympia und Weltmeisterschaften

In den folgenden 16 Jahren gewann Lücke mehrfach Silber und Bronze bei Olympia und Weltmeisterschaften. Von letzterer hat sich Lücke bereits 2014 verabschiedet - mit einer Bronzemedaille. Jetzt peilt der Spitzenkoch bei der Olympiade in den Thüringer Messehallen nichts Geringeres als olympisches Gold an - als Krönung seiner langjährigen Kochwettkampf-Laufbahn, die er mit einem lachenden und einem weinenden Auge beendet.

In Erfurt tritt Lücke mit seiner ausgefeilten Menüfolge gegen fast 1.000 Einzelbewerber an. Außerdem messen sich 38 Nationalmannschaften - darunter die Schweiz, China, Kanada - sowie 32 Jugendmannschaften und 92 Regionalmannschaften im Wettstreit um die höchste Punktzahl.

Bernd Lücke fühlt sich gewappnet

Doch Lücke fühlt sich gewappnet. „Ich habe über ein Jahr mit essbaren Blüten experimentiert“, so Lücke, der im heimischen Gefrierschrank Unmengen an kulinarischen Exponaten aufbewahrt, bis sie zur Olympiade zur Verwendung kommen. Stundenlang hat Lücke zum Beispiel Porree in hauchzarte Streifen geschnitten und dann zu einem grünen Flechtteppich verwoben, Marzipan mit dem Lebensmitteldrucker bearbeitet und für das Dessert zu witzigen Accessoires verarbeitet: zu einem winzigen Damenhut samt passendem Täschchen.

Auch mehrfach getrocknete und anschließend pulverisierte Entenhaut, die über winzige Täubchenkeulen gestäubt wird, gehört zu den Extras in Lückes Küche, die eher an ein Molekularlabor oder wahlweise auch an einen Bastelladen erinnert. Selbst die goldenen Döschen samt Deckel, die porzellanenen Tischschilder, Minigläser und winzige Löffel für das Kredenzen des edlen Kartoffelsüppchens hat Lücke selbst gefertigt oder fertigen lassen.

Gemüsesülze mit Blütendressing

„Von der Tischdecke über die Deko bis zur Gestaltung muss alles bis ins Detail stimmen“, so Lücke, der darin über eine beeindruckende Fingerfertigkeit verfügt. Und womit will der Hallenser, der in zwei Kategorien antritt, die Jury überzeugen? „Als Vorspeise gibt’s Gemüsesülze mit Blütendressing, umlegt mit einer Schnittblattbegonie, Parakresse und Blinq Blossom - also essbaren Blüten oder Knospen“, so Lücke. Das obligatorische Süppchen dazu ist ein „Duett von der Felsenbirne auf einem Hauch von Löwenzahnhonig“.

Lücke, der am Wettkampftag in vier Stunden (los geht’s am Samstag um fünf Uhr morgens!) alles in Handarbeit fertigt, tritt aber seinem letzten Kampf nicht allein an: Wie sonst auch wird er in den vier alles entscheidenden Wettkampfstunden unterstützt: von Ehefrau Sabine - ebenfalls Köchin - und dem sechsjährigen Enkel Theo. Na dann - viel Glück für Halles Spitzenkoch! (mz)