Bergbau-Altlasten Bergbau-Altlasten: Unter Halle lauert das Risiko
Halle (Saale)/MZ. - Unter einigen Stadtteilen von Halle schlummern alte Bergbaugänge, -schächte und Abbaukammern. Inwiefern diese Anlagen aus vergangenen Zeiten der Braunkohleförderung die Standsicherheit des Geländes oder von Wohnsiedlungen beeinflussen - das ist selbst Experten des Landesamtes für Geologie und Bergwesen (LAGB) unklar. Wie Pressesprecher Bodo-Carlo Ehling sagte, ist der Zustand der alten Förderstätten unbekannt. Dass es aber Probleme geben kann, hatte der Bolzplatz der Dürer-Schule im Paulusviertel gezeigt, wo sich ein zwei Meter tiefes Loch aufgetan hatte.
Wie ein Überblick des LAGB zeigt, waren unter anderem die Frohe Zukunft, Nietleben und das Paulusviertel einst Zentren des unterirdischen Braunkohleabbaus (siehe Karte). In Dölau und nahe Reichardts Garten wurde Steinkohle gefördert. Die Hoch-Zeit der Brennstoffgewinnung war das 19. Jahrhundert. In der Geschichte hatte es zudem viele weitere Bergbauaktivitäten im Stadtgebiet gegeben, wie Porphyr- und Tonabbau. Davon gehen laut LAGB aber keine Sicherheitsprobleme aus.
Ehling zufolge ist die Braunkohleförderung in Tiefen bis zu 100 Metern erfolgt. Die Hohlräume, in denen die Kohle abgebaut worden war, seien zumeist wieder eingestürzt. "Was uns heute Sorgen macht, sind die Förderstrecken", sagte Ehling. Das seien 1,5 bis zwei Meter hohe Gänge, die zum Transport der Kohle dienten und die teilweise massiv ausgebaut worden seien. "Den heutigen Zustand dieser Förderstrecken kennen wir nicht", so Ehling. Es sei nur äußerst lückenhaft dokumentiert worden, ob die Gänge bei Aufgabe einer Grube verfüllt wurden oder nicht.
"Das Risiko von Einstürzen ist aus unserer Sicht relativ gering, aber es ist vorhanden", sagte der Sprecher. Die hohen Niederschlagsmengen der vergangenen Jahre und die damit verbundene Durchfeuchtung des Bodens hätten dieses Risiko steigen lassen.
Das Loch an der Dürer-Schule ist bereits verfüllt worden, der Bolzplatz bleibt aber gesperrt. Ehling zufolge ist unklar, auf welche Art von Bergbau-Hohlraum es genau zurückzuführen ist. Laut Stadt sollen Erkundungen klären, ob weitere Einbrüche drohen. Einstürze und Absenkungen auf Bergbaugelände hatte es in der Vergangenheit auch in der Frohen Zukunft an den Posthornteichen gegeben. Dort gelte laut Ehling Bauverbot.
Regelmäßige Kontrollen des Untergrunds von Wohngebieten, die über Bergbaugelände liegen, gebe es nicht. "Dafür würden unser Personal und unsere Mittel nicht reichen." Das Bergamt greife erst ein, wenn sich ein Einsturz oder etwas Ähnliches ereignet habe. Wolle ein Eigentümer die Sicherheit seines Grundstücks prüfen lassen, müsse er das auf eigene Kosten tun, so Ehling. Bei Planungsverfahren von Neubaugebieten gebe die Behörde Stellungnahmen ab. Im Zweifel werde dem Bauherrn empfohlen, weitere Untersuchungen zu veranlassen.
Eine bergbauhistorische Karte von Halle (ISBN 3-936312-13-3) ist im Buchhandel oder beim Bergamt (0345 / 521 20) erhältlich.