Baukontrolle auf Kaufhof-Baustelle Baukontrolle auf Kaufhof-Baustelle: Gelbe Karte für den Polier
Halle/Saalkreis/MZ. - Die Beamten Klaus-Dieter Mensching und Peter Hofmann nahmen besonders die Arbeitsplätze in der Höhe ins Visier: auf den im Rohbau befindlichen höheren Etagen und auf dem gut 20 Meter hohen Außengerüst. "Viele Unfälle", erklärte Hofmann, "passieren, weil Arbeitsplätze in der Höhe nicht richtig gesichert sind. Gerüste etwa müssen einen Schutz an drei Seiten haben."
Der Neubau der Kaufhauskette ist eines der größten Bauprojekte der Stadt. Gut 60 Bauarbeiter sind hier beschäftigt - nur für den Rohbau. Hinzu kommen, je nach Baufortschritt, Handwerker verschiedener Gewerke, die etwa Elektroarbeiten erledigen. Unterm Strich waren die Männer von der Gewerbeaufsicht gestern zufrieden mit der Sicherheit am Markt. Sie machten nur eine Gefahrenquelle aus. An einer Stelle ist ein großes Loch in den Etagenböden: Später wird hier die Rolltreppe eingebaut.
Eigentlich ist das Loch auf einer der oberen Etagen ringsum mit Brettern und Geländer gesichert. Aber Handwerker hatten für Arbeiten die Absperrung entfernt, es aber auf gut zwei Metern Breite versäumt, die Brettersperre wieder aufzustellen. Hofmann und Mensching beließen es bei einer milden Verwarnung. Der zuständige Polier versprach Besserung: Umgehend solle die Sperre wieder aufgebaut werden. "Auf der Etage wurde gerade auch nicht gearbeitet", erklärte Hofmann die Kontrolleurs-Milde. Doch das Duo kann auch anders. Vorige Woche hat Mensching - die Gewerbeaufsicht ist für das gesamte südliche Sachsen-Anhalt zuständig - eine Hettstedter Baustelle sperren lassen, einen Tag lang konnte nicht gebaut werden. "Die hatten", erzählte der 61-Jährige, "in fast sechs Metern Höhe gearbeitet - aber die Absturzkante war nur mit Flatterband gesichert." In diesem, wie im Fall Kaufhof ist Hofmann vom Entstehen der Gefahrenquellen überzeugt: "Das ist kein böser Wille, das ist Vergesslichkeit. Das passiert in der Hektik."
Oftmals fehle den Bauarbeitern auch einfach der Blick für die drohenden Gefahren. Davon kann bei Kontrolleur Mensching nicht die Rede sein. Für ihn könnte vielmehr gelten: Nach der Kontrolle ist vor der Kontrolle. Denn er lässt den in 32 Jahren Baukontrolle geschulten Blick selbst daheim kreisen. Auch nach Feierabend gilt es, Gefahren zu eliminieren. Etwa wenn die Gattin zum erhöhten Fensterputz-Arbeitsplatz schreitet. "Ich lasse nie zu, dass sich meine Frau auf einen Hocker oder eine Fußbank stellt. Das sind die gefährlichsten Möbel zu Hause."