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Basketball Basketball: Mit lachendem und blauem Auge

Von MICHAEL PIETSCH 05.12.2010, 12:02
Halles Caroline Sterner (links) vom SV Halle.(FOTO: ARCHIV/LÖFFLER)
Halles Caroline Sterner (links) vom SV Halle.(FOTO: ARCHIV/LÖFFLER) CARDO

Halle (Saale)/MZ. - Offiziell gilt Basketball als körperloser Sport. Jedes noch so kleine Vergehen beim direkten Aufeinandertreffen mit einem Gegenspieler wird von den Schiedsrichtern geahndet. Doch der Begriff "körperlos" täuscht. Wollte man am Samstagabend in der Burghalle an irgendjemandem dessen Absurdität festmachen, dann war es Caroline Sterner.

Wie ein Maikäfer pumpend lag der Kapitän der SV Halle Lions nach dem 85:79 (43:40)-Sieg über den BC Wolfenbüttel vor der Auswechselbank. Das gerötete Jochbein unterhalb des linken Auges zeugte von einem Zusammenprall mit einer Wolfenbüttelerin. Ebenso die blauen Flecken, die sich am Körper verteilten. "Aber das ist alles egal. Wir haben gewonnen", sagte Sterner, während sie begann, die Anstrengung der vergangenen 40 Minuten aus den Beinen zu schütteln.

Gemeinsam mit der überragenden Maggie Dwyer hatte Sterner ihr Team zum vierten Saisonerfolg geführt. Zu einem Sieg, der nicht nur Platz acht sicherte. Acht Tage nach der Pokalschlappe gegen denselben Gegner und nur sechs Tage nach der Punktspielniederlage bei den Rhein-Main-Baskets gelang den Lions der Charaktertest.

"Ich habe heute das Adrenalin in positive Energie verwandelt. Denn wir standen gehörig unter Druck", sagte Sterner. Der Vorwurf, dass zuletzt nicht jede Spielerin immer alles für das Team gegeben hatte, sollte beim Auftritt gegen Wolfenbüttel entkräftet werden.

Halles Trainer ließ sich zu einem ganz besonderen Kompliment hinreißen. "Das heute war unser bestes Saisonspiel", sagte Peter Kortmann. "Die Mannschaft hat genauso gearbeitet und gekämpft, wie es nötig ist im Abstiegskampf. Sie hat gezeigt, dass sie es kann." Praktisch mit der Schlusssirene kreierte der Vater des Erfolges ein neues Element: die Kortmann-Faust. Dann setzte er ein freches Grinsen auf und musterte mit einem Kopfnicken seine auf die Bank gesunkenen Spielerinnen. Spätestens da war klar: Dieser Sieg wirkte auch für Kortmann befreiend. Zumindest für den Moment. Noch vor wenigen Tagen hatten den Lions-Coach Zweifel beschlichen, ob er hier, beim SV Halle, an der richtigen Stelle ist. Dieser Auftritt verschaffte Motivation.

Selbst wenn die Lions erneut scheinbar sichere Polster wieder verspielten, wie etwa beim 32:23 (13. Minute) und 62:53 (30.). Die Flaute zu Beginn des letzten Viertels - mit fünf Minuten ohne eigenen Punkt und dem 62:62 - steckten die Hallenserinnen weg. "Endlich sind wir mal ruhig geblieben, und das über 40 Minuten", lobte Kortmann. Besonders Dwyer zeigte mit sechs Dreipunktewürfen, wozu sie fähig ist. Den schönsten, jenen zum 74:66, bereitete Laura Hebecker mit einem Pass quer über die Angriffszone vor. Beim Freiwurffestival in der Schlussphase bewies Lions-Regisseurin Yolanda Paige ihre Treffsicherheit.

"Wir wissen jetzt, dass wir auch diese Kategorie Gegner schlagen können. Und wir können wieder etwas ruhiger trainieren", schlussfolgerte Caroline Sterner. Am Mittwoch steht für die Lions das nächste Kapitel an: Dann müssen bei der Tagung des Wirtschaftsbeirates Weichen für die Zukunft gestellt werden.