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Basketball Basketball: Die Halle Lions sind auf Spielervermittler angewiesen

Von Alina Hartmann 28.04.2016, 05:32
René Spandauw redet mit Sasha Tarasava. Auch sie kam über einen Spielervermittler nach Halle.
René Spandauw redet mit Sasha Tarasava. Auch sie kam über einen Spielervermittler nach Halle. Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Die Telefonverbindung nach Griechenland ist miserabel. Rauschen der Leitung, Geschirrgeräusche im Hintergrund und das gebrochene Deutsch von Thomas Prodromou machen die Konversation zu einer  Herausforderung. Der Grieche ist  Spielervermittler im Bereich des weiblichen Basketballs. Derzeit hat seine Agentur Flash Agency um die 50 Spielerinnen aus der ganzen Welt unter Vertrag, die durch seine Hilfe in 22 verschiedenen Ländern Verträge mit Sportklubs unterschreiben konnten. Eine von ihnen ist die Starspielerin der SV Halle Lions aus der vergangenen Saison, die Weißrussin Sasha Tarasava.

Aktuell laufen in der Damen Basketball Bundesliga die Planungen für die neue Saison. Einige Teams haben bereits erste Neuzugänge verkündet. Die Halle Lions beispielsweise konnten sich mit den Zusagen von Kaneisha Horn und Kimberley Pohlmann zwei vermeintliche Leistungsträgerinnen sichern. Bis es zu den Unterschriften kam, musste das Lions-Management hart mit den jeweiligen Vermittlern um Vertragsdetails bis hin zu freiem Essen - so war es bei Horn - ringen.

Wer spielt, darf nicht reden

Insbesondere für Spielerinnen aus den USA sind diese Berater oft die einzige Möglichkeit, nach ihrer College-Karriere, Kontakte zu Teams außerhalb der Vereinigten Staaten zu knüpfen. Am College gilt die Regel: Wer spielt, darf nicht reden. Solange eine Spielerin also für eine College Mannschaft aktiv ist, darf sie keinen Kontakt zu Agenten haben. Diese Maßnahme soll den Fokus bewahren. Die Kommunikation muss dann über die Trainer passieren. In Europa gibt es diese Vorgabe nicht. Spielerberater versuchen deshalb, schon so früh wie möglich, potenzielle Talente für sich zu gewinnen, um ihnen später Teams zu vermitteln. Was  durchaus auch Schattenseiten hat, denn nicht allen Agenten kann man laut Lions Headcoach René Spandauw vertrauen. „Passt man nicht auf, ist das ein Geschäft, in dem sich Leute an anderen bereichern“, warnt der Holländer. Er habe dahingehend schon „sehr schlechte Erfahrungen“ gemacht. Oft seien die Spielerinnen in Europa nämlich noch viel zu jung, um zu verstehen, was es bedeutet einen Vertrag zu unterschreiben. Für Spielerinnen aus den USA wiederum, ist es schwer zu beurteilen, welcher Agent sich tatsächlich um das Wohl der Athletin schert und nicht nur dem Geld hinterher ist.

Was macht ein Spielervermittler?

Einen Vertrag mit einer Spielerin zu unterschreiben, bedeutet für einen Vermittler, dass er über deren sportliche Zukunft verfügt. Nun geht es hauptsächlich darum, Kontakte spielen zu lassen, um die Spielerin in einem Verein unterzubringen. Unterschreibt eine Spielerin einen Vertrag mit einem Klub, bekommt der Vermittler einen Prozentsatz ihres Gehaltes. Da ist es nur logisch, dass es für den Vermittler attraktiver ist,  einen Vertrag auszuhandeln, der ihr ein möglichst hohes Gehalt verspricht. Die sportlich bessere Option spielt da oft nur eine Nebenrolle. Der Grieche Thomas Prodromou jedoch sagt, dies sei ein Vorurteil, denn „wenn es nur um Geld geht, kann man diesen Beruf nicht lange ausüben“. Diese Aussage begründet er damit, dass man von langfristig guten Beziehungen mit Vereinen, Trainern und Spielerinnen lebe -    man könne es sich deshalb mit niemandem verscherzen.
Ist die Spielerin in einem Klub untergebracht, ist die Arbeit des Vermittlers aber noch lange nicht vorbei. Es bleibt seine Aufgabe, mögliche Uneinigkeiten zwischen den Profis und den jeweiligen Vereinen zu lösen. Beispielsweise müssen Verträge aufgelöst werden, wenn die Arbeitgeber mit den sportlichen Leistungen ihrer Athletinnen nicht zufrieden sind. Um einen solchen Fall zu vermeiden, sollten Spielervermittler regelmäßig in Kontakt zu ihren Spielerinnen und den Vereinen stehen.

Mal mehr, mal weniger Unterstützung

Das ist leider nicht immer der Fall. Lions-Flügelspielerin Lauren Engeln musste diese Erfahrung während ihrer ersten Saison in Europa machen. „Meine Agentin hat sich kein einziges Mal bei mir gemeldet im Laufe der Saison,“ klagt die 24-Jährige, „sie hat mir das Team in Halle vermittelt, aber mehr kam da nicht.“ Kein Wunder, denn Engelns Agentin, Jeanne McNulty-King, lebt in Poulsbo, Washington - auf der anderen Seite der Welt. Auf ihrer Website sind alle Spielerinnen aufgelistet, die bei ihr unter Vertrag stehen. Die Aufzählung erstreckt sich über acht Seiten und die Athletinnen sind auf drei verschiedenen Kontinenten verteilt. Angesichts dessen sei es wohl ganz normal, dass sie sich nicht bei ihr melde, meint Lauren Engeln. Ihre Spielerinnen in Russland, der Türkei oder in der WNBA seien sicher viel wichtiger für sie, da sie durch diese mehr Geld verdiene. Engeln ist eben keineswegs ein Top-Name auf der Liste.
Wer nun denkt, dass es sich als Spielerberater leicht leben lässt und man mühelos an Geld kommt, liegt falsch. Um offiziell als Berater arbeiten zu dürfen, muss man sich einer Prüfung des Weltverbandes Fiba unterziehen. Diese Instanz wacht über das internationale Basketballgeschehen. Um diese Prüfung zu bestehen, reicht Basketball-Fachwissen nicht aus. Hauptsächlich geht es um internationale Gesetze und Arbeitsrecht. Denn will ein griechischer Agent wie Thomas Prodromou einer Spielerin einen Platz in einer deutschen Mannschaft vermitteln, sieht er sich plötzlich mit dem komplizierten deutschen Arbeitsrecht konfrontiert. Solche Gesetze sind bekanntlich in jedem Land unterschiedlich. „Das ist nicht immer leicht,“ sagt der Grieche, der in München studiert hat. Aber in Deutschland studiert zu haben, sei ein großer Vorteil für ihn und er habe mit der Zeit viel dazu gelernt.

Erfahrungen sind wichtig

Ein guter Spielervermittler kann  also nur sei, wer den Beruf schon längerfristig ausgeübt hat. Nur mit der Zeit kann man die nötigen Erfahrungen sammeln und wichtige Kontakte knüpfen. Verglichen zum Männerbasketball ist die Damenbasketballwelt außerdem so klein, dass man als Spielerin wahrscheinlich gar nicht unbedingt einen Agenten benötigen würde. „Es hört sich aber einfach wichtiger an“, sagt Lions Trainer Spandauw dazu, „von seinem persönlichen Spielerberater vertreten zu werden“.  Ob es nun also ums Kontakte vermitteln, oder lediglich um die Wichtigkeit geht, bleibt dahingestellt. Sicher ist aber, dass man als Spielerin oder als Trainer vorsichtig sein muss, wem man sein Vertrauen schenkt.