Banger Blick auf die Saale Banger Blick auf die Saale: Wie groß ist die Hochwassergefahr für Halle?

Halle (Saale) - Die Niederschläge der vergangenen Tage und Tauwetter in den verschneiten Höhenlagen in Thüringen lassen den Wasserstand der Saale steigen. Der Pegel in Trotha lag zwar am Dienstagabend mit 3,21 Metern noch unter der Hochwasserwarnstufe 1 (ab vier Metern). Dennoch bereitet sich die Stadt bereits auf den Ernstfall vor - speziell am Gimritzer Damm.
„Wir brauchen etwa drei Tage, um dort geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Erreicht der Pegel die Vier-Meter-Marke, werden wir das Landesverwaltungsamt einschalten, weil wir dann reagieren müssen“, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos). Der Deich am Gimritzer Damm soll Neustadt vor Überschwemmungen schützen. Beim Hochwasser 2013 konnte er nur durch den Einsatz von Feuerwehren, THW, Bundeswehr und Freiwilligen Helfern gehalten werden.
OB von Halle zur Hochwassergefahr: „Ich bin vorsichtig, was Prognosen betrifft“
Laut Tobias Teschner, Leiter im Fachbereich Sicherheit in der Stadt, gehen die aktuellen Prognosen davon aus, dass der Saalepegel noch bis Donnerstag steigt, die Warnstufe 1 (vier Meter) aber wohl nicht erreicht wird. „Ich bin vorsichtig, was Prognosen betrifft. Eine hundertprozentige Garantie können uns auch die Experten nicht geben“, so Wiegand.
Derweil ist außerdem unklar, wie ein provisorischer Schutz für den Gimritzer Damm aussehen könnte. Der eigentliche Deich ist laut LHW löchrig wie ein Schweizer Käse. Einer neuerlichen Flut halte er nicht Stand, heißt es. Unterdessen bekommen die Hallenser wohl schon am Mittwoch die Auswirkungen der steigenden Saale zu spüren. Dann müsse man vermutlich den Rad- und Fußweg von der Ziegelwiese zum Riveufer sperren, so Teschner.
Hochwasser-Experte: „Unsere Modelle und Vorhersagen reichen aber nur zwei bis drei Tage in die Zukunft“
Wie Frank Goreczka, Sachbereichsleiter Hydrologie beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz sagte, müssten sich die Hallenser in der jetzigen Situation keine Gedanken über eine Flut wie 2013 machen. Damals lag der höchste Pegel an der Messstelle in Trotha bei 8,16 Metern. „Unsere Modelle und Vorhersagen reichen aber nur zwei bis drei Tage in die Zukunft“, so der Experte.
Die enormen Schneemengen in Bayern und Österreich haben kaum Auswirkungen auf den Saale-Pegel, sondern eher auf die Donau. Prognosen, was die Schneeschmelze in Tschechien, dem Erzgebirge und dem Thüringer Wald für Halle bedeuten, könne man aber noch nicht treffen, sagt rank Goreczka. Der Durchfluss nach Halle sei derzeit gut zu kontrollieren, allen voran durch die sogenannte Saalekaskade.
Wann erhält Hochwasserschutzwand am Gimritzer Damm in Halle das Baurecht?
Dabei handelt es sich um fünf zusammenhängende Talsperren, die der Fluss auf seinem Weg von Bayern nach Sachsen-Anhalt durchfließt. Durch den trockenen Sommer sei eine Menge Platz in den Seen, der einen Puffer biete, so Goreczka. An der sachsen-anhaltischen Landesgrenze steige der Pegel schon nicht mehr an, weil das Mehr an Wasser in der Saalekaskade aufgefangen wurde.
Unterdessen ist unklar, wann für die geplante Hochwasserschutzwand am Gimritzer Damm das Baurecht herrscht. Das Landesverwaltungsamt führt nach wie vor das dafür notwendige Planverfahren. Anwohner beispielsweise aus der Hafenstraße drohen bereits mit Klagen gegen eine Baugenehmigung, weil sie ihr Eigentum bedroht sehen. Wiegand hatte 2013 auf eigene Faust den Deichneubau angeordnet, der Landesbetrieb für Hochwasserschutz wollte ihn fortsetzen. Beide Bauvorhaben wurden als rechtswidrig eingestuft und gestoppt. (mz)



