Ausstellung in der Galerie Zaglmaier Ausstellung in der Galerie Zaglmaier: Reise mit Punkermädchen

Halle (Saale) - Hört man in den großformatigen Landschaftsbildern der Burgabsolventin Kathrin Hänsel womöglich das Rascheln der Bäume oder das leichte Wellenrauschen des Meeres, so treten in ihren aktuellen Bildern ganz neue Klänge in Erscheinung: Die Reihe „Mädchen mit Laute“ präsentiert eine maskierte Kunstfigur, die dem Theaterstück „the puppet punk party“ entnommen wurde.
Das auf Holz gemalte Punkermädchen kommt ohne Raum aus und lässt schon durch ihr Ertasten des Instruments die Klänge ihrer Musik erahnen. Obwohl das Mädchen auf allen der gezeigten Bilder maskiert zu sehen ist, offenbart sich dem Betrachter ein freier Geist, losgerissen von Besitz und Sesshaftigkeit, auf Reisen und mit viel Humor und Provokation im Gepäck. Die Räume der Galerie Zaglmeier ermöglichen zudem eine treffende Hängung, bei der das Mädchen mit Laute den großformatigen Landschaften gegenübersteht.
Reise auf unbekannten Wegen
Kathrin Hänsel, die das Modell für ihre Bilder in Theaterproben entdeckte, hat mit dem Mädchen einen spannenden Kontrast geschaffen, der sich in einer völligen Eigenwilligkeit mit den Landschaftsbildern eint. Die Künstlerin, die auch schon Philosophie, Germanistik und Erziehungswissenschaften studierte, bezeichnet all ihre Werke als Studien. So wird das künstlerische Schaffen zu einer Reise auf unbekannten Wegen. Denn wie auch ihre Landschaften hat die Künstlerin das Modell erforscht, unzählige Fotos von ihr geschossen und auf den Moment gewartet, bis sie die gesuchten Bewegungen im Bild einfangen konnte.
Lampa lebt in seinen Werken weiter
Leiser wird es in der Galerie Zaglmeier, wenn man die Bilder des Lehrers der Künstlerin betrachtet. Ein wenig Wehmut schwingt mit, wenn die Burgstudentin über ihre Praktikumsjahre in Senftenberg spricht. Doch in ihren Worten wird auch das gute Gefühl deutlich, Gerhart Lampa, der 2010 nach langer Krankheit verstorben ist, durch Ausstellungen in seinen Werken weiterleben zu lassen.
Gegenwart und Vergänglichkeit sind Themen zahlreicher Werke des Künstlers, der vor seiner Künstlerkarriere Autokranfahrer im Kombinat Schwarze Pumpe war. Lampas Bilder sind Landschaften von blühenden Feldern und tiefen Himmeln: Landschaften, die auch seine Schülerin Kathrin Hänsel nutzt, um dem Betrachter einen Ort der Ruhe zu schaffen. Doch mit welchen Gedanken begibt man sich in die Schwarz-weiß-Landschaften, die man auf der Leinwand von Kathrin Hänsel aus den Fenstern einer vorbeifahrenden Bahn erspähen kann? Auch hier spielt die Flüchtigkeit eine entscheidende Rolle und gibt dem eingefangenen Augenblick einen Rahmen. Es entsteht der Schein, als dürfe man mit den Bildern der Künstlerin den Zug anhalten und in den Landschaften verweilen. Als könne man in das Werk einsteigen und die Hektik hinter sich lassen. Doch die Spuren der Gesellschaft sind auch in den Bildern der Ruhe nicht vertrieben worden. Ob nun ein Strommast, oder eine ferne Straße, die sich ihren Platz einfordert: So wie der Mensch Teil der Natur, werden auch die Landschaftsbilder bei Kathrin Hänsel zu einem Teil des Menschen. Sie wecken Stimmungen, Gedanken, Erinnerungen - und werden so zum identifikatorischen Moment, in dem sich der Betrachter seinen Launen stellt und mit ihnen in einen Dialog tritt.
Kathrin Hänsels nächstes Wellenrauschen kann man demnächst im Theater Mandroschke zum Thema Hochwasser sehen.
Schau in der Große Steinstraße 57 - geöffnet werktags 13.30-18.30 Uhr (mz)