Ausstellung Ausstellung: «Eine wunderbare Alternative»
Halle/MZ. - Wer sich Ärzte nur im weißen Kittel mit Skalpell und Stethoskop vorstellen kann, sollte sich kommenden Dienstag vormerken. Dann wird im Städtischen Krankenhaus "Martha Maria" Halle-Dölau eine Ausstellung mit Malerei, Grafik, Glasarbeiten und Plastiken eröffnet. Geschaffen wurden die Werke von sechs halleschen Ärzten, allesamt Hobby-Künstlern. Organisiert hat die Schau unter dem Titel "Ars medicorum Halensium" der Chefarzt der Dölauer Kinderklinik, Dr. Wolfgang Lässig.
Einige der rund 50 Werke steuert Dr. Andreas Köhler bei. In meist kräftigen Farben hat er Straßen und Viertel von Halle festgehalten. Wie der niedergelassene Internist und Angiologe erzählt, habe ihn als gebürtigen Dölauer schon immer der Charme der Stadt fasziniert. Besonders gern streife er durch Giebichenstein und Kröllwitz - als Maler allerdings erst seit zehn Jahren. "Als meine Kinder zu malen begannen, habe ich selbst zu Wachsmal-Stiften gegriffen", erzählt der 42-Jährige, der in der Schule nie eine Eins im Fach Zeichnen hatte und sich alle Techniken selbst aneignete. Seitdem entstehen im Jahr zwei, drei Bilder, mehr Zeit bleibe nicht. Alle Werke hängen bei ihm zu Hause. Für immer trennen mag er sich von den Bildern nicht, habe deshalb noch nie etwas verkauft.
Für Köhler ist das Malen eine entspannende Tätigkeit. Dem kann Dr. Dietmar Augustin nur zustimmen. Der gebürtige Dresdner, der seit Ende der 50-er Jahre in Halle lebt, bringt wie sein Kollege Stadtansichten auf Leinwand oder Papier. Figürliches sei nicht sein Ding, erklärt der 63-jährige Hausarzt. Erstmals habe er Mitte der 80-er Jahre zu Pinsel und Palette gegriffen, "vor allem aus DDR-Frust", sagt Augustin, der "Halle lieben und schätzen gelernt" hat. Auch er ist Autodidakt.
Wenn Augustin und Lässig über Malerei fachsimpeln, kommen sie unweigerlich auf Dresden zu sprechen, denn auch Lässig stammt aus der Stadt an der Elbe. Dort führe an der Kunst eigentlich kein Weg vorbei. Und so haben beide Mediziner den Grundstein für ihre Liebe zu Kunst und Kultur dort gelegt, auch Zeichenzirkel besucht.
Über Grafiken sowie über Scherenschnitte von Märchenszenen, die Lässig für seine Kinder gemacht hat, ist der Chefarzt wieder zur Malerei gekommen - statt einen Fotoapparat hat er im Urlaub Papier und Kreide im Rucksack. So entstehen kleinformatige Landschaften. Durch das Malen beschäftige man sich intensiv mit der Umgebung, lerne sehr genau hinzusehen, sagt Lässig, der dem Verein zur Förderung der Kultur am Dölauer Waldkrankenhaus vorsitzt. Er bedauert, dass Kinder heutzutage kaum noch in der Lage sind, einen Baum oder ein Tier zu malen. Und so greift er, wann immer es seine Zeit zulässt, auf der Kinderstation zu Papier und Stift, malt seinen kleinen Patienten etwas vor in der Hoffnung, sie auf den Geschmack zu bringen.
Dies sei übrigens auch die Botschaft der Schau für Erwachsene: "Es gibt noch wunderbare Alternativen zu Fernsehen, Bier und Erdnuss-Flips", sagt der Arzt.
Statt eines Katalogs ist zur Ausstellung ein Postkarten-Kalender entstanden. Daran könne man sich das ganze Jahr erfreuen, meint Lässig. Außer von ihm, Köhler und Augustin sind darin - und auch in der Ausstellung - Werke zu sehen von Dr. Wolfgang Hirsch, Radiologe an der Uniklinik, von Prof. Dr. Werner Fritz, der vor seiner Emeritierung im Jahr 1998 Direktor der Kinderchirurgie der Uniklinik war, sowie von Nils Bergunder, einem niedergelassenen Orthopäden.
Die Ausstellung wird am Dienstag, 4. Dezember, 19 Uhr, in der Foyer-Galerie des Krankenhauses eröffnet. Sie ist bis 27. Januar zu sehen. Der Kalender ist dort oder unter Telefon 0345/5590 für eine Spende ab zehn Mark zugunsten des Kulturvereins zu haben.