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Heilen an Leib und Seele Ausstellung der Franckesche Stiftungen widmet sich hochaktuellem Thema

Von Katja Pausch 07.05.2021, 06:30
Die Kuratoren  Holger Zaunstöck (l.) und Thomas Grunewald vor einer historischen Wasserleitung, wie es sie bereits  in Franckes Schulstadt gab.
Die Kuratoren Holger Zaunstöck (l.) und Thomas Grunewald vor einer historischen Wasserleitung, wie es sie bereits in Franckes Schulstadt gab. Fotos: Silvio Kison

Halle (Saale) - Bereits 2016 geplant und damit weit vor der Corona-Pandemie, die die Welt seit einem Jahr im Griff hat, ist die gerade eröffnete Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen an Aktualität kaum zu übertreffen: „Heilen an Leib und Seele - Medizin und Hygiene im 18. Jahrhundert“ ist sie überschrieben, und sie bietet anhand ausgewählter Exponate einen bisher nie dagewesenen Einblick in die Gesundheits- und Daseinsfürsorge in jener Zeit, die damals ihresgleichen suchte.

„Die Ausstellung schlägt einen Bogen von der Geschichte in die aktuelle Debatte“

Anlass für die Konzeption der Ausstellung war die 300. Wiederkehr eines wichtigen Datums in der Geschichte der Franckeschen Stiftungen: 1721 wurde dort der Grundstein für ein damals modernes Kinderkrankenhaus gelegt, das heute als das erste in Deutschland und als eines der ersten in Europa gilt. „Die Ausstellung schlägt einen Bogen von der Geschichte in die aktuelle Debatte“, so Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke. In der Beschäftigung mit der Zeit vor 300 Jahren ließen sich Vergleiche in der Bewältigung gesundheitlicher Herausforderungen wie beispielsweise die einer Epidemie ziehen - und dabei durchaus einiges lernen.

Beim Gang durch die Ausstellung (vorerst nur digital möglich) offenbaren sich die Stiftungen dem Besucher einmal mehr unter einem völlig neuen Gesichtspunkt - nämlich unter dem Aspekt von Gesundheit und Wohlergehen ihrer Bewohner. So seien die Stiftungen nicht nur als Schulstadt interessant, sondern auch als damals hochmoderne „Gesundheitsstadt“, so Holger Zaunstöck, gemeinsam mit Thomas Grunewald Kurator der sehenswerten Ausstellung.

Ein Modell der Stiftungen  zeigt, welche Gebäude im 17. und 18. Jahrhundert der Gesundheits- und Daseinsfürsorge dienten.
Ein Modell der Stiftungen zeigt, welche Gebäude im 17. und 18. Jahrhundert der Gesundheits- und Daseinsfürsorge dienten.
(Foto: Silvio Kison)

Jahresausstellung mit Exponaten aus renommierten Museen und Einrichtungen aus ganz Deutschland

So gab es in Franckes Schulstadt neben dem Kinderkrankenhaus - damals ein Novum - auch eine Armensprechstunde, die jährlich 12.000 Patienten kostenlos versorgte, sowie eine Art Krankenkasse, die nach dem Solidaritätsprinzip funktionierte. Ein beeindruckendes Beispiel für die im frühen 18. Jahrhundert in den Stiftungen betriebenen Hygienemaßnahmen findet sich in einem der Ausstellungsräume: ein Teilstück einer hölzernen Wasserleitung, mit der die Schulstadt über ein fünf Kilometer langes Versorgungsnetz seinerzeit mit Frischwasser versorgt wurde - mitsamt einem modernen Abwasser- und Sanitärsystem ein „Meilenstein der Medizingeschichte“, so Grunewald, der sich in umfangreicher Quellenarbeit über ein Jahr mit dieser Thematik befasst hat.

Auf insgesamt 300 Quadratmetern und unterteilt in sieben anschaulich gestalteten Ausstellungsräumen präsentieren die Kuratoren Entdeckungen aus den kulturhistorischen Sammlungen der Franckeschen Stiftungen ebenso wie Exponate aus renommierten Museen und Einrichtungen aus ganz Deutschland. Und auch für junge Museumsbesucher sind die historischen Fakten und Hintergründe spannend aufbereitet - mit interaktiven Elementen ebenso wie mit jugendgemäßen Comics.

„Heilen an Leib und Seele“ - vorerst nur digital auf francke-halle.de. (mz)