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Ausnahme für vier Pfoten Ausnahme für vier Pfoten: Offene Friseursalons für Hunde eine Frage des Tierschutzes?

Von Franz Ruch 04.02.2021, 10:30
Melanie Knott, Inhaberin vom Hundefriseursalon „Molly und Felix“, schneidet das Fell von Yorshire-Terrier-Dame „Cassy“.
Melanie Knott, Inhaberin vom Hundefriseursalon „Molly und Felix“, schneidet das Fell von Yorshire-Terrier-Dame „Cassy“. Silvio Kison

Halle (Saale) - Drei Wochen lang mussten in den elf halleschen Hundefriseursalons die Scheren ruhen. So auch bei „Molly & Felix“ an der Merseburger Straße. „Zwangsschließung mit sofortiger Wirkung“ habe es am 5. Januar von der Stadt geheißen, erzählt Mitarbeiter Falko Fischer. Hundesalons müssten, wie die Pendants für Menschen auch, laut Landesvorgaben im Lockdown geschlossen bleiben, so die Begründung.

Großer Andrang: Erst wurden sie zwangsweise geschlossen, dann wieder erlaubt

Am 21. Januar dann alles rückwärts: Hundefriseure seien keine körpernahen Dienstleister und dürfen öffnen, urteilte das Verwaltungsgericht in Magdeburg im Eilverfahren nach Klage einer Betreiberin aus Stendal. Prompt wurden auch in Halle die Kämme und Scheren wieder gezückt, denn sowohl Tiere als auch Halter sehnen sich nach der Fellpflege, die mehr ist als nur Kosmetik.

Am Tag, als die Zwangsschließung aufgehoben wurde, haben im Salon „Molly und Felix“ die Telefone geglüht. „Manche Kunden haben zehnmal angerufen, weil sie einen Termin wollten“, sagt Falko Fischer. Der Andrang sei nicht leicht zu händeln gewesen, vor allem weil die Tiere jetzt einzeln versorgt und damit insgesamt weniger Kunden bedient werden können. Für den Salon bedeute das Umsatzeinbußen von 20 bis 30 Prozent, sagt Fischer.

Frage des Tierschutzes: Verfilzte Unterfelle könnten zu Ekzemen führen

War es vor Corona noch so, dass mehrere Vierbeiner gleichzeitig gekämmt, geschoren oder gewaschen wurden, ähnelt der Salon jetzt mehr einem Abholservice: Die Kunden bringen ihre Tiere einzeln und holen sie nach dem Pflegeprogramm wieder ab.
So auch bei Heike Heinrich und ihrer Hundedame „Cassy“. Der 13-jährige Yorkshire Terrier ist Stammgast bei „Molly und Felix“ und lässt sich hier regelmäßig auf Wunsch seiner Halterin das Fell kürzen.

„Ich finde meinen Hund mit kurzem Fell besser“, sagt Heike Heinrich. Sie habe schon öfter überlegt, zu Hause selber zur Schere zu greifen, überlasse die meisten Arbeiten aber lieber dem Fachmann. So gehe es den meisten Kunden. „Viele kommen aus Not zu uns“, sagt Falko Fischer. Gerade Hunde mit langen Haaren, wie etwa Bobtails, Havaneser oder Collies, müssten fast täglich intensiv gekämmt werden, da ansonsten das Unterfell verfilze und im schlimmsten Fall Ekzeme entstehen können. Viele Halter hätten dazu nicht die Zeit oder Lust, wollen aber ihr Tier gepflegt wissen.

Tierhalter wollen lieber die Profis ranlassen

Auch gebe es Rassen, wie beispielsweise Pudel, die so anspruchsvolles Fell hätten, dass ungeübte Halter zu Hause mit der Pflege schlicht überfordert seien. „Die Standard-Pudelschur ist eine Herausforderung. Da musst du fachlich perfekt sein“, sagt er.
So ähnlich geht es auch „Whiskey“, dem weiß-grauen Sibirische Waldkater von Ines Weber. „Er muss ständig gekämmt werden“, sagt sie. Oben auf dem Rücken ließe er sich das noch gefallen, aber spätestens am Bauch wechsele „Whiskey“ in den Verteidigungsmodus.

„Dann kratzt und beißt er und lässt sich nicht mehr richtig halten“, sagt sie. Tipps zur Bändigung ihres resoluten Waldkaters habe sie zwar schon von den Fachleuten im Salon erhalten, doch die vierteljährliche Komplettkur inklusive Schur für 28 Euro sei ihr der Besuch wert. Zudem sei „Whiskey“ mit seinen stolzen 5,8 Kilogramm zuweilen auch etwas anstrengend in der Höhe zu halten. (mz)