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Ausländerstopp bei Essener Tafel Ausländerstopp bei Tafel Essen: Wie in Halle (Saale) Konflikte verhindert werden

Von Silvia Zöller 03.03.2018, 10:00
Allzu üppig ist das Angebot der halleschen Tafel nicht - es reicht für 50 Personen pro Tag.
Allzu üppig ist das Angebot der halleschen Tafel nicht - es reicht für 50 Personen pro Tag. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Nicht nur in Essen, auch in Halle stehen die Menschen bei der Tafel Schlange. Der Ansturm auf die Lebensmittel, die zu einem symbolischen Preis abgegeben werden, ist groß: Insgesamt versorgen sich hier 1.419 Männer, Frauen und Kinder. Weil jedoch die Lebensmittelspenden nicht mehr hergeben, ist diese Zahl seit Jahren konstant. „Die Spenden reichen dafür aus, täglich 50 Menschen zu versorgen“, sagt Elke Ronneberger vom Vorstand der Stadtmission Halle, zu der die hallesche Tafel gehört.

Anders als im nordrhein-westfälischen Essen, wo die Tafel vorübergehend Migranten von der Ausgabe ausschließt, weil sie ältere Deutsche fortschubsen sollen, ist das Prozedere in Halle auf Konfliktvermeidung ausgerichtet. Auch hier sind rund die Hälfte der Kunden Ausländer. Aber die Regeln sind klar: Wer hier als bedürftig registriert ist, etwa Rentner, Studenten oder Hartz IV-Empfänger, erhält eine Kundenkarte. Mit der kann er oder sie alle drei Wochen an einem vorgegebenen Tag die Lebensmittel zu vergünstigten Preisen einkaufen.

Tafel in Halle: Frisches Obst und Gemüse sowie Brot im Baucontainer

Zusätzlich können sich die Karteninhaber jeden Tag in einem Baucontainer im Hof mit frischem Obst und Gemüse sowie Brot und anderen Lebensmitteln versorgen, die in großen Mengen anfallen. In den Container darf immer nur eine Person eintreten.

Die Zahl derer, die bei der Tafel der Stadtmission einkaufen dürfen, ist immer gleich. Hier wird eine Kartei geführt, in der steht, wer wann wie oft da war. „Kommt ein Kunde ein halbes Jahr nicht oder wird der Nachweis seiner Bedürftigkeit nicht erneuert, streichen wir ihn“, erläutert Elke Ronneberger. Es gibt eine Warteliste, aus der dann neue Kunden für die Tafel zugelassen werden - aber die ist zurzeit nicht sehr lang. Etwa fünf neue Bedürftige erhalten pro Monat die begehrte Kundenkarte.

Tafel in Halle: Ansturm war vor zwei Jahren größer

Größer war der Ansturm auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle vor etwa zwei Jahren. Damals gab es auch Probleme, räumt Elke Ronneberger ein. Doch die wurden zur Zufriedenheit von allen gelöst: „Damals rief uns eine Mitarbeiterin der Tafel an. 80 Menschen mit Migrationshintergrund standen im Hof und wollten in die Tafel. Die Mitarbeiter waren damit überfordert.“ Die Stadtmission suchte das Gespräch mit der Integrationsbeauftragten der Stadt, Petra Schneutzer, und dem islamischen Kulturcenter.

„Auch der stellvertretende Imam war in diese Gespräche eingebunden, wir haben ihn durch die Räume der Tafel geführt und alles erklärt“, so die Vorständin. Wie die Ausgabe an der Tafel funktioniert und dass man dafür registriert werden muss, habe der Imam in der Gemeinde erläutert. „Danach war Entspannung da“, freut sich Elke Ronneberger.

Sorge macht ihr etwas anderes. Die Tafel könne die Probleme nur lindern, aber nicht lösen. „Das ist eine Herausforderung an die Politik.“ Ein ausreichendes Budget für Lebensmittel gehöre dazu, um Armut zu lindern. Mit Bauchschmerzen schaue sie auf die Situation, dass Deutschland ein reiches Land ist, in dem die Wirtschaft boomt - und in der immer mehr Menschen am Rand stehen. „Ich würde mir wünschen, dass Tafeln einmal überflüssig werden“, ergänzt sie. (mz)