1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Ärger über Müllabfuhr: Ärger über die Müllabfuhr in Halle (Saale): Reideburger sollen bald selbst die Mülltonnen ziehen

Ärger über Müllabfuhr Ärger über die Müllabfuhr in Halle (Saale): Reideburger sollen bald selbst die Mülltonnen ziehen

Von Dirk Skrzypczak 23.12.2017, 08:00
Elke Spitzka, Sabine Harder und Horst Heyroth (von links) wohnen Am Burgberg in Reideburg. Dass sie die Tonnen künftig zu Sammelpunkten ziehen sollen, halten sie nicht für richtig.
Elke Spitzka, Sabine Harder und Horst Heyroth (von links) wohnen Am Burgberg in Reideburg. Dass sie die Tonnen künftig zu Sammelpunkten ziehen sollen, halten sie nicht für richtig. Dirk Skrzypczak

Halle (Saale) - Die Straße „Am Burgberg“ in Reideburg endet als Sackgasse. Neun Häuser stehen an dem unbefestigten Weg. Und die 25 Menschen, die hier wohnen, sind empört. Vermutlich müssen die Familien, darunter viele ältere Leute, ab nächstem Jahr ihre Mülltonnen nach vorn bis zur Paul-Singer-Straße ziehen. Grund: Die Müllabfuhr der Halleschen Stadtwirtschaft (HWS) hat bereits angekündigt, in die Straße nicht mehr einfahren zu wollen.

Das Problem ist das Rückwärtsfahren mit den großen Lastern. „Ich verstehe ja die HWS. In der Straße sind viele Schlaglöcher und breit ist sie auch nicht. Aber es kann doch nicht sein, dass wir die Leidtragenden sein sollen“, sagt Horst Heyroth, der seit 1994 Am Burgberg wohnt.

Ärger in Reideburg: Müllfahrzeuge der HWS fahren wegen zurückliegenden Todesfällen nicht mehr in alle Sackgassen

Die Reideburger sind nicht die einzigen Betroffenen. Die HWS beruft sich auf eine Richtlinie der Berufsgenossenschaft Verkehr. Darin heißt es, dass Straßen, die nach 1979 gebaut wurden, generell nicht von Müllfahrzeugen rückwärts befahren werden sollten.

Für ältere Straßen gilt ein Bestandsschutz, der Ausnahmen möglich macht - wenn es die Örtlichkeiten zulassen. Der Burgberg ist zwar älter als 1979, allerdings ist die Straße nur knapp 3,50 Meter breit - für ein Müllauto mit seinen 2,50 Metern wird es eng. Die Berufsgenossenschaft und die Versicherungswirtschaft drängen darauf, die Richtlinie stringent umzusetzen.

Hintergrund sind Todesfälle, die bundesweit beim Rückwärtsrangieren der großen Lkw passieren. „Bei uns kommt es hin und wieder zum Glück nur zu Sachschäden. Aber auch die wollen Versicherungen nicht mehr abdecken“, sagt Hans-Christian Neuber, Bereichsleiter für Entsorgungsdienste in der HWS.

Müllabfuhr in Halle (Saale) künftig eingeschränkt: Ein Drittel der Einbahnstraßen wird wohl nicht mehr angesteuert

Derzeit erstellt die HWS ein Rückfahrkataster für Halle. „Darin werden die Straßen klassifiziert: Wo ist auch künftig Rückfahrtsfahren möglich, wo nur mit Einschränkungen und in welchen Bereichen gar nicht mehr“, erklärt Neuber. Und er geht davon aus, dass ein Drittel jener Straßen, in denen Müllautos nur rückwärtsfahren können, dann nicht mehr angesteuert werden dürfen. Das sei kein böser Wille.

Sabine Harder, die ebenfalls Am Burgberg lebt, schüttelt den Kopf. „Ich habe ein kaputtes Knie und Rückenprobleme. Am Ende der Straße wohnt eine ältere Frau, die im Rollstuhl sitzt. Die schweren Tonnen bis zu 150 Meter weit zu ziehen, ist nicht zumutbar“, sagt sie. Dabei fahren die Müllfahrzeuge der HWS bereits heute schon nur bis zur Mitte der Sackgasse. Dort, wo sich die Straße verjüngt, ist Schluss. Wer am Ende wohnt, muss seine Tonnen ein Stück weit ziehen - aber eben nicht eine so weite Strecke.

Ärger über Müllabfuhr in Reideburg: HWS rät Anwohnern zu Hausmeisterdienst

Die Anwohner haben vorgeschlagen, dass die HWS ein kleineres Müllauto schicken soll. Doch für die Flotte, die etwa den Hausmüll entsorgt, gebe es diese Technik nicht, sagte der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Uwe Stäglin, am Mittwoch im Stadtrat. Man wolle bis Ende Januar nach einer Lösung für den Burgberg in Reideburg suchen, kündigte er an. Liegt das Kataster der HWS vor, dann dürften auch in anderen Stadtteilen die Debatten einsetzen.

Die HWS hat den Anwohnern Am Burgberg geraten, einen Hausmeisterdienst zu engagieren, der die Tonnen zieht. „Ich fühle mich veralbert“, meint Heyroth. Er zahle schon Müllgebühren. Extra-Kosten nur für wenige Betroffene würden gegen den Gleichheitsgrundsatz verstoßen. (mz)