1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Arbeitsmarkt: Arbeitsmarkt: Warum Halle eine Pendlerstadt ist

Arbeitsmarkt Arbeitsmarkt: Warum Halle eine Pendlerstadt ist

Von Robert Briest 08.08.2016, 06:00

Halle - Die aktuellen Baustellen in der Stadt sind nicht nur ein Ärgernis für die Autofahrer, sie sind zugleich auch ein Beleg: Denn die langen Autoketten, die sich nun morgens und nachmittags in der Rush Hour bilden, zeigen: Halle ist eine Pendlerstadt. Mehr als 68.000 Arbeiter und Angestellte passieren auf ihrem Arbeitsweg mehr oder weniger täglich die Stadtgrenze. Dies geht aus aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur hervor. Selbstständige und Freiberufler sind dabei noch gar nicht mitgerechnet.

Die Stadt Halle gilt dabei anders als etwa der umgebene Saalekreis als Einpendlerregion. Das heißt, es pendeln mehr Menschen nach Halle, als umgekehrt Hallenser auswärtig arbeiten. 2015 war das Verhältnis 41.028 zu 28.969. Das positive Pendlersaldo betrug also knapp 12.000 Beschäftigte.

Größerer Austausch mit Leipzig

Die Differenz zwischen Ein- und Auspendlern fiel allerdings vor einigen Jahren sogar noch größer aus, betrug vor zehn Jahren noch mehr als 18.000 und vor fünf Jahren noch knapp 16.000. Seither haben zwar mehr Hallenser auswärts Arbeit gefunden. Gleichzeitig ging die Zahl der Einpendler jedoch leicht zurück.  Dies sei allerdings nicht unbedingt eine Negativmeldung für die Saalestadt, erklärt Agentursprecher Thomas Hicksch: „Generell hat sich im Bereich der Stadt Halle die Beschäftigungssituation in den letzten Jahren deutlich verbessert.“ Doch durch die Ansiedlung von Unternehmen wie etwa Porsche, BMW, DHL und Amazon in Leipzig habe das hallesche Umland einen stärkeren Beschäftigungsaufbau zu verzeichnen.

Die Messestadt hat als Arbeitsort für die Hallenser in der vergangenen Dekade deutlich an Bedeutung gewonnen. Von 2006 bis 2015 stieg die Zahl der Pendler um fast 50 Prozent auf knapp 5.000. Doch auch in der Gegenrichtung ist der Verkehr zuletzt reger geworden. Immerhin 3.636 Leipziger verdienen aktuell ihr Brot in Halle. 1.600 mehr als noch vor zehn Jahren.

Boomregion

Doch Leipzig ist für die Hallenser nicht die einzige Boomregion. Den prozentual größten Zuwachs, mit einem Anstieg um 137 Prozent, an Pendler aus der Saalestadt hat in diesem Zeitraum der Kreis Nordsachsen verzeichnet. Dort arbeiten nun statt 655 Hallenser 2006 knapp 1.550. Damit hat sich der Kreis östlich von Halle zum drittwichtigsten Ziel der hiesigen Pendler gemausert.

Auf Platz eins liegt sowohl bei Ein- als auch Auspendlern allerdings wenig überraschend der die Stadt in alle Richtungen umgebende Saalekreis. 10.536 Menschen pendeln jeden Morgen dorthin. Der ihnen begegnende Gegenverkehr ist allerdings noch ausgeprägter, denn 18.730 Saalekreisler fahren zur Arbeit nach Halle. Das sind allerdings knapp 1.500 weniger als noch vor zehn Jahren. Damit ist der Saalekreis eine der wenigen Regionen, in denen sich die Pendlerzahlen negativ entwickelt haben.

Berlin vor Magdeburg

Doch nicht alle Pendler aus und nach Halle legen nur Sprintdistanzen zurück. So finden sich unter den Top 15 auch deutlich weiter entfernte Großstädte. So liegt Berlin bei den Einpendlern auf Platz zehn, bei den Auspendlern sogar auf Platz sechs. Die Bilanz ist jedoch fast ausgeglichen: 714 Berliner verdienen an der Saale ihren Lebensunterhalt, 758 Hallenser den ihrigen an der Spree. Damit lag die Bundeshauptstadt in ihrer Bedeutung als Arbeitsort sogar hauchdünn vor der Landeshauptstadt Magdeburg. Auch Dresden, Erfurt, München und Hamburg sind wichtige Pendlerziele für die Saalestädter.

Bliebe noch der mit Abstand wichtigste Arbeitsort der Hallenser: Halle. 53.995 und damit drei Fünftel der halleschen Arbeitnehmer malochen in der Heimatstadt. (mz)