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Angersdorf Angersdorf: Wassermann ist es zu nass

Von michael tempel 28.03.2014, 21:35
Andreas Wassermann am Roßgraben. Er meint, in den Graben wird zu viel Wasser eingeleitet.
Andreas Wassermann am Roßgraben. Er meint, in den Graben wird zu viel Wasser eingeleitet. thomas Meinicke Lizenz

teutschenthal/halle (Saale)/MZ - Er trägt es im Namen, doch manchmal wird selbst Andreas Wassermann das Wasser zu viel. Der Landwirt aus Angersdorf (Gemeinde Teutschenthal) bewirtschaftet rund 150 Hektar Feld. Ein Teil dieser Flächen - etwa zehn Hektar - steht seit den letzten Jahren regelmäßig unter Wasser. Der 45-Jährige macht dafür die Behörden und einen Planungsfehler aus DDR-Zeiten verantwortlich.

Die betroffenen Flächen liegen in Alt-Angersdorf - jenem Ortsteil nahe der Stadtgrenze zu Halle-Neustadt, der durch den Straßendamm der B 80, durch den Damm der Bahnanlagen und durch den Hochwasserschutzdeich eingeschlossen ist. Bei starken Regenfällen kann das Oberflächenwasser, das sich dann im kleinen Roßgraben sammelt, nur an einer Stelle abfließen: über einen Durchlass unter der B 80. „Doch dieser Durchlass liegt 70 Zentimeter über dem Niveau des Roßgrabens. Das Wasser kann dort nur ablaufen, wenn der Graben übervoll ist. Zumeist kommt es aber zum Rückstau.“

Wird zu viel eingeleitet?

Warum der Durchlass beim Bau der Neustadt Anfang der 1970er Jahre so angelegt wurde, könne er nicht sagen. Aber die Folgen dieses Planungsfehlers für die Anlieger (darunter die Nutzer einer Kleingartenanlage) werden laut Wassermann durch einen weiteren Fakt verstärkt: „In den Roßgraben wird viel mehr Wasser eingeleitet, als dieser fassen kann.“ So pumpe die Stadt Halle Wasser aus dem Neustädter Steinbruchsee in den Roßgraben. Hinzu kämen mehrere Wohn- sowie Gewerbegebiete, die nach der Wende gebaut wurden und deren Oberflächenwasser ohne vorherige Erweiterung des Grabens eingeleitet würden. Wassermann ist deshalb nicht gut auf die Untere Wasserbehörde des Saalekreis zu sprechen, die die Einleitgenehmigungen erteilt. Er dringt seit langem auf einen Ausbau des Grabens.

Der Roßgraben entspringt bei Zscherben und verläuft über Angersdorf und Neustadt (dort zumeist in unterirdischen Rohren) in Richtung Pferderennbahn, wo er nach acht Kilometern in die Saale mündet. Die Untere Wasserbehörde in Merseburg und der Unterhaltungsverband „Untere Saale“ (UHV) in Halle, der den Roßgraben bewirtschaftet, weisen den Vorwurf zurück, das Fassungsvermögen des Gewässers werde überbeansprucht. In Merseburg verweist man darauf, dass durch hohe Niederschläge in den letzten Jahren das Grundwasser gestiegen sei.

Durchlass als Problem erkannt

Allerdings sind beide Behörden mit Wassermann einer Meinung, dass an dem Durchlass etwas passieren muss. „Es wurden bereits mehrere Varianten untersucht“, sagt UHV-Chefin Uta Zeigermann, die sich dazu auch mit der Gemeinde Teutschenthal und der Stadt Halle abstimmen muss. Erwogen werde zum Beispiel die Errichtung einer Pumpstation am Durchlass oder - als Alternative - die Verlegung der unterirdischen Grabenabschnitte an die Erdoberfläche. Jede Variante würde jeweils mehrere 100 000 Euro kosten. Weil aber unklar ist, welche Fördermittel genutzt werden können, sei offen, ob und wann gebaut werde.

Wassermann ärgert das. „Die reden schon seit Jahren, und nichts tut sich.“