Anders wegen Corona Anders wegen Corona: So erzählen Kinder des "Clara Zetkin"-Heims Weihnachtsgeschichten

Halle (Saale) - Es sind Grimms Märchen, die die Kinder des Kinderheims „Clara Zetkin“ am Böllberger Weg bestens kennen: Schließlich gibt es seit sage und schreibe 40 Jahren jedes Jahr zu Weihnachten eine Theateraufführung, bei denen die Klassiker von „Frau Holle“ bis „Hänsel und Gretel“ gezeigt werden. „2019 haben wir zum 40. Mal das Weihnachtsstück aufgeführt“, berichtet Geschäftsführer Florian Ast.
Neu gedacht in der Pandemie: Weihnachtsaufführung als Hörspiel
Bis zu zehn Auftritte hatten die Kinder jedes Jahr, auch außerhalb des Hauses. „Das Ganze war immer mit einem kleinen Weihnachtsmarkt gekoppelt, da war das Haus voll bei uns“, erinnert sich Florian Ast. Dass dieses alles im Coronajahr 2020 nicht möglich sein wird, war den Beteiligten schon lange klar. Deshalb gibt es in diesem Jahr etwas Neues: ein Hörbuch.
Am vergangenen Wochenende haben sieben Kinder die Stimmen für die Geschichte des Dornröschen aufgenommen, am kommenden Wochenende werden dann Geräusche für das Hörspiel produziert. Alle 140 Kinder, die stationär oder ambulant vom Verein „Clara Zetkin“ betreut werden, erhalten dann eine CD zu Weihnachten. „Außerdem werden wir das Hörbuch auch auf unsere Internetseite stellen, dort kann man es dann kostenlos streamen“, sagt Florian Ast. So bleibt auch in der Pandemie die Tradition von „Claras Märchenstunde“ erhalten.
„Es war sehr anstrengend, neu und aufregend für alle Beteiligten"
Doch der Verein hofft darauf, dass sich die Situation rund um Corona im Frühjahr entspannt. „Wenn es die Entwicklung zulässt, möchten wir das Stück dann noch auf die Bühne bringen“, so der Geschäftsführer. Schließlich könnten alle Kindern die Texte auswendig sprechen.
Und das sei auch ein wichtiger Punkt bei dem Weihnachtsprojekt: Durch das Einsprechen und auch die gesungenen Lieder werde an der Sprech- und Sprachförderung der Kinder gearbeitet. „Sie lernen, wie man mit Stimme Emotionen erzeugt“, erklärt Florian Ast und ergänzt, dass auch das Erlernen des deutlichen Sprechens eines der Ziele ist. Vor allem für die Kinder des Heims, die Förderschulen besuchen, sei dies sehr wichtig.
Die Aufnahmen im Heim werden unterstützt von Mitarbeitern, des Heims, freut sich Ast. „Es war sehr anstrengend, neu und aufregend für alle Beteiligten. Und auch sehr amüsant“, lässt Florian Ast einen Einblick in das Tonstudio zu, das aufgrund der Pandemie freilich ohne externe Gäste arbeiten musste. Alle hätten sehr diszipliniert und konzentriert an dem Projekt gearbeitet - und das mit großer Freude.
Corona-Begriffe in die Geschichten eingeschmuggelt
Reinhard Ast, der Vater von Florian Ast, ist seit vielen Jahren Verfasser der Stücke aus „Claras Märchenstunde“. Oft hat er die Originalvorlagen aktualisiert und mit einem Spritzer Satire gewürzt, „so dass das Märchen erkennbar ist, aber auch das Zeitgeschehen“, sagt Florian Ast. In diesem Jahr jedoch habe sich der Autor sehr zurückgenommen und auf das Märchen „Dornröschen“ besonnen.
„Die Pandemie hat er nur gestreift“, erklärt er. Begriffe wie „Viren“, „Mundschutz“ und „Abstand“ sind aber dann doch in die Geschichte eingeschmuggelt um die Prinzessin und die Spindel, die die Brüder Grimm erstmals 1812 in ihren „Kinder- und Hausmärchen“ veröffentlicht haben.
››Der Verein will das Märchen auf seiner Homepage www.kinderheimclarazetkin.de veröffentlichen. (mz)