Andenken an Hallenserin Juliane Noack Andenken an Hallenserin Juliane Noack : Stiftung für Germanwings-Opfer aus Halle wird aufgebaut

Hallen (Saale) - Nein, verheilt sind Frank Noacks seelische Wunden noch nicht. „Ich habe null Abstand zu den Ereignissen von damals“, sagt er. Es war vor acht Monaten, am 24. März, als Germanwings-Flug 4U9525 in den französischen Alpen abstürzte. Auch Noacks Tochter Juliane saß in dem Flieger. Die 30-Jährige aus Halle gehörte zu den 150 Menschen, die von dem Piloten in den Tod geflogen wurden. „Es gibt Tage, da lenkt die Arbeit mich etwas ab“, sagt Noack, Bauunternehmer aus Fienstedt im Saalekreis. „Aber die Erinnerungen wühlen wieder auf.“
Das Werk der jungen Schmuckkünstlerin, die an der Burg Giebichenstein ihr Handwerk lernte, soll fortbestehen: Mit einem Förderverein wollen Angehörige und Freunde ab sofort dafür sorgen, dass im Jahr 2016 eine „Juliane Noack Stiftung“ entsteht. Mithilfe der Stiftung soll jungen Künstlern künftig unter die Arme gegriffen werden. „Nach der sinnlosen Katastrophe von damals wussten wir: Wir wollten etwas unternehmen, das im Sinne von Juliane ist“, sagt ihr Vater heute. Und: „Die Stiftung ist außerdem Teil unserer Strategie, mit der Trauer umzugehen.“
Klare Vorstellungen
Der gegründete Förderverein ist ein Zusammenschluss derer, die nach der Germanwings-Katastrophe tiefste Trauer trugen: Neben Frank Noack sitzt David Nowak im Vorstand. Er war der Lebensgefährte der verstorbenen Künstlerin, die beiden erwarteten ein Kind. Und auch Katrin Eitner, Juliane Noacks Galeristin aus Berlin, gehört zu jenen, die den Verein leiten. „Wir wollten etwas Solides aufbauen, um im Namen von Jule jungen Künstlern zu helfen“, sagt Eitner.
Die Vorstellungen für die neue Stiftung sind klar umrissen. „Wir wollen im besten Fall zwei Künstler jährlich mit Stipendien fördern“, sagt Frank Noack. Er denkt an Größenordnungen von 1 200 bis 1 400 Euro pro Monat. „Wir wissen ja, wie Julianes Situation damals war“, sagte Noack. „Es ist schwer für junge Künstler, nicht durchs Sieb zu fallen.“
Um die Stiftung auf eine gesunde Basis zu stellen, wird Geld benötigt - dafür gibt es den Förderverein. „Wir sind in Verhandlungen mit Geldgebern“, sagt Katrin Eitner. Allerdings erst seit wenigen Tagen, Namen könne sie nicht nennen. Zudem setzt der Verein künftig auf Privatspenden, sagt sie.
Vater will Entschädigungs-Zahlungen von der Lufthansa
Hinzu kommt: Bei der Pariser Staatsanwaltschaft laufen immer noch die Ermittlungen zu dem Absturz des Germanwings-Fluges. Schon Tage nach dem Absturz war klar gewesen, dass der 27-jährige Co-Pilot die Maschine offenbar absichtlich in die Berge geflogen hatte. Dort zerschellte das Flugzeug. Nach dem Unglück war Frank Noack selbst nach Paris gereist, um sich von Staatsanwälten eine Simulation des Absturzfluges zeigen zu lassen. „Das war Mord“, sagt er heute - und wartet weiterhin auf Entschädigungs-Zahlungen von der Lufthansa.
„Es wurden Fehler gemacht, die hätten verhindert werden können.“ Damit meint er in erster Linie die schlechte gesundheitliche Verfassung des Co-Piloten, die den Krankenkassen bekannt gewesen sei. Wenn Geld gezahlt wird, soll es in die Stiftung fließen, sagt Noack. „Unsere Familie braucht das Geld nicht“, sagt er. „Es geht uns darum, dass Fehler eingestanden werden.“
Seit wenigen Tages ist außerdem klar: Das Werk Juliane Noacks wird im kommenden Jahr in einer neuen Ausstellung in Halle zu sehen sein. Die Kunststiftung Sachsen-Anhalt hat ihre Zusage gegeben, im Jahr 2016 Arbeiten der ehemaligen Stipendiatin in den Räumen der Stiftung zu präsentieren. „Die Ausstellung wird nach unseren Absprachen Ende des kommenden Jahres öffnen“, sagt Galeristin Katrin Eitner. (mz)
Informationen zum gegründeten Förderverein im Internet unter: www.julianenoack.de