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Albertinen-Wohnanlage Albertinen-Wohnanlage in Halle: Senioren müssen allein essen

Von Katja Pausch 22.06.2016, 12:30
Ein Pfleger und eine Frau mit Rollator
Ein Pfleger und eine Frau mit Rollator dpa

Halle (Saale) - Bis zum Montag war für die Bewohner des Albertinen-Seniorenstifts in der Neustädter Albert-Einstein-Straße die Welt noch in Ordnung. Zu Mittag wurde gemeinsam in der Begegnungsstätte in der zehnten Etage gespeist. Doch das war einmal: Ab sofort gibt es keine gemeinsamen Mahlzeiten mehr in der Begegnungsstätte der Wohnanlage. Der Grund: Die Service-Gesellschaft, die über einen Mietvertrag alle Begegnungsräume betreibt, konnte sich mit dem Vermieter nicht einigen. Nun steht der Raum leer - und die Bewohner bleiben beim Essen allein.

„Das Mittagessen wird uns jetzt in einer Assiette an die Tür gebracht - und das Schlimmste: Jeder muss in seiner Wohnung für sich allein essen - ohne die Gesellschaft der anderen“, so Ingrid Günzerodt. Seit drei Jahren lebt die Seniorin in der Anlage für betreutes Wohnen, in der jeder Mieter selbstständig in seiner eigenen Wohnung wohnt und bei Bedarf bestimmte kostenpflichtige Serviceleistungen in Anspruch nehmen kann. So wie auch das Mittagessen.

Mittagessen an Vierertischen

Bis jetzt habe man beim täglichen Mittagessen an Vierertischen zusammengesessen. Viele der Bewohner hätten keine Angehörigen, so dass das Essen in Gesellschaft für sie besonders wichtig sei - für manchen der einzige Kontakt mit anderen Menschen. „Nun löffelt jeder sein Essen aus einer Metall-Assiette, das kann doch nicht sein“, schimpft Frau Günzerodt.

Hinzu komme, dass es weder vorab noch jetzt keinerlei Erklärungen für die teils sehr betagten Senioren gegeben habe. Und noch etwas stört die Senioren: „Da ja eine Serviceleistung wegfällt, müsste unser Essen auch billiger werden“, so die Albertinen-Bewohnerin.

Assiette an die Tür

Mit einem Schreiben der Standort-Managerin des Seniorenstifts, Susan Schäfer, wurde den Bewohnern mitgeteilt, dass es ab sofort kein Mittagessen mehr gebe und die Mahlzeit stattdessen in einer Assiette an die Tür gebracht werde. Über die Gründe der plötzlichen Änderung zuungunsten der Senioren, die ihre Geselligkeit beim Speisen vermissen, gab es keinerlei Auskunft. Und auch nicht über die Dauer. Man wolle in der kommenden Woche nähere Informationen liefern, heißt es. Laut Markus Speckenbach von der Service-Gesellschaft und Mieter des Begegnungsraums, in der auch kleine Feste gefeiert wurden, habe man sich mit dem Vermieter nicht über die Verlängerung des Mietvertrags einigen können.

Er sei auch unzufrieden mit der Situation. „Wir sind derzeit mit Hochdruck auf der Suche nach Alternativen“, so Speckenbach. „Wir haben einige gute Ideen, die für die Senioren sogar eine bessere Qualität als bisher bedeuten würde“, so Speckenbach. Doch bis die spruchreif seien, müssten die Bewohner zunächst noch etwas Geduld haben. „Eines können wir aber schon mal ankündigen: Die Pauschale für die Mittagesversorgung wird auf jeden Fall reduziert“, so Speckenbach. (mz)