Engagement gegen Rassismus Afrikanischstämmige Menschen fühlen sich in Halle nicht sicher: Was sie dagegen tun wollen
Wie der Hallenser Noël Kaboré für Schutz der afrikanischen Gemeinschaft in Halle sorgen will und wie ihn seine Mutter aus Burkina Faso dazu inspiriert hat.

Halle (Saale)/MZ. - Am Hallmarkt liegen die Geschäftsräume des Verbands der Migrantenorganisationen Halle. Dort hat Noël Kaboré sein Büro. Der Sozialarbeiter ist seit 15 Jahren als Referent angestellt und klärt an Schulen, in Firmen und Verwaltungen über Rassismus und Antidiskriminierung auf. Trotz seiner Kontakte zu anderen Zugewanderten hatte Kaboré lange das Gefühl, dass sich seine Probleme von denen anderer Migranten unterscheiden. „Als schwarz gelesene Person erfahre ich viel Rassismus, mehr als andere Migranten“.
Um dagegen aktiv zu werden, hat er deshalb Ende Oktober gemeinsam mit anderen Vereinen den Dachverband „Alkebulan“ gegründet. Der Name bedeutet „Mutter der Menschheit“ und ist die älteste Bezeichnung für den Kontinent Afrika. Der Verein soll ein „Austauschraum sein über Rassismus und Traumata“, sagt Vorstand Kaboré. Das Motto: „Hier bin ich unter Gleichgesinnten“. Durch den Erfahrungsaustausch wolle er einen „Schutzraum“ für schwarze Menschen schaffen. Das Ziel sei, sich gegenseitig zu bestärken und den Mut zu finden, „sich als Experten zu begreifen, die aktiv an der Entwicklung von Schutzstrategien mitarbeiten“.
Gegenseitig Schutz bieten
Einen Bedarf an Sicherheitskonzepten sieht der Sozialarbeiter im Zuge der aktuellen politischen Entwicklungen. Der Aufstieg der rechtspopulistischen AfD und die wachsende Zustimmung zu Vorurteilen beunruhigen ihn. „Rassismus wird immer salonfähiger und wir müssen etwas tun, damit sich afrikanischstämmige Menschen sicher fühlen“, sagt Kaboré. Der 44-Jährige flüchtete 2008 aus Burkina Faso nach Deutschland und kam nach Halberstadt in die Erstaufnahmeeinrichtung. Von dort zog er zum Studium der Sozialen Arbeit nach Dresden und später nach Halle.
Seinen Kampfgeist für Gerechtigkeit hat Noël Kaboré von seiner Mutter. „Sie hat kaum Bildung genossen und kämpft schon immer für die Rechte von Frauen“, sagt er. „In meinem Heimatdorf in Burkina Faso wissen die Männer: Wenn sie Frauen schlecht behandeln, kommt meine Mutter und konfrontiert sie“, erzählt der Sozialarbeiter. Dieses Engagement habe ihn geprägt.
Weltweite Bildungsprojekte
Bei „Alkebulan“ will er sich deshalb auch für Frauenrechte einsetzen. Bildungsprojekte sollen ein Schwerpunkt der Arbeit des Vereins sein. „Bildung ist zentral“, sagt Kaboré. Dazu steht er in Kontakt mit afrikanischen Initiativen aus Dessau und Magdeburg. Über die Grenzen Sachsen-Anhalts bis in den globalen Süden will der Sozialarbeiter mit Organisationen zusammenarbeiten. Er will sich für den Austausch zwischen Kulturen und „für eine Gesellschaft einsetzen, die Rassismus und Ausgrenzung entschieden entgegentritt“, so Kaboré.
Einen Verein für afrikanischstämmige Menschen wollte Noël Kaboré schon lange gründen, doch es fehlten die zeitlichen Ressourcen. Mit „Alkebulan“ hat er nun einen Dachverband für Initiativen afrikanischstämmiger Menschen gebildet. Das Ziel sei es, Aktivitäten zu bündeln und die migrantische Selbstorganisation in Ostdeutschland voranzutreiben, sagt Kaboré.