Advent ohne Wham Advent ohne Wham: Er stellt die Playlist für den Weihnachtsmarkt in Halle zusammen

Halle (Saale) - Gemeinsam schunkeln und mitsingen statt Melodie-Kuddelmuddel: In diesem Jahr hat die Stadt erstmals ein einheitliches Musikkonzept für den Weihnachtsmarkt erstellen lassen. Thomas Remmert, Musikredakteur bei MDR Kultur, hat die Liederliste für den Weihnachtsmarkt arrangiert. Drei Wochen hörte der Hallenser sich dafür durch das Adventsliederarchiv des MDR. Etwa 60 Stunden Arbeit stecken in der Musikliste.
Damit die Besucher, die immer zur gleichen Zeit kommen, nicht jede Mal dieselben Lieder hören, hat Remmert 13 Stunden Musik zusammengestellt. Weil der Markt nur elf Stunden täglich offen ist, „walzt sich die Liste durch“. So eine lange Playliste hatte „bei uns noch nie jemand gemacht“, sagt Remmert. Er betrachtete die Aufgabe als große Ehre, wie er sagt, hatte zwischendurch allerdings Zweifel, ob 13 Stunden überhaupt zu füllen sein werden. „An einem Punkt habe ich gedacht, ich hätte den Liederfundus erschöpft, hatte aber noch nicht mal annähernd 13 Stunden zusammen.“ Also suchte er tiefer, hob verborgene Schätze, „das Album von Countrysängerin Kacey Musgraves hat mich sehr überrascht“.
Musik auf dem Weihnachtsmarkt in Halle: 500 Lieder, aus denen er aussuchen konnte
Am Ende der Archivarbeit hatte er 500 Lieder, aus denen er aussuchen konnte“. Von „Santa Baby“ bis „Süßer die Glocken nie klingen“ ist alles weihnachtliche Liedgut dabei. Etwa 240 Lieder mit insgesamt 780 Minuten Spielzeit haben es letztendlich in die Auswahl geschafft. Sie fließen seit 22. November in Dauerschleife aus den 18 Lautsprechern an den Buden.
Am Anfang der dreiwöchigen Arbeit schnitt Remmert eine Teststunde zusammen und ließ Kollegen Probehören. „Jazz-Stücke mit langen Soli oder Weihnachtsoratorien oder den Nussknacker mussten wir da rausnehmen. Das funktioniert auf dem Markt einfach nicht, haben wir gemerkt.“ Leise Passagen oder zu ruhige Melodien seien bei dem Projekt fehl am Platz. „Da muss man genau hinhören, im schlimmsten Fall nervt das nur auf dem Weihnachtsmarkt.“
Mit dem Radioprogramm von MDR Kultur ist die Arbeit nicht vergleichbar
Stundenlang Musik hintereinander - mit dem Radioprogramm von MDR Kultur sei die Arbeit nicht vergleichbar, „im Radio gibt es Beiträge, Wetter, Nachrichten und der Redakteur kann nach jeder Unterbrechung neu ansetzen.“ Für den Weihnachtsmarkt musste alles nach einem Gesamtkonzept laufen. „Die Vorgabe war natürlich 100 Prozent Weihnachtslieder.“
Als Faustregel galt: Ein Drittel Klassisches, Chöre und weltliche wie christliche deutsche Weihnachtslieder, zwei Drittel Rest Pop, Jazz, Folk und Rock. Etwa 20 bis 25 Titel füllen eine Stunde. Jedes Lied platzierte Remmert passend zur „Binnendramatik“ in der Liederabfolge. „Es muss einen Kontrast zwischen den Liedern geben, ich kann also nicht drei Poplieder hintereinander spielen, in denen eine Frau singt.“ Das sei umso wichtiger, weil die Leute ja nicht einfach die Musik leiser drehen könnten, sondern sie immer hören.
Einige Titel kommen mehrfach vor. „Das hat was mit deren Beliebtheit zu tun“, sagt Remmert. Das gleiche Lied würde aber nie von demselben Interpreten gespielt werden. „Last Christmas ist sogar mehrfach drin, aber nicht von Wham, sondern zum Beispiel in einer abgefahrenen Version von Nils Landgren.“ Es war dem Musikredakteur wichtig, Nummern einzuflechten, die man nicht so oft hört. (mz)