Abschied für Ulrich Meyer-Bockenkamp Abschied für Ulrich Meyer-Bockenkamp: Präsident des Verwaltungsgerichts macht Freizeit

Halle (Saale) - Seinen Herrenausstatter werde er jetzt nicht mehr ganz so häufig besuchen, verkündete Ulrich Meyer-Bockenkamp am Dienstagmittag vor großer Runde. Diese ungewöhnliche Ansage hat einen nachvollziehbaren Grund: Der bisherige Präsident des Verwaltungsgerichts Halle geht nach knapp 25 Jahren Amtszeit in den Ruhestand - und braucht nun statt Maßanzug und Richterrobe vielmehr legere Freizeitbekleidung.
Und genau darauf zielte denn auch das liebevoll ausgesuchte Geschenk von Tochter Fiona ab: Die Medizinstudentin hatte ihrem Vater zur Pensionierung eine bequeme Sweatjacke mit einem persönlichen Aufdruck überreicht. Zur feierlichen Verabschiedung im voll besetzten Saal des Verwaltungsgerichts hielt der glückliche Beschenkte die Jacke hoch: „Président de la Maison“ stand da in großen Lettern - ein Hinweis darauf, wo Meyer-Bockenkamp ab sofort seine Präsidentschaft ausüben darf: zu Hause.
Frau des scheidenden Präsidenten ist Direktorin des Arbeitsgerichts
Seine Frau Bettina indes, Direktorin des Arbeitsgerichts und damit Berufskollegin, habe aber bereits mit Verweis auf Loriots thematisch passenden Film „Papa ante Portas“ seinen Wirkungskreis daheim abgesteckt. „Ich bin bei Hausarbeiten sehr grobmotorisch veranlagt und werde wohl stattdessen lieber die Haushaltskasse verwalten“, meinte er lachend. Schließlich kenne er sich da bestens aus.
Mit einer launigen Rede, gespickt mit einigen verwaltungsrechtlichen Fachbegriffen, verabschiedete sich der erst am Sonntag 65 gewordene Jurist aus dem aktiven Berufsleben. Meyer-Bockenkamp, geboren in Peine, studierte Rechtswissenschaften in Göttingen. Nach Ablegung der Zweiten Juristischen Staatsprüfung 1982 in Hannover war er zunächst am Verwaltungsgericht Hannover tätig und ab 1985 beim Landkreis Peine und im niedersächsischen Umweltministerium.
Präsident des Verwaltungsgerichts Halle seit 1994
Im Juli 1992 wurde er zum Vizepräsidenten des Verwaltungsgerichts Halle ernannt, und seit dem 24. Februar 1994 steht er ihm als dessen Präsident vor. Bereits im Sommer 1990 - mehrere Monate vor der Wiedervereinigung - wechselte er zum Kreisgericht Halle, um „als juristischer Gastarbeiter“ im Gebiet der ehemaligen DDR am Aufbau der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Sachsen-Anhalt mitzuwirken. Unter seiner Leitung wuchs das Verwaltungsgericht Halle von zunächst drei Kammern im Jahr 1992 auf heute sieben - mit über 23 Richtern und rund 50 Mitarbeitern.
Während seiner Dienstzeit integrierte er erfolgreich die von der Schließung des Verwaltungsgerichts in Dessau betroffenen Mitarbeiter. Zum 1. Februar 2016 konnte er die Zuständigkeit des Asylrechts nach Halle zurück holen - ein wesentlicher Beitrag für die langfristige Erhaltung des Standortes in Halle.
Abschiedsworte kamen am Dienstag unter anderem von Oliver Becker, Präsident des Oberverwaltungsgerichtes in Magdeburg, der Meyer-Bockenkamp zum Schluss seines Rückblicks auf das Wirken des Ex-Präsidenten einen guten Tropfen überreichte. Am Rande verriet der Jubilar, wie er den Ruhestand genießen wolle: vor allem mit mehr Sport. (mz)