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500-Tonnen-Presse macht mit Druck Steine kaputt

Von Manuela Bank 25.11.2004, 16:47

Halle/MZ. - Der Ingenieurgeologe hat sich jahrelang darum bemüht, solch ein Gerät an die hallesche Uni zu holen. Nach dem Umzug der Geowissenschaften auf den Campus in Heide-Süd war auch endlich genügend Platz für das Gerät der etwas größeren Art. Finanziert wurde die Anschaffung jeweils zu 50 Prozent vom Land und der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Am Donnerstag wurde die Gesteinspresse, die knapp über 400 000 Euro kostet, erstmals in Betrieb genommen.

"Das ist schon etwas Außergewöhnliches", sagt Prof. Lempp. Nicht jede Uni habe eine Presse, und schon gar nicht eine mit solchen technischen Möglichkeiten. Geht es um diese, gerät er gar ins Schwärmen. Die Gesteinspresse hat eine "schnelle digitale Regelung und drei unabhängige Druck-Regelkreise." Sie kann also nicht nur einen Druck von 500 Tonnen - oder besser gesagt von fünf Mega-Newton - in eine Richtung ausüben. Dem Gestein wird bei der Prüfung mit drei gleichzeitigen Drücken in verschiedenen Dimensionen das Leben schwer gemacht - wie in der Natur auch.

Wozu so eine Gesteinspresse allerdings gut ist? "Wir testen das Festigkeits- und Verformungsverhalten von Gesteinen unter verschiedenen Spannungsbedingungen." Im Prinzip werden also Steine kaputtgemacht. Die Kenntnisse sind im Tunnelbau von Nutzen, im Bergbau oder auch bei Tiefenbohrungen nach Erdöl oder Erdgas. "Erkenntnisse über das Verhalten von Gesteinen ist auch nach Erdbeben wichtig." Und so wird in der Presse ein Umschließungsdruck rund um das Prüfstück erzeugt, zusätzlich ein weiterer Druck an eine der Seiten angesetzt und quasi ein Druck von innen simuliert. "Gesteine haben winzige Hohlräume, die mit Gas oder Flüssigkeit gefüllt sind." Das Besondere an der Presse ist außerdem, dass das "Verhalten im Nachbruchbereich" untersucht werden kann, und das mit relativ großen Gesteinsproben.

Angefertigt worden ist das außergewöhnliche Prüfgerät nach den Wünschen der Geologen von einer Arbeitsgemeinschaft von zwei Firmen aus dem thüringischen Heiligenthal und Göttingen. Jetzt müssen die Wissenschaftler, die eine Einweisung von diesen Spezialisten erhalten haben, nur noch üben, mit dem Gerät präzise zu arbeiten. "Die Regelung ist nicht so einfach."

Dann steht der Forschungsarbeit aber nichts mehr im Wege: Das, so Prof. Lempp, werden neben der Grundlagenarbeit auch viele anwendungsbezogene Aufgaben sein: "Wir können dann Prüfungen im Rahmen von Bauprojekten durchführen." Auch das Landesamt für Geologie und Bergwesen hat bereits großes Interesse bekundet. "Ich hoffe jedenfalls, dass es spannend wird, und wir viele interessante Fragen klären."