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25 Jahre Kunstverein Talstraße 25 Jahre Kunstverein Talstraße: Matthias Rataiczyk und die Liebe zur Kunst

12.09.2016, 11:15
Jubiläum Matthias Rataiczyk hat mit Gleichgesinnten  den Kunstverein Talstraße gegründet.  Der Verein gehört heute auch überregional  zu den renommiertesten Ausstellungshäusern.
Jubiläum Matthias Rataiczyk hat mit Gleichgesinnten  den Kunstverein Talstraße gegründet.  Der Verein gehört heute auch überregional  zu den renommiertesten Ausstellungshäusern. Holger John

Halle (Saale) - Wenn in Halle von der Talstraße gesprochen wird, fällt vielen sofort auch ein zweiter Begriff ein: „Kunstverein“. Seit 25 Jahren gibt es den „Kunstverein Talstrasse“ als einen „Ort für Kunst und Kultur und vor allem als Kulturvermittler“, wie Kulturstaatsminister Rainer Robra in seinem Grußwort an den Verein sagt. MZ-Redakteurin Katja Pausch sprach mit dem Vereinschef und Künstler Matthias Rataiczyk über den Verein, das Jubiläum und Zukunftspläne.

Der Kunstverein feiert ja sein 25 - herzlichen Glückwunsch. Wie fing denn alles an?

Rataiczyk: Wir waren damals Absolventen der Kunsthochschule Burg Giebichenstein aus den verschiedensten Bereichen: Malerei, Fotografie, Mode, Design, Architektur. Wir hatten den Wunsch, gemeinsam aktiv zu werden. Die alte Villa in der Talstraße, in der ich aufgewachsen war, diente seit 1952 als Atelierhaus und beherbergte bereits eine Vielzahl von Werkstätten. 1991 konnte ich sie erwerben und so für die Kunst sichern, die Gründung des Vereins fiel genau in diese Zeit.

Was hat Sie als junge Künstlergruppe denn angetrieben? Das war doch sicher nicht ohne Risiko.

Rataiczyk: Die Zeiten waren Anfang der 1990er Jahre andere, vieles war möglich – zumindest in einem kurzen Zeitfenster. Der Hauskauf und der Ausbau des selbigen war für mich natürlich eine Lebensentscheidung – eine Entscheidung für Halle. Was die Kunst angeht: Da war die Neugier vor allem in den alten Bundesländern groß, auf das, was Künstler im Osten machten. Umgekehrt genauso: Viele Künstler waren in den frühen 1950er Jahren weggegangen andere blieben. Da war es spannend, auf Lebenswege der zu schauen.

Erinnern Sie sich an die erste Ausstellung des Vereins?

Rataiczyk: Natürlich – allerdings fand diese Ausstellung noch nicht in der Talstraße statt, sondern in der „Burse zur Tulpe“: „Halle in der Nachkriegszeit“. Ausstellungen junger Hallenser Künstler zum Thema folgten, wie wir auch „Spurensuche“ betrieben, in dem wir Lebenswege von Künstlern, die mit der Region verbunden waren, nachgingen. Wir recherchierten, forschten und suchten uns Partner, um ein Stück vergessene Geschichte aufzuarbeiten. Dabei haben wir von Beginn an Kunstwissenschaftler und unterschiedlichste Experten mit eingebunden.

1994 war das Gebäude in der Talstraße fertig - wie ging es weiter?

Rataiczyk: Wir starten mit dem Ausstellungsbetrieb, ohne zu wissen, was uns die Zukunft bringt. Mit den eigenen Räumen war eine Grundlage geschaffen für eine Begegnungsstätte, die über unsere Ausstellungen hinaus reichte, um unseren selbst auferlegten Bildungsauftrag im Bereich Kunst und Kultur zu erfüllen. Die „Talstrasse“ wandelte sich von einer Künstlerinitiative rasch zu einem Kunstverein. Das eigene Vermarkten trat in den Hintergrund zugunsten der Neugier und der Lust auf Fremdes, Neues. Der Verein wird aktuell von 380 Mitgliedern getragen, wir haben im Jahr 2011 die Galerie f2 in der Fährstraße eingeweiht und auch der Flut zum Trotz 2014 in der Talstraße einen Neubau als unsere Kunsthalle einweihen können, der auch mit Flutmitteln hochwasserfest gemacht wurde. Inzwischen können wir auf 300 Ausstellungen zurückblicken, viele mit einer weit über die Grenzen Sachsen-Anhalts reichenden Ausstrahlung immer erarbeitet mit einem engen Förderbudget.

Liegt Ihnen eine Ausstellung besonders am Herzen?

Rataiczyk: Lieblingsprojekte zu nennen, fällt mir schwer. Unser Anliegen ist es, zeitgenössische Kunst in den Kontext zur Klassischen Moderne zu setzen und dabei Werke zu zeigen, die in irgendeiner Weise Einfluss auf unsere Region hatten - so wie derzeit Jean Lurçat, dessen Bildteppiche großen Einfluss auf Künstler unserer Region hatte. Gerade entwickeln wir ein Projekt für das Kunstmuseum Moritzburg und ein weiteres für den Domschatz in Halberstadt vor, wo wir dieses Thema näher beleuchten.

Wie sieht die Zukunft des Kunstvereins aus?

Rataiczyk: Dem Blick in die Glaskugel traue ich wenig – wenn wir schreckhaft wären, wären wir nicht dort, wo wir heute stehen. So planen wir weiterhin Spannendes, auch als künftiges Mitglied im Museumsnetzwerk Halle. Dennoch es ist für einen freien Träger im Bereich der Kultur in unserer Stadt schwierig, denn es fehlt gänzlich an Planungssicherheiten. Hier schauen wir hoffnungsfroh auf unseren neuen Minister für Kultur, auf die Politiker in unserer Stadt, aber würden uns auch noch mehr Rückhalt von Seiten der regionalen Wirtschaft wünschen.