1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. 25 Jahre IGS Halle: 25 Jahre IGS Halle: Experiment einer Integrierten Gesamtschule ist geglückt

25 Jahre IGS Halle 25 Jahre IGS Halle: Experiment einer Integrierten Gesamtschule ist geglückt

Von Silvia Zöller 07.09.2016, 09:00
Annika Vogel (links) war vom ersten Tag an in der IGS beschäftigt. Sie freut sich mit ihren Kollegen und der stellvertretenden Schulleiterin Claudia Ortlieb auf die Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen der Schule.
Annika Vogel (links) war vom ersten Tag an in der IGS beschäftigt. Sie freut sich mit ihren Kollegen und der stellvertretenden Schulleiterin Claudia Ortlieb auf die Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen der Schule. Holger John

Halle (Saale) - Der Plan hatte es Lehrern wie Eltern angetan: Eine Schule, an der alle Kindern ihren Fähigkeiten entsprechend lernen können, gemeinsam und in einer Wohlfühl-Atmosphäre. Eine Schule, an der Mitgestalten möglich ist und großer Respekt herrscht. Eine Schule, die auf soziale Kompetenzen ebenso Wert legt wie auf Wissenszuwachs. Und der Plan hatte auch einen Namen: Am 1. September 1991 wurde die Integrierte Gesamtschule Halle gegründet - als Schulversuch in der ehemaligen POS Heide-Nord. Heute wird in der Adam-Kuckhoff-Straße im ehemaligen Thomasiusgymnasium unterrichtet.

Es war die erste Schule in Sachsen-Anhalt, die das Konzept „Alle Schullaufbahnen in der gleichen Klasse“ umsetzte: Egal ob Sekundarschulabschluss oder Abitur - alle Abschlüsse sind hier möglich und das in gemeinsamen Klassen. Integrativ wurde die Schule 1996, seitdem besuchen jährlich 50 gehandicapte Mädchen und Jungen die Bildungseinrichtung.

Seit 25 Jahren an der IGS

Vom ersten Tag an hat Annika Vogel an der IGS mitgearbeitet - und sogar noch davor. „Ich habe 1988 an der damaligen POS als Horterzieherin angefangen“, erinnert sich die heute 48-Jährige. Damals war sie gerade 19 Jahre alt und hatte zuvor, wie es in der DDR üblich war, an einer Fachschule eine vierjährige Ausbildung zur Grundschullehrerin gemacht. „Aber Horterzieherin wollte ich nicht auf Dauer sein“, und so freute sie sich, dass sie durch eine Weiterbildung auch die Berechtigung zum Oberstufenunterricht an der neugegründeten Schule erhielt.

„Wir waren damals viele junge Kollegen, es gab eine richtige Aufbruchstimmung“, erinnert sich Annika Vogel. Der Andrang war von Anfang an groß: Mit vier fünften und ebenso vielen sechsten Klassen starte der Schulversuch - 1997 wurde die IGS dann Regelschule.

1987 eingeweihte Schule

Auch wenn der Unterricht in den Räumen der erst 1987 eingeweihten Schule neu und anders war - auch die Lehrer mussten in den Anfangsjahren noch dazu lernen. Annika Vogel absolvierte ebenso wie ihre Kollegen jährlich Fortbildungen im Saarland, unterstützt vom Gesamtschulverband. Aber: Da die Schule neu war und erst aufgebaut wurde, fehlte zum Teil das Material für den offenen Unterricht. „Das haben wir dann selbst hergestellt, etwa didaktische Spiele oder Wortspiele“, so die Lehrerin.

Die Integrierte Gesamtschule öffnet am Donnerstag ihre Türen für Interessierte. Beginn ist um 14 Uhr Adam-Kuckhoff-Straße 37. Bis 17 Uhr wird dann mit buntem Rahmenprogramm das 25-jährige Bestehen bis 17 Uhr gefeiert. Im Mittelpunkt stehen dabei ganz nach dem Motto „Von Schülern, für Schüler“ Musicalvorstellungen, Rezitatorenwettbewerbe und Kabarettdarbietungen. Spaß gibt es auf dem Schulhof mit Bullriding.

Als Höhepunkt soll eine Zeitkapsel vergraben werden mit Widmungen der 36 Klassen für zukünftige Schüler - in 25 Jahren soll sie wieder ausgegraben werden. Außerdem wird der Schule das Prädikat „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ verliehen. (szö)

Von Anfang an und bis heute setzt die Schule auf Teamarbeit - sowohl bei den Schülern im Unterricht als auch im Kollegium, wo Entscheidungen ausschließlich im jahrgangsübergreifenden Pädagogenteam getroffen werden. Und so stehen auch für die Schüler mehr Lehrer als nur der Klassenlehrer als Ansprechpartner zur Verfügung.

Schülerfirma macht IGS-Merchandisingprodukte

Froh war Annika Vogel aber auch darüber, dass ihr ein berufsbegleitendes Studium von der Schulleitung ermöglicht wurde – schon mit Blick auf die Idee der Integration. Als Förderschullehrerin ist sie heute im Kollegium nicht nur für die rund 50 Kinder mit Integrationsbedarf zuständig, sondern auch für die Schüler mit sogenannten Teilleistungsstörungen wie Dyskalkulie oder Lese-Rechtschreib-Schwäche. Denn rund ein Drittel der insgesamt rund 950 Schüler haben in dieser Hinsicht Probleme.

Nicht nur der reguläre Unterricht, sondern die vielen Arbeitsgemeinschaften der IGS sind für Annika Vogel und für die anderen 81 Lehrer und 5 pädagogischen Mitarbeiter das Besondere an ihrer Schule: Hier gibt es unter anderem einen heiß begehrten Minizoo mit Meerschweinchen, Hamstern, Fischen, Mäusen und Heuschrecken, eine Schülerfirma für IGS-Merchandisingprodukte wie T-Shirts und eine hauseigene Band. Was an der IGS konkret alles möglich ist, zeigen die Schüler am Donnerstag beim Tag der offenen Tür. (mz)