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Landessiegerin bei „Jugend forscht“ 15-Jährige aus Halle entlockt Bernsteinen alte Geheimnisse

Die Cantor-Schülerin Inga Endtmann entlockt Bernsteinen Jahrmillionen alte Geheimnisse und wird Landessiegerin bei „Jugend forscht“.

18.04.2021, 17:00

Halle (Saale) - Der Blick in einen Bernstein öffnet ein honiggelbes Fenster in die Vergangenheit. Über den Abstand von Jahrmillionen schauen einen mitunter die perfekt konservierten Augen prähistorischer Wesen an.

„Bernsteine sind Zeitkapseln“, sagt die 15-jährige Inga Endtmann mit einer Mischung aus Begeisterung und wissenschaftlichem Ernst. Die junge Forscherin muss es wissen, schließlich hat sie ein Jahr lang ihre Freizeit den Geheimnissen des fossilen Harzes gewidmet. Bisher wusste nämlich niemand, wie alt der berühmte Bernstein des ehemaligen Tagebaus Goitsche bei Bitterfeld ist. Inga Endtmann ist des Rätsels Lösung einen großen Schritt näher gekommen und wurde mit ihren Ergebnissen bei „Jugend forscht“ im Bereich Geo- und Raumwissenschaften Landessiegerin.

Uralter Blütenstaub auf den Objektträger

Um der Entstehungszeit der Steine auf die Spur zu kommen, hat sie darin eingeschlossene Pollen unter dem Mikroskop untersucht. Dabei war es gar nicht leicht, den uralten Blütenstaub auf den Objektträger zu bekommen. Die Zehntklässlerin des Georg-Cantor-Gymnasiums löste die Fossile dafür in einer speziellen Lösung auf, siebte die Pollen heraus, wusch sie und goss sie schließlich in Glycerin-Gelatine. Alles, ohne den sauerstoffempfindlichen Blütenstaub zu zerstören. Durchgeführt hat sie ihre Experimente im halleschen Landesamt für Geologie und Bergwesen, bei dem ihre Mutter angestellt ist.

Mit Zugang zu den Mitteln der Labore konnte die Nachwuchs-Forscherin insgesamt 14 verschieden Pollenarten nachweisen. Damit war der Weg geebnet, das Alter des Bernsteins zu bestimmen, indem sie das Zeitfenster feststellte, in dem alle entdeckten Pollen zugleich existierten. Das Ergebnis war eine Überraschung: Der Bernstein erwies sich als älter, als bisher gedacht. Ihren Untersuchungen nach ist der Bernstein vor 41 bis 43 Millionen Jahren entstanden, in der Geologie eine recht genaue Angabe.

Landessieg bei „Jugend forscht“

Wenn Inga Endtmann von ihren Versuchen spricht, merkt man ihr ihre Erfahrung als Naturwissenschaftlerin an. Seit der vierten Klasse nimmt sie jedes Jahr an Nachwuchs-Wettbewerben teil. Ihr diesjähriger Landessieg bei „Jugend forscht“ ist dabei ihr bisher bestes Ergebnis. Ihr Projekt für das nächste Jahr steht auch schon fest: „Ich will die Herkunft des Bitterfelder Bernsteins untersuchen, die ist auch noch nicht geklärt.“

Die Forschung zieht sie in ihren Bann, seit sie vor Jahren Kristalle und fossiles Holz in der Sammlung ihres Vaters entdeckte. „Es ist eine schöne Freizeitbeschäftigung.“ Selber hat sie auch schon Bernsteine für ihre Sammlung gefunden, aber nur an Nord- und Ostsee: „Ein Bitterfelder fehlt mir noch.“ (mz/Phillip Kampert)