1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gräfenhainichen
  6. >
  7. Lesung mit Sabine Hennig-Vogel: Lesung mit Sabine Hennig-Vogel: Wittenberger Autorin liest Krimis in Gräfenhainichen

Lesung mit Sabine Hennig-Vogel Lesung mit Sabine Hennig-Vogel: Wittenberger Autorin liest Krimis in Gräfenhainichen

Von Marcel Duclaud 26.11.2019, 11:04
Mag Kurzgeschichten, hat aber auch schon einen Roman veröffentlicht: Sabine Hennig-Vogel. Am Mittwoch liest sie in Gräfenhainichen.
Mag Kurzgeschichten, hat aber auch schon einen Roman veröffentlicht: Sabine Hennig-Vogel. Am Mittwoch liest sie in Gräfenhainichen. Alexander Baumbach

Wittenberg/Gräfenhainichen - Dass die Briefe, die sie erhielt, geöffnet wurden, der Verdacht kam Sabine Hennig-Vogel schnell - man sah das an den leicht verrutschten Poststempeln. Die Autorin aus Wittenberg studierte damals Geschichte im russischen Krasnodar, das war in den 1980er Jahren und eigentlich eine schöne Zeit. Zu den Kommilitonen zählten junge Leute aus Vietnam, Afghanistan, Afrika. In der Sowjetunion begann mit Perestroika und Glasnost eine vorsichtige Öffnung. Sie spricht von einer Familie, wenn sie die deutschen Studenten dort meint. Klar geworden ist ihr später, dass einer aus der „Familie“ ein Zuträger war, ein Post lesender Stasi-Spitzel.

Das ließ der Absolventin mit Auszeichnung keine Ruhe, auch viele Jahre später nicht. So kam ihr Roman-Debüt zustande, eine Auseinandersetzung mit diesen Erlebnissen in Krimi-Form. Sabine Hennig-Vogel hat lange daran geschrieben, im vergangenen Jahr erschien dann „Jahrring“ im Fehnland-Verlag, inzwischen ist bereits die zweite Auflage gedruckt. An diesem Mittwoch liest die Autorin in der Stadtbibliothek von Gräfenhainichen aus ihrem Buch, das am Bergwitzsee spielt. Just dort nämlich treffen sich Mitglieder einer DDR-Auslandsstudentengruppe zum Picknick. Plötzlich kollabiert eine Teilnehmerin und stirbt...

Sie selbst weiß nicht genau, wer der Spitzel damals war, bei Treffen, die tatsächlich stattfanden, wurde das Thema schnell abgebügelt, bekannt hat sich keiner. Einen Verdacht hat sie freilich: „Aber ich kann es nicht beweisen.“

Bis die Wittenbergerin, die in Roßlau aufwuchs, zu einer Autorin wurde, dauerte es seine Zeit. Sie selber sagt: Im ersten Drittel des Lebens war sie regelrecht lesesüchtig, im zweiten gehörten Fachbücher zur bevorzugten Lektüre, nun, im dritten Drittel, greift sie selbst zur Feder. In der Zwischenzeit hat sie viel erlebt, eine „gebrochene Erwerbsbiografie“ hinter sich, wie so viele: wissenschaftliche Assistentin an der Handelshochschule Leipzig, später in Wittenberg kurz im Stickstoffwerk, im Haus der Geschichte, im Institut für deutsche Sprache und Kultur. Umschulung zur Kauffrau für Bürokommunikation, Zusatzstudium Deutsch als Fremdsprache.

Was sie zum Schreiben brachte, waren nicht zuletzt ihre Erlebnisse als Arbeitsvermittlerin in der Agentur für Arbeit: „Geschichten aus dem Amt“. Offiziell publiziert hat sie die zwar nicht, aber weitergegeben schon und Zustimmung erhalten.

Inzwischen arbeitet Sabine Hennig-Vogel als Übersetzerin und schreibt im Übrigen fleißig weiter. Gerne in der kurzen Form, die ihr liegt. Und gerne Kriminalgeschichten. Die Wittenbergerin gehört zur Gruppe „Tödlich“ mit Autoren aus Österreich, der Schweiz und Deutschland, die jährlich eine Anthologie veröffentlicht. Gerade erschienen ist der Band für dieses Jahr, der das Motto „Sagenhaft böse“ trägt. Der Beitrag aus Wittenberg ist „Weiße Frau 2.0“ überschrieben. Was sie an Krimis reizt? „Etwas aufklären zu können.“

Neben den Krimis freilich entstehen noch andere Texte, solche der schrägen Art - nachzulesen etwa in die „Die kranken Köche“ (Schraegverlag) und solche zu zeithistorischen Themen. Weil Sabine Hennig-Vogel enge Verbindungen in die Ukraine hat, schrieb sie sechs Kurzgeschichten „am Rande des Maidan“, Texte über die „Revolution der Würde“. Dass die Widerspruch provozieren im Osten der Republik, hat sie öfter erlebt.

››Die Lesung in der Bibliothek in Gräfenhainichen beginnt am morgigen Mittwoch um 18.30 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Euro. (mz)