Fünfte Jahreszeit in Gräfenhainichen Fünfte Jahreszeit in Gräfenhainichen: Rathaus-Elvis in der Wüste
Gräfenhainichen - Das ist ein Paukenschlag: Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) ist seinen Job los. „Freigestellt bis Aschermittwoch“, steht es in fetten blauen Lettern auf gelbem Grund geschrieben. Die Jecken des Gräfenhainicher Carneval Clubs (GCC) stehen zur Machtübernahme im Rathaus der Heidestadt. Sie holten den Schlüssel und schickten den Rathauschef in die Wüste.
Nach Las Vegas vielleicht, wo Schilling seiner großen Leidenschaft frönen könnte. Er macht kein Geheimnis daraus, laut, lange und mit voller Inbrunst zu singen. Er ist „der Elvis aus dem Rathaus“ und stand als solcher am 11.11. pünktlich auf der Gräfenhainicher Freilichtbühne.
Die Jecken aus der Heide starteten in ihre 44. Session. Die Ansage war deutlich: „Mit Carneval und Rock ’n’ Roll, fühl’n sich Hänjer Narren wohl!“
Hänichens Narren sind bereit für neue Abenteuer und haben Januar und Februar im Blick. Sie rocken die Bühne im Sportforum am 27. Januar (Nachmittagsgala), am 28. Januar (Kinder-Gala) sowie am 3. und 10. Februar (Große Abendgala). Karten dafür gibt es wie gewohnt bei Fahrrad-Loos. Am 11. Februar steht ganz Gräfenhainichen Kopf. Dann startet der GCC den größten Rosensonntagszug der Heide.
Eigentor für die Jecken. Während die bis Aschermittwoch versuchen müssen, die Geschicke der Stadt zu leiten, kann Schilling den Elvis geben. Dass er die Chance beim Schopfe greift, lag nahe. Elvis-Robe, Mikro und geölte Stimme. Schilling trällerte auf der Freilichtbühne vom „Teddy Bear“. Das Publikum tobte, wünschte Zugabe. Die Welt ist nicht aus den Fugen. Die Welt ist in Ordnung, wenn man über sich und die Jecken lachen kann.
Der GCC hat Fahrt aufgenommen und zum Auftakt ordentlich Stehvermögen beweisen müssen. Früh 8.30 Uhr ging es 187 Stufen nach oben. Wer dem Hänicher Carneval vorstehen möchte, muss klettern. Prinz Aron I. und seine holde Isabell I. ließen sich nicht lumpen. Sie tauschten auf dem Wasserturm die Deutschland- gegen die Hänicher Flagge.
„Wurde auch Zeit. Seit dem letzten Sturm war von Schwarz-Rot-Gold nicht mehr viel übrig“, hatte GCC-Urgestein Michael Walther kundgetan. Überhaupt zeigte er sich redselig am kalten Samstagmorgen. Er lud die Freunde des karnevalistischen Frohsinns auf die Freilichtbühne ein.
Das erste Mal nach acht Jahren Pause feierten die Jecken dort die Übernahme der Macht. „Kommen sie ruhig. Wir haben die Bühne extra überdacht.“ Narren dürfen, was Anderen als Hochstapelei ausgelegt werden würde. Ihr Dach hat die Freilichtbühne schließlich seit mehr als einem Jahrzehnt.
Der GCC feiert mit „Hänichen Ojeh“ und seinem neuen Prinzenpaar. Auch der Rathaus-Elvis frohlockte. Keine Kutsche aber reichlich Pferdestärken. Aron I. und Isabell I. lassen es krachen. PS-Gewalt geht immer. Zur Schlüsselübergabe rollten sie im Ami-Straßenkreuzer vor, zur Gala am Abend wurde die Harley feingemacht.
Der Prinz gibt Gas – Abgas inklusive. Die Jecken sind außer Rand und Band. Die Garden tanzen, der Elferrat und die Ratselfen setzen mit ihrer Modenschau Zeichen. Die eine will „einen Cowboy als Mann“, die anderen sehen sich als „kleine Italiener“. Die Zeit ist zurückgedreht. Die 50er und frühen 60er sind zurück. Das Alles schreit nach Petticoat. Kein Problem.
Es ist die heile Welt. „Und in Hänichen ist nichts mehr los.“ Claus Feldstein steht mit Außenreporter Reiner Schund vor dem Aus. Dem GCC-TV sind die Themen abhanden gekommen. Also nichts machen oder als Fachkraft für den neuen Bauhof bewerben. „Nur Rechtshänder“, weiß Schund.„Linkshänder haben die im Rathaus schon genug.“
Klamauk muss sein. Die Narren sind so frei. Sie präsentieren ein Hänicher Verkehrskonzept und wollen den Zebrastreifen in Jüdenberg gar nicht mehr erwähnen. Das „Z-Wort“ wurmt. Deshalb Vorsicht, liebe Bürokraten! Sollte der Bau bis Rosenmontag nicht vollendet sein, droht karnevalistisches Ungemach. (mz)