Erinnerung an Günter Lönnig Erinnerung an Günter Lönnig: Voller Elan für seinen Heimatort

Möhlau - Der langjährige Möhlauer Bürgermeister Günter Lönnig ist tot. Er starb in der vergangenen Woche im Alter von 76 Jahren. „Wir haben alle gewusst, dass er sehr krank war. Am Ende kam die Nachricht von Günters Tod aber doch überraschend“, erklärt Marek Pannicke (Linke). Er hatte im Herbst die Nachfolge von Lönnig als Möhlauer Ortsbürgermeister angetreten und immer betont, in wahrlich großen Fußstapfen unterwegs zu sein.
Auch Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) drückt der Familie Günter Lönnigs sein Mitgefühl aus. Als Politiker stehe er dazu, dass er nicht immer einer Meinung mit dem Möhlauer gewesen sei. Egal. „Er hat sich für seinen Ort starkgemacht und dort zweifellos bleibende Spuren hinterlassen. Ich finde es schade, dass er vom ersehnten Plus an Freizeit nach seinem Rückzug vom Bürgermeisteramt nicht mehr sehr viel gehabt hat.“
Gerade die Freizeit hatte Günter Lönnig neben dem fortgeschrittenen Alter und der angeschlagenen Gesundheit ins Spiel gebracht, als er im letzten Sommer nach 22 Jahren als Bürgermeister Abschied nahm. Ausdrücklich bedankte er sich damals bei seiner Frau, die im Hintergrund Termine organisiert, ihm einfach den Rücken freigehalten hatte. „Sie hat so viele Überstunden angesammelt. Da muss ich mir jetzt überlegen, wie wir die zusammen abbummeln können“, erklärte er beim Abschied aus dem Amt.
Günter Lönnig war Querdenker. Er hat angeeckt, um für seinen Ort etwas zu erreichen. Mit Linken-Mandat war er in die Nachwendepolitik eingestiegen und hatte später als Frontmann die Wählergemeinschaft Möhlau auch im Gräfenhainicher Stadtrat vertreten. Nie hat er einen Hehl aus seiner Ablehnung verordneter kommunaler Ehen gemacht. Er kämpfte lange und intensiv um die Eigenständigkeit des Ortes, in den er 1969 gezogen war.
1994 wurde Günter Lönnig erstmals zum Möhlauer Bürgermeister gewählt. Er blieb das so lange wie niemand zuvor in der Bergarbeitergemeinde. Nur 2002 räumte er kurzzeitig den Stuhl. Er trat wegen Meinungsverschiedenheiten im Rat zurück und wurde bei der nachfolgenden Wahl prompt wiedergewählt.
Immer wieder brachte Lönnig die flächendeckende Versorgung mit Erdgas und Telefon ins Spiel. Freute sich über ein top ausgestattetes Sportforum und einen Kommunalen Eigenbetrieb, der die Leitungssysteme mit vergleichsweise geringen Belastungen für die Bürger erneuert hatte.
Nach dem Rückzug vom Bürgermeisteramt war es ruhiger geworden um Günter Lönnig. Er arbeitete noch im Ortschaftsrat mit, vertrat seinen Ort im Stadtrat. Immer dabei ein Notizbuch Din A 4. Penibel genau wurde aufgelistet, was wann wo geschah. Das Buch lieferte auch Argumente für die Jahre andauernde Fehde mit seinem FDP-Widersacher im Rat, Manfred Wirth.
Beide schenkten sich nichts, einmal musste im Rat sogar die Polizei schlichten. Im Nachhinein schätzte er es als dunkle Stunde seiner Amtszeit ein. „Wir hätten noch mehr erreicht, wenn wir uns im Rat nicht um persönliche Dinge gestritten hätten.“ Jetzt ist er für immer verstummt. (mz)