Aktion in Gräfenhainichen Aktion in Gräfenhainichen: Kinder unterstützen Ärzte

Gräfenhainichen - Die Schüler der Berufsschulstufe der Peter-Petersen-Schule wollen helfen. Sie haben vor, Geld zu spenden. „Deshalb arbeiten wird hier, räumen Müll weg und kehren den Parkplatz“, erklärt Katharina Gluth.
Mit ihren Mitschülern ist sie rund um Gräfenhainichens Edeka-Getränkemarkt aktiv. Zu tun gibt es hier immer etwas. „Wir schaffen das normalerweise auch allein“, sagt Marktleiter Olaf Dietrich. Dass er dennoch einmal im Jahr die Hilfe der Petersen-Schüler in Anspruch nimmt, hat einen simplen Grund.
Die Peter-Petersen-Schule ist eine Förderschule für Kinder und Jugendliche mit dem Schwerpunkt geistiger und körperlicher Behinderung. In der Einrichtung im Gräfenhainichener Poetenweg werden bis zu 40 Schüler unterrichtet. Träger ist der Landkreis Wittenberg.
Die Schule macht immer wieder mit Projekten auf sich aufmerksam. Dazu gehört die enge Kooperation mit den Profi-Basketballern des Mitteldeutschen BC und das über zwei Jahre angelegte Gesundheitsprojekt „Mensch, bleib gesund“.
Dietrich freut sich, dass die jungen Leute nicht einfach so um Unterstützung bitten. „Sie wollen dafür auch eine Gegenleistung erbringen. Noch mehr beeindruckt mich aber, dass sie das Geld gar nicht für die eigene Kasse haben wollen. Deshalb dürfen sie hier werkeln. Und sie bekommen wie in der Vergangenheit 150 Euro.“
Das Geld haben Katharina Gluth, Sarah Dittmann, Tobias Gerth und die anderen Schüler bereits fest verplant. „Ärzte ohne Grenzen“ und die SOS-Kinderdörfer sollen jeweils die Hälfte ihres Arbeitslohnes bekommen. „Das haben wir alles im Unterricht abgesprochen“, bestätigt Lehrerin Andrea Lier.
Sie begleitet ihre Schützlinge seit Jahr und Tag beim Arbeitseinsatz vor dem Getränkemarkt. Der hat neben der Spende einen weiteren Sinn. „Unsere Schüler merken, dass von nichts auch nichts kommt. Sie lernen, Arbeit zu schätzen. Es geht ums Geben und Nehmen.“ Für Andrea Lier ist die Auswahl der Spendenempfänger alles andere als Zufall. „Ärzte ohne Grenzen“ sei eine Organisation, deren Arbeit die Förderschüler erfassen können. „Sie helfen ehrenamtlich in der ganzen Welt, impfen, versorgen Patienten.“
Im Falle von SOS-Kinderdörfern geht es um Aufnahme und Betreuung. Um Zuwendung und das Gefühl, einer großen Familie anzugehören. Auch das ist ein Thema, mit dem sich die jungen Leute aus der Peter-Petersen-Schule häufiger auseinandergesetzt haben.
Die Arbeit mit Besen, Harke und Schaufel geht gut von der Hand. „Mir macht das Spaß“, sagt Katharina Gluth. Sie geht sogar noch weiter. Nur noch ein paar Monate lernt sie an der Petersen-Schule. Dann soll sie beruflich Fuß fassen. Die Praxis liegt ihr. „Irgendwas mit Gartenbau möchte ich machen.“ Die junge Frau hat Pläne und keine Probleme damit, während der Haupteinkaufszeit für jedermann sichtbar den Besen zu schwingen. „Einer muss es doch machen.“
Die Aktion der Peter-Petersen-Schule ist keine Eintagsfliege. Seit mittlerweile sechs Jahren arbeiten Schüler und der Edeka-Markt zusammen. Und dennoch gibt es Leute, die erst einmal staunen. „Mich wundert, dass hier junge Leute kehren“, erklärt Erika Hanusch. Als sie vom tieferen Sinn des Arbeitseinsatzes hört, zieht sie sprichwörtlich den Hut. „Das ist doch mal was anders als das ewige Anspruchsdenken. Das gefällt mir“, sagt die Dessauerin.
Die Schüler indes drücken aufs Tempo. Hof und Parkplatz müssen in einer Stunde sauber sein. „Nur dann bekommen wir das Geld“, ahnt Tobias Gerth. (mz)