17. Skulpturenwettbewerb 17. Skulpturenwettbewerb: So entsteht in Tornau mit Kettensägen Kunst

Tornau - „Kunst mit Kettensägen“ begeistert. Tausende Neugierige zog es am Wochenende nach Tornau. Auf der Wiese neben Weichers Mühle schnitzten 39 Kettensägekünstler auf Einladung der Ortschaft Tornau, des Vereins Dübener Heide und von Heidemaler Wolfgang Köppe um die Wette. Motto in diesem Jahr: „Bäume verbinden Generationen“.
Am Hammerbach war das mehr als verbindender Leitspruch. Schnitzer machten ernst. Zur Säge griffen alte Hasen wie der mittlerweile fast 75 Lenze zählende Günther Wurl aus Leipzig. Spaß am Schnitzen hatte aber auch der Nachwuchs. Kevin Heinz aus dem thüringischen Pößneck und Julia Richter aus Bad Liebenwerda in Brandenburg sind gerade einmal elf Jahre alt. Aber absolut sicher im Umgang mit der Säge und überzeugt vom eigenen Können.
„Wir schnitzen ein Willkommensschild“, erzählt Julia. Kevin hingegen erklärt, dass er vor gut einem Jahr auf die Säge gekommen ist. Kein Zufall übrigens. Die jüngsten Teilnehmer beim mittlerweile 17. Holzskulpturenwettbewerb stammen aus Schnitzerfamilien und haben keine Scheu vor großen Kreationen. „Schilder und Pilze mache ich am liebsten“, erzählt Kevin.
Julia hat ihre Säge schon wieder griffbereit. „Kunst mit Kettensägen“ ist auch ein Wettbewerb, bei dem die Zeit zählt. Nur zwei Tage bleiben, um aus meterhohen Holzstämmen Figuren zu zaubern. Oder wie Heidemaler Wolfgang Köppe meint, Bäumen neues Leben zu geben.
Vielfalt ist die Dominante des Wettbewerbs. Raik Zenger aus Bad Düben ist einer der Dauerstarter auf Weichers Mühle und immer wieder für Überraschungen gut. Vor drei Jahren kreierte er einen Riesenstorch, der sich mittlerweile zum Tornauer Wahrzeichen gemausert hat. „Ein Storch braucht aber auch Liebe.“ Zenger will sich den kleinen Seitenhieb nicht ersparen. Kunst aus Holz sei nun einmal vergänglich, würde sie nicht ab und an mit einem Schutz versehen.
39 Schnitzer griffen bei der 17. Auflage des Holzskulpturenwettbewerbs in Tornau zu den Kettensägen. Die Teilnehmer mit der weitesten Anreise waren Sergej Dischlewoi (Ukraine) und Robertas Keliauskas (Litauen). Höhepunkt des Wettbewerbs ist die Preisübergabe auf der Festwiese am Hammerbach. Platz 3 in der Zuschauerwertung belegte Alf Kampfmeier (Schweiz) mit seinem Maskottchen für die Tornauer Sportler. Zweiter wurde Axel Glanz (Sachsen-Anhalt) mit „Verwurzelt“. Der Siegerpreis ging an die Thüringer Michael Krüger und Christian Schmitt für „Die letzte Fahrt“. Mit ihrer Skulptur entschieden sie auch den Künstlerwettbewerb. Silber unter den Künstlern errang Sergej Dischlewoi mit „Erntefrau“. Dritter wurde Jens Gebhardt (Sachsen) mit „Wasserfall“. Den Köppe-Preis gewann Christian Seidel (Sachsen-Anhalt) mit „Tiefer Einschnitt“. (mz/ur)
Zenger legt nach. Schnitzt mit der Säge eine Familie aus dem Stamm. Großeltern, Eltern, Kind. Dazwischen eine Taube als Symbol des Friedens. „Ohne Frieden wird es doch nichts mit dem Zusammensein von Generationen“, sagt der Sachse auch ins Mikro von Maxi Arland. Der Moderator war die ganze Woche in Tornau und Umgebung unterwegs, hatte Schlagergrößen im Schlepptau und die eigene Sendung „Musik auf dem Lande“ im Blick.
Tornau für anderthalb Stunden zu bester Sendezeit als Nabel der Fernsehwelt: Die Vorstellung gefällt nicht nur Ortsbürgermeister Udo Reiss. Auch die Gäste des Wettbewerbs spielten mit und rückten vor der Bühne zusammen. „Mit mir könn’ses ja machen“, trällerte Frank Schöbel und legte mit „Wie ein Stern“ und „Ich geh vom Nordpol zum Südpol zu Fuß“ nach. „Einfach toll. Den habe ich bisher nur im Fernseher gesehen.“ Margit Drechsler war nicht die einzige Besucherin, die aus dem Häuschen war.
Tornau punktete richtig und trotzte auch manchem Regenschauer. Kunst wuchs und hatte manchmal auch einen ganz praktischen Sinn. Roland Bär aus Burgkemnitz zum Spiel schnitzt seit Jahren an seinem großen Schachspiel. Bauer und Turm sind fertig. Jetzt wurde der Schwierigkeitsgrad mit dem Springer deutlich erhöht. Die Säge sang, Späne flogen. Kunst mit Kettensägen ist keine Sache für zarte Seelen.
Abseits der Schnitzerwiese gab es reichlich Abwechslung. Der Heidemarkt lockte mit typischen Produkten vom Heidebrand bis zum Holzskulpturentee. Die Bühne gehörte unter anderen Frank Schöbel, Maxi Arland sowie „Sarah and the BeatBoyz“ aus Leipzig“. Aber geht der Holzskulpturenwettbewerb wirklich ohne Säge? Nein. Das merkten Schöbel und Arland schnell. Sie traten mit Bürgermeister Udo Reiss zum Wettstreit mit der Schrotsäge an. (mz)
