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Zentraltheater in Eisleben Zentraltheater in Eisleben: Vor 100 Jahren öffnet das Kino wieder seine Pforten

Von Burkhard Zemlin 21.11.2016, 16:00
Ein alter Kinosaal/Symbol.
Ein alter Kinosaal/Symbol. berliner zeitung

Eisleben - Vor 100 Jahren begann am Eisleber Plan nach Wochen oder vielleicht sogar Monaten Unterbrechung wieder der Lichtspielbetrieb. In einer Anzeige des Eisleber Tageblattes wird mitgeteilt: „Neueröffnung des Zentraltheaters, Plan 1, Sonnabend, den 18. November, abends 6 Uhr.“

Über den Spielplan wird in dieser Ankündigung zwar nichts gesagt, dafür weckte die Anzeige Erwartungen: „Der Direktion ist es gelungen, mit den ersten Filmfirmen Deutschlands das Erstaufführungsrecht für Eisleben auf eine ganze Serie erstklassiger Monopolschlager zu erhalten, sodaß sie in der Lage ist, dem geehrten Publikum von Eisleben und Umgebung stets ein sensationelles Programm zu bieten.“

Weiße Wand in Eisleben wird in „Central-Theater“ umbenannt

Welche Personen der Direktion angehörten, die seinerzeit so kräftig die Werbetrommel rührte, ist heute leider nicht mehr bekannt.

Ob vielleicht Anton Marko noch an dem Unternehmen beteiligt war? Dieser Name Stand noch ein Jahr zuvor auf einem Inserat, das für den 18. September 1915 ein „Eröffnungs-Programm“ im „Central-Theater (Plan frühere Weiße Wand)“ ankündigte. Marko versicherte: „Es soll stets mein Bestreben sein, nach Möglichkeit den Ansprüchen der geehrten Besucher gerecht zu werden.“

Er schloss mit der Bitte, ihn „darin durch zahlreichen Besuch gütigst zu unterstützen“.

Kino musste in Kriegszeiten geschlossen werden

Doch die Zeiten waren schlecht, in Europa herrschte Krieg, die Bevölkerung litt Not, es fehlte an Lebensmitteln, Brennstoffen und was sonst noch gebraucht wurde. Die Leute hatten anderes im Sinn, als einen Kino-Betreiber „gütigst zu unterstützen“. Bis wann Marko seinen Betrieb im Krieg aufrecht erhalten konnte, ist nicht überliefert.

Sicher ist jedoch dass im November 1916 jemand einen Neuanfang wagte und bei dieser Gelegenheit die neue Schreibweise „Zentraltheater“ einführte. Damit könnten sich auch die Besitzverhältnisse verändert haben, die allerdings nicht von Dauer waren. Denn bereits am 16. April 1919 zeigten Wilhelm Hesse und seine Frau eine Geschäftseröffnung in eben diesem Haus an. Die Eheleute teilten mit, dass sie das Grundstück Plan 1 mit Restaurant und Cafe käuflich erworben haben und am 17. April unter den Namen „Gastwirtschaft zum Ring“ eröffnen werden.

Ehemaliges Zentraltheater verwandelt sich in ein Geschäft

Der neue Wirt ließ den Zuschauerraum zu einer Verkaufseinrichtung umgestalten, schreibt Rolf Enke in seinem Heft „Kinematographische Theater in Eisleben“ (1999) und setzt hinzu, dass hier zunächst eine Fleischverkaufsstelle des Sangerhäuser Konsumvereins eingerichtet wurde. „Dann übernahm das Konfitürengeschäft ,Most GmbH' aus Halle den Laden und errichtete hier eine Filiale“, so Enke.

Auf einer Postkarte aus den 1920-er Jahren ist an der Fassade unter den Buchstaben „Gasthaus Goldener Ring“ die nicht minder große Schrift „Most Most“ zu lesen.

Von 1919 bis 2000 war die Gaststätte „Goldener Ring“ am Plan 1 untergebracht

Im Lutherjahr 1933 oder früher hat hier Franz Knothe mit seinen Sportartikel- und Spielwarengeschäft Einzug gehalten, wie ein Foto belegt, das 1933 während der Lutherfeiern entstand.

Die Gaststätte „Goldener Ring“ schloss erst im März des Jahres 2000 seine Pforten. Als letzten Wirt nennt die Chronik Peter Jeske, der 20 Jahre in diesem Haus tätig war. Seine Eltern kannten noch Heinz Hesse, einen Nachfahren von Wilhelm Hesse, der den Goldenen Ring 1919 eröffnet hatte. (mz)